HNO-Klinikdirektor Prof. Stefan Plontke von der Universitätsmedizin Halle nahm die weltweit erste reguläre Implantation des neuen Gerätes selbst vor.
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Forschung aus Sachsen-Anhalt Extraflaches Hörimplantat in Halle zum allerersten Mal eingesetzt

17. September 2024, 12:36 Uhr

Ein Team der Universitätsmedizin Halle hat die weltweit erste Implantation eines neuen, extraflachen, elektronischen knochenverankerten Hörsystems vorgenommen. Auch an dessen Entwicklung waren die Hallenser maßgeblich beteiligt. Besonders fortschrittlich ist die geringe Implantationstiefe des Geräts, wovon auch Kinder profitieren können.

Es gibt verschiedene Arten von Hörimplantaten, zum Beispiel Knochenleitungshörimplantate. Sie sind eine bewährte Behandlungsmethode zur Verbesserung des Hörvermögens bei Menschen mit Schallleitungshörverlust. Ein über der Haut liegender Audioprozessor nimmt dabei die Schallschwingungen auf. Über einen seitlich am Kopf im Schläfenbeinknochen implantierten vibrierenden Schallkopf werden diese Signale über den Knochen direkt an das Innenohr geleitet. Dadurch wird das geschädigte Außen- oder Mittelohr effektiv umgangen.

Und solche Knochenleitungshörimplantate sind nun deutlich verbessert geworden. "Das neue Implantatgehäuse ist wesentlich flacher als bisherige Geräte und kann daher bei fast jeder Schädelform eingesetzt werden. Durch seine höhere Leistung verspricht es zudem bessere Ergebnisse bei zusätzlichen Innenohrschwerhörigkeiten", erklärt Stefan Plontke. Er ist Direktor der Universitätsklinik und Poliklinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie an der Universitätsmedizin Halle und war nicht nur an der Erforschung des neuen Implantats maßgeblich beteiligt, sondern hat nun auch dessen weltweit erste reguläre Implantation selbst vorgenommen.

Und nicht nur die Bauform ist besser als bei früheren Geräten, auch die Leistung. "Der externe Audioprozessor verfügt erstmals über moderne digitale Schallvorverabeitung sowie Anschluss- und Steuerungsmöglichkeiten. Das System kann seine Einstellungen automatisch an die jeweilige akustische Situation anpassen, zum Beispiel an eine ruhige Umgebung, Hintergrundgeräusche oder Musik", sagt Plontke.

Knochenleitungshörimplantate: Dicke des Schädelknochens ist entscheidend

Damit Knochenleitungshörimplantate genügend Platz haben und das Signal an den Knochen weiterleiten können, wird bei der Operation eine kleine Aussparung im Schläfenbein geschaffen. Das setzt aber eine ausreichende Knochendicke voraus. Während der Entwicklungsphase des Geräts zeigte die Forschungsgruppe aus Halle gemeinsam mit Kollegen aus Schweden in einer vom Hersteller gesponserten Studie, wie sich die geringe Implantationstiefe des neuen Geräts auf das Nutzungspotenzial auswirkt.

Die Wissenschaftler simulierten Implantationen an 3D-Modellen, die aus fast 200 verschiedenen Schädel-Scans entstanden waren, ein Drittel davon waren Schädel von Kindern. "Der implantierte Teil des neuen Geräts ist nur drei Millimeter dick. Durch die flachere Bauweise muss für das Implantatlager deutlich weniger Knochenmaterial abgetragen werden als bisher. In unserer Studie konnten wir nachweisen, dass die Knochendicke für das neue Implantat und seine Fixierung bereits ab einem Alter von neun Jahren ausreicht", erklärt Physiker Torsten Rahne, Leiter der Audiologie und des HNO-Forschungslabors an der Universitätsmedizin Halle, der bereits seit vielen Jahren an der Entwicklung des Systems beteiligt ist. "Bis auf ein sechs Monate altes Baby war die Knochendicke auch bei jüngeren Kindern ausreichend für die Implantation und Fixierung", so Rahne.

Links/Studien

Studie "Assessment of Temporal Bone Thickness for Implantation of a New Active Bone-Conduction Transducer" der Forschungsgruppen aus Halle und Schweden, erschienen 2021 im Fachjournal "Otology & Neurotology"

(rr)

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