Wissen-News Rätsel um Frau-Kind-Bestattungen in der Bronzezeit gelüftet
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26. Januar 2024, 15:03 Uhr
Forscher haben die Geheimnisse zweier Gräber aus der Bronzezeit gelüftet, in denen Frauen mit Kindern in inniger Umarmung die letzte Ruhe fanden. Genetische Untersuchungen der Toten weisen auf ein patrilineares Abstammungssystem der Glockenbecherkultur hin, die im 3. Jahrtausend vor Christus aus Osteuropa in den Nordwesten des Kontinents vorstieß.
Anthropologen der Universitäten Mainz und Ferrara haben anhand von bronzezeitlichen Bestattungen, bei denen jeweils eine Frau mit einem Kind in inniger Umarmung begraben lagen, Hinweise auf ein patrilineares Abstammungssystem der sogenannten Glockenbecherkultur (2450–1800 v. Chr.) gefunden. Die Studienergebnisse liefern den ersten genetischen Nachweis, dass die Glockenbecher-Gemeinschaften in Nordwesteuropa Kinder gemeinsam mit ihren biologischen Müttern und anderen engen biologischen Verwandten bestattet haben.
Im Rahmen der Studie wurden ein Grabfund aus dem luxemburgischen Altwies von 2000 sowie ein Hügelgrabfund aus dem englischen Dunstable Downs (Bedfordshire) von 1887 genauer untersucht. Obwohl beide Gräber mehr als 500 Kilometer Luftlinie voneinander entfernt lagen, wiesen sie doch deutliche Ähnlichkeiten auf. In beiden Gräbern lagen die Überreste von jeweils einer Frau und einem Kind - einander zugewandt, wobei die rechte Hand der Frau den Kopf des Kindes hält. Die genetischen Untersuchungen der menschlichen Überreste beider Gräber ergaben aber auch Unterschiede: So lag in dem Grab von Altwies eine Mutter mit ihrem etwa dreijährigen Sohn begraben. In Dunstable Downs lag hingegen ein sechsjähriges Mädchen, umarmt von seiner Tante väterlicherseits, im Grab.
Gemein war jedoch allen vier Individuen, dass sie - obwohl hunderte Kilometer voneinander getrennt lebend und begraben - alle von Steppenpopulationen abstammten, die im 3. Jahrtausend v. Chr. aus Osteuropa gekommen waren. Die Forscher sehen anhand der Daten Hinweise auf ein patrilineares Abstammungssystem der westlichen eurasischen Glockenbecherkultur. In ihr hätten frühbronzezeitliche Großfamilien ihre Verstorbenen gemeinsam bestattet, wobei verwandtschaftliche und biologische Beziehungen im Vordergrund gestanden hätten, so die Studienautoren. Todesursachen und Anlässe für die kollektiven Bestattungen sind den Forschern zufolge bislang unbekannt. Anzeichen von Gewalt wurden an den Skeletten nicht entdeckt.
(dn)
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