Wissen-News Stammbaum von 3.800 Jahre alter bronzezeitlichen Großfamilie entschlüsselt
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24. August 2023, 15:25 Uhr
Vor 3.800 Jahren suchten sich die Frauen neue Familien – und das über große Gebiete hinweg. Die Männer blieben dagegen an einem Ort. Zudem scheint der Erstgeborene einer Familie das Recht auf Polygamie gehabt zu haben.
Ein Forschungsteam der Johannes Gutenberg-Universität Mainz hat sich 32 Individuen einer Grabstätte in der südlichen Ural-Region genauer angeschaut und ihre verwandtschaftliche Beziehung untersucht. Sie stammen aus dem bronzezeitlichen Grabhügel der Nepluyevsky-Nekropole in der russischen Steppe und bilden eine 3.800 Jahre alte Großfamilie – bei der das Verwandtschaftsverhältnis sehr eng war. Nur die Frauen stammten aus anderen Gebieten.
Neben den Mainzern waren auch Forschende der Goethe-Universität Frankfurt am Main und Archäologen aus Jekaterinburg (Russland) beteiligt. Ihr Ergebnis veröffentlichten sie im Fachmagazin PNAS. Die Studienergebnisse passen zu einem kürzlich veröffentlichen Paper von Forschern des Leipziger Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie und des PACEA-Labors im französischen Bordeaux. Sie konnten einen 6.700 Jahre alten Stammbaum aus der Jungsteinzeit entschlüsseln.
Der als Kurgan bezeichnete Grabhügel enthielt die Überreste von sechs Brüdern, ihren Frauen, Kindern und Enkeln. Der vermutlich älteste Bruder hatte wohl einen höheren Status. Er besaß acht Kinder mit zwei Frauen, eine der beiden stammte aus den asiatischen Steppengebieten im Osten. Bei den fünf anderen Brüdern gab es keine Anzeichen auf Polygamie. Sie lebten wahrscheinlich monogam mit deutlich weniger Kindern.
Erstgeborenen Recht und der Zu- und Wegzug der prähistorischen Frauen
"Es ist bemerkenswert, dass der erstgeborene Bruder offenbar einen höheren Status innehatte und dadurch auch erhöhte Reproduktionschancen", erklärt Jens Blöcher in einer Pressemitteilung. Er ist der Erstautor der Studie. "Wir kennen dieses Recht des männlichen Erstgeborenen zum Beispiel aus dem Alten Testament, aber auch aus historischen Zeiten in Europa. In Nepluyevsky sind die Unterschiede im Hinblick auf die Anzahl der Nachkommen allerdings besonders deutlich."
Zudem zeigte sich, dass alle begrabenen Frauen zugezogen waren. Falls es Schwestern gab, haben diese vermutlich anderorts eine neue Heimat gefunden, schlussfolgerte das Forschungsteam. "Weibliche Heiratsmobilität ist ein universell verbreitetes Muster, das aus wirtschaftlicher und evolutionärer Sicht sinnvoll ist. Während ein Geschlecht lokal bleibt und die Kontinuität der Stammeslinie und des Besitzstandes sichert, heiratet das andere Geschlecht von außen ein, um Verwandtenehen und Inzucht zu verhindern", erklärt Joachim Burger (Seniorautor der Studie).
kp
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