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Wissen-News Jena Forscher untersuchen prähistorische Steinklingen im Sand der Wüste
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18. Februar 2025, 12:23 Uhr
Ein internationales Forschungsteam mit Jenaer Beteiligung hat 80.000 Jahre alte Steinklingen des Homo sapiens auf der arabischen Halbinsel entdeckt. Der Fund wirft ein neues Licht auf die Besiedlungsgeschichte Arabiens.
Experten der Uni Jena sorgen immer wieder mit spektakulären archäologischen Funden für Aufsehen. So wurden zuletzt erstmals Murmeltiere in der Region nachgewiesen und der Einfluss des römischen Limes auf die Psyche der heutigen Deutschen belegt. Nun ist es Experten um den Jenaer Archäologen Knut Bretzke gelungen, die bislang ältesten Belege für die systematische Produktion von Steinklingen auf der arabischen Halbinsel vorzulegen. Diese lang-schmalen Steinwerkzeuge lassen sich mit Hilfe eines Lumineszenzverfahrens auf ein Alter von 80.000 Jahren datieren. Gefunden wurden die Artefakte an der Fundstelle Jebel Faya im Emirat Sharjah (Vereinigte Arabische Emirate). Der Fund wirft ein neues Licht auf die Besiedlungsgeschichte Arabiens und damit auch auf die Wege, die Homo sapiens für seine Ausbreitung aus Afrika nutzte.
Übergang zu Trockenphase wichtig für kulturelle Entwicklungen
"Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Südarabien eine gänzlich andere Rolle für die Etablierung und kulturelle Diversifizierung von Homo sapiens-Populationen in Südwestasien spielte als der Norden der Halbinsel", sagt Bretzke. Um etwa 80.000 Jahren vor heute endete eine lange Phase günstiger Klimabedingungen in Arabien, die 130.000 Jahre vor heute begann und in der alle Regionen der Halbinsel besiedelt waren. In diesem Zeitraum, der durch permanente Flüsse und Seebildungen charakterisiert war, finden Archäologen in weiten Teilen Arabiens vergleichbare Traditionen in der Erstellung von Steinwerkzeugen. Mit den Funden aus ihren Ausgrabungen können Bretzke und seine Kollegen nun erstmals aufzeigen, dass sich mit dem Übergang zu der sich anschließenden Trockenphase in Nord- und Südarabien unterscheidbare kulturelle Entwicklungen etablieren.
Die vorgelegten Funde liefern damit neue Indizien, um den zeitlichen und räumlichen Verlauf der Ausbreitung früher Homo sapiens-Populationen aus Afrika nach Asien besser verstehen und einordnen zu können. Die globale Ausbreitung des Homo sapiens erfolgte in mehreren Wellen, die spätestens um 150.000 Jahre vor heute einsetzten, sagt Knut Bretzke. Die nun vorgelegten Ergebnisse deuten darauf hin, dass um 80.000 Jahre vor unserer Zeit eine der Ausbreitungswellen entlang des südlichen Randes der Arabischen Halbinsel verlief. Dank moderner DNA-Analyse-Methoden könne allmählich ein immer detaillierteres Bild dieser Wellen gezeichnet werden. Für eine präzise räumlich-chronologische Einordnung dieser Ausbreitungsvorgänge bedarf es empirischer Daten wie dieser von Archäologen ausgegrabenen Steinklingen-Funde. Eine zusätzliche vergleichende DNA-Analyse ist in dem Wüstengebiet derzeit leider nicht möglich: "In Südarabien wurden bislang keinerlei menschliche Überreste aus der Altsteinzeit gefunden", erklärt Bretzke.
Link zur Studie
Die Studie "Archaeology, chronology, and sedimentological context of the youngest Middle Palaeolithic assemblage from Jebel Faya, United Arab Emirates" ist im Journal "Archaeological and Anthropological Science" erschienen.
cdi/pm
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR Aktuell | 15. Februar 2025 | 10:45 Uhr
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