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Wissen-News Uni Jena: Römischer Limes prägt bis heute die Psychologie der Deutschen
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10. Februar 2025, 11:02 Uhr
Der Limes trennte zu Zeiten des römischen Reichs das heutige Deutschland in zwei Teile. Experten der Uni Jena konnten nun nachweisen, dass der römische Grenzwall immer noch in den Köpfen der Deutschen fortwirkt.
In der Studie wurden diejenigen heutigen deutschen Regionen verglichen, die von vor knapp zweitausend Jahren als Teil des römischen Reiches und daher von der römischen Kultur und Zivilisation tief beeinflusst wurden, mit jenen deutschen Regionen, die außerhalb des römischen Einflussbereichs blieben. Dafür verwendeten die Forschenden moderne statistische Methoden und psychologische Daten aus Umfragen mit insgesamt mehr als 70.000 Befragten. Im Ergebnis bestätigt die Untersuchung, dass die römische Besatzung ein bleibendes psychologisches Erbe hinterlassen hat: Die Menschen, die heute in den ehemaligen römischen Gebieten leben, berichten über eine höhere Lebenszufriedenheit und einen besseren Gesundheitszustand und haben auch eine höhere Lebenserwartung.
Ähnliches Phänomen auch in den Niederlanden belegt
"Selbst nach Berücksichtigung neuerer historischer Faktoren und einer Vielzahl bestimmter regionalen Bedingungen – einschließlich Geologie, Klima und wirtschaftlicher Entwicklung – fanden wir einen eindeutigen Zusammenhang zwischen der lokalen römischen Prägung und einem heutigen psychologischen Profil in diesen einst römischen Regionen, das sich durch ein höheres Wohlbefinden auszeichnet: sowohl in Persönlichkeitsmerkmalen, wie höherer Gewissenhaftigkeit und Extraversion sowie geringerem Neurotizismus, als auch in größerer Lebenszufriedenheit und einer längeren Lebenserwartung", erklärt der Studienautor Martin Obschonka. Diese regionalen Muster wurden durch ein spezielles statistisches Verfahren, das die Grenzregionen entlang des Limes untersucht, weiter bestätigt.
"Die Studie legt nahe, dass die römischen lokalen Investitionen in wirtschaftliche Fortschritte wie das Straßennetz, die Märkte und Bergwerke entscheidend zu diesem Effekt beigetragen haben. Der Limeswall markierte daher die Grenze zwischen einer der fortschrittlichsten und einflussreichsten Zivilisationen der Geschichte und den vergleichsweise unterentwickelten germanischen Stämmen", erklärt Michael Fritsch, ein weiterer Studienautor. Es gibt zahlreiche Beispiele, die zeigen, wie tief und dauerhaft nicht nur das römische Straßennetz und der damit verbundene Handel mit dem gesamten Römischen Reich, sondern auch die damals sehr fortschrittliche römische Kultur, die großen Wert auf Wohlbefinden und Gesundheit legte, die lokalen Gebiete nachhaltig prägten. "Die römische Besatzung hinterließ ein bedeutendes und dauerhaftes wirtschaftliches sowie kulturelles Erbe, das sich – so unsere Vermutung – nun auch in den psychologischen Landkarten widerspiegelt".
Die Studie prüfte auch, ob sich nicht nur in Deutschland, sondern auch in den Niederlanden entlang des Limes eine psychologische Grenze zeigt. "Wir konnten diesen Limes-Effekt auch in den Niederlanden zeigen. Zusammen mit den Befunden aus Deutschland zeigt dies, dass uns die Geschichte auf eine Weise prägt, die wir oft übersehen", sagt Martin Obschonka. "Die psychologischen Grenzen, die wir heute bemerken, könnten ihre Wurzeln tief in der Vergangenheit haben. Antike Grenzen, aus Holz oder Stein wie der Limes, mögen längst verschwunden sein, doch ihre psychologische Wirkung kann über Jahrtausende fortbestehen – unsichtbar, aber dennoch bedeutsam, als psychologische Grenze".
Link zur Studie
Die Studie "Roma Eterna? Roman rule explains regional well-being divides in Germany" ist im Journal "Current Research in Ecological and Social Psychology" erschienen.
cdi/pm
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR Aktuell | 22. Dezember 2024 | 16:54 Uhr
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