Buchseite mit abbildungen von Schädeltraumata bei Opfern des Charterhouse Warren-Massakers
Bildrechte: Schulting et al. Antiquity, December 2024

Kannibalismus 37 Bronzezeit-Bewohner Englands geschlachtet und gegessen

16. Dezember 2024, 17:30 Uhr

Im Südwesten Englands wurden vor etwa 4.000 Jahren 37 Männer, Frauen und Kinder getötet, geschlachtet und wahrscheinlich auch gegessen. Vermutlich sollten die ermordeten Bronzezeit-Bewohner durch den Kannibalismus entmenschlicht werden, vermuten Archäologen.

Archäologen haben bei der Analyse der Knochen von mindestens 37 Bronzezeit-Bewohnern aus dem Südwesten Englands festgestellt, dass alle Individuen getötet, geschlachtet und wahrscheinlich auch verzehrt worden waren. Wie das internationale Archäologen-Team um den Oxford-Professor Rick Schulting in der Fachzeitschrift Antiquity schreibt, handelt es sich um das größte Beispiel zwischenmenschlicher Gewalt in der britischen Vorgeschichte.

Schnittwunden an Knochen

Schnittmarken an Oberarmknochen Humerus aus Charterhouse Warren England
Schnittmarken an einem Oberarmknochen aus Charterhouse Warren. Bildrechte: Schulting et al. Antiquity, December 2024

Den Studienautoren zufolge lebten die Opfer in der frühen Bronzezeit, die in England vor etwa 4.200 Jahren begann. Die über 3.000 analysierten Knochen und Knochenfragmente der massakrierten Männer, Frauen und Kinder waren bereits in den 1970er-Jahren in einem 15 Meter tiefen Schacht in Charterhouse Warren in der südwestenglischen Grafschaft Somerset entdeckt worden. Sie wurden nun mit neusten Methoden analysiert.

Alle Schädel wiesen der Studie zufolge auf einen gewaltsamen Tod durch stumpfe Gewalt hin. Außerdem fanden die Forscher zahlreiche Schnittwunden und perimortale Frakturen (etwa zum Zeitpunkt des Todes) an den Knochen. Dies deutet nach Ansicht der Archäologen darauf hin, dass sie geschlachtet und möglicherweise teilweise auch verzehrt wurden.

Opfer sollten entmenschlicht werden

Buchseite mit abbildungen von Schädeltraumata bei Opfern des Charterhouse Warren-Massakers
Verschiedene Schädeltraumata bei Opfern des Charterhouse Warren-Massakers. Bildrechte: Schulting et al. Antiquity, December 2024

Hinweise auf einen Kampf fanden die Archäologen nicht. Sie vermuten daher, dass alle getöteten Individuen von Feinden überrascht und ohne Gegenwehr niedergemetzelt wurden. Das Forscherteam geht davon aus, dass die Opfer durch den anschließenden Kannibalismus entmenschlicht werden sollten: Indem ihre Feinde ihr Fleisch aßen, machten sie sie quasi zu Tieren. Die Studienautoren vermuten zudem, dass das Massaker die Rache für ein vermeintliches Vergehen gewesen sein könnte. Dieses könnte einen Kreislauf der Gewalt in Gang gesetzt haben, was wiederum die Vorstellung in Frage stellen würde, dass Großbritannien in der frühen Bronzezeit relativ friedlich gewesen sei.

Ausgrabungsfund in einem Erdloch 4 min
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4 min

Die Archäologie in Sachsen-Anhalt brütet über einem ungewöhnlichen Fund: Ein Kind, das vor knapp 4.000 Jahren mit reichen Grabbeigaben bestattet wurde. MDR-WISSEN-Reporterin Anne Sailer war vor Ort.

MDR KULTUR - Das Radio Do 26.08.2021 17:51Uhr 03:58 min

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Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 26. August 2021 | 17:51 Uhr

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