Kindersitz, Anhänger, Lastenrad Unterwegs mit dem Fahrrad: Wie Kinder sicher transportiert werden
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01. März 2023, 10:00 Uhr
Wenn Eltern und Großeltern gerne mit dem Rad fahren, sollen Kinder oder Enkel mit. Möglichkeiten gibt es viele. Kindersitze, Fahrradanhänger oder Nachläufer – die Auswahl ist groß. Auch mit dem Lastenrad können die Kleinen transportiert werden. Was sind die Vor- und Nachteile der jeweiligen Varianten und müssen die Kinder immer Helme tragen? Die Antworten hat Rosalie Kreuijer vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) Leipzig.
Inhalt des Artikels:
Interview mit ADFC-Expertin Rosalie Kreuijer
MDR um 4: Fahrradkindersitz oder Anhänger – was ist besser?
Rosalie Kreuijer, ADFC Leipzig: Das kann man so pauschal nicht sagen. Bei einem Kindersitz sollte man das Rad gut beherrschen, weil zusätzliches Gewicht dazukommt. Das Fahrverhalten ist auch etwas anders, wenn das Kind mit Sitz vorn oder hinten mehr Gewicht auf das Rad bringt. Ein Vorteil beim Kindersitz ist, dass man mit dem Kind sprechen und das Rad leichter irgendwo abstellen kann. Denn der Anhänger ist doch recht groß.
Nachteilig beim Kindersitz ist, dass man kaum Gepäck mitnehmen kann. Ein Rucksack für die Erwachsenen, die treten müssen, ist z.B. auch nicht geeignet. Im Anhänger lassen sich neben Kindern auch Gepäck oder Einkäufe mitnehmen. Für die Kinder ist es auch etwas bequemer, sie können zum Beispiel auch darin schlafen.
Unsere Expertin Rosalie Kreuijer ist beim ADFC Leipzig die Expertin, wenn es um Fahrrad-Mobilität für Kinder geht. Sie ist selbst passionierte Radfahrerin und kennt auch als Mutter die Herausforderungen. Dazu arbeitet sie als Beraterin in einem großen Leipziger Fahrradladen und weiß, worauf Eltern kleiner und großer Kinder achten müssen.
Gibt es eine Helmpflicht für Kinder, die man mitnimmt?
Nein, es gibt keine Helmpflicht für Kinder im Anhänger oder im Kindersitz. Aber: Für den Schutz ist es gut, wenn Kinder immer einen Helm tragen – egal ob im Kindersitz oder im Anhänger.
Bis zu welchem Alter können Kinder im Kindersitz mitgenommen werden?
Das Alter ist nicht so wichtig, sondern das Gewicht und die Größe. Kindersitze für hinten sollten bis max. 22 kg belastet werden. Im Kindersitz am Lenker dürfen nur Kinder bis max. 15 kg mitgenommen werden. Passen leichte, aber große Kinder nicht mehr in den Sitz, sollten Alternativen her.
Beim Anhänger ist es etwas mehr. Ein Kind kann bis 35 kg mitgenommen werden, ist Gepäck dabei, etwas weniger. Mit einem Zweisitzer können bis zu 45 kg transportiert werden.
Was halten Sie von Kindersatteln für den Fahrradrahmen?
Diese Sitze sind leider nicht zugelassen.
Wie viele Kinder können im Lastenrad mitgenommen werden?
Im Lastenrad kann man sogar 4 Kinder bis insgesamt 100 kg mitnehmen. Viele Lastenräder lassen sich bequem mit einem elektrischen Antrieb fahren. Man hat während der Fahrt die Kinder immer gut im Blick und kann mit ihnen reden. Lastenräder brauchen allerdings recht viel Platz beim Abstellen zu Hause.
Vor- und Nachteile der Systeme im Überblick
Fahrradanhänger
- Die sicherste Variante des Transportes. Sind die Kinder entsprechend angeschnallt, schützt bei einem Unfall der Rahmen des Anhängers. Sie können mehrere Kinder transportieren oder/ und Gepäck mitnehmen.
- Auch bei schlechtem Wetter sind die Kinder durch entsprechendes Zubehör wie eine Regenplane geschützt.
- Fahrradanhänger sind sperrig und passen nicht durch jede Haustür
- Die Kinder sind sich selbst überlassen und können kaum mit dem Fahrer kommunizieren. Sie sind im Stadtverkehr quasi auf Augenhöhe mit den Auspuffrohren der Autos.
Kinderfahrradsitz an der Front des Fahrrads
- Die Eltern haben das Kind im Blick und können mit ihm reden, ihm die Verkehrssituation und Verhaltensregeln erläutern.
- Das Kind kann ungehindert nach vorne schauen.
- Die Lastenverteilung ist für den Fahrer am bequemsten, er hat das Fahrrad am besten im Griff.
- Gepäck auf dem Rücken und Gepäckträger können ungehindert mitgenommen werden.
- Bei Fahrten ohne Kind kann der Sitz zwischen den Knien hinderlich wirken.
- Es dürfen nur Kinder bis maximal 15 Kilogramm vorne mitfahren.
- Bei einem Unfall oder Sturz fällt das Kind aus großer Höhe.
Kinderfahrradsitz am Heck des Fahrrads
- Die Kinder sitzen sicher hinter dem Fahrer.
- Die Sitze stören nicht beim Treten oder Lenken.
- Die Kinder bekommen von der Fahrt wenig mit und schauen hauptsächlich auf Rücken und Gesäß des Fahrers, eine Unterhaltung ist kaum möglich.
- Der Fahrer kann weder einen Rucksack mitnehmen noch den Gepäckträger nutzen.
- Gefederte Sattelstützen oder Federbeine für das Hinterrad sind bei diesen Sitzen tabu. Auch alle anderen beweglichen Teile müssen vor dem Zugriff durch das Kind gesichert werden.
- Bei einem Unfall oder Sturz fällt das Kind aus großer Höhe.
Tandem-Stange bzw. Nachläufer
- Das Kind kann sich durch Mittreten an der Fahrt beteiligen und lernt die Straßenverkehrsverhältnisse besser kennen.
- Der Fahrer wird durch die große Gesamtlänge beider Räder stark beansprucht. Kurvenradius und Schwerpunkte verändern sich stark. Schnelle Brems- und Lenkmanöver werden so nahezu unmöglich.
- Hin- und Her-Kippen beeinflussen die Fahrstabilität.
Transportrad
- Die Kinder sind im Sichtfeld des Fahrers und bekommen viel vom Verkehr mit.
- Die Transportkisten sind sehr stabil und ermöglichen den zusätzlichen Transport von Gepäck.
- Achten Sie auf Anschnallmöglichkeiten und lassen Sie die Kinder nie ungesichert mitfahren!
Erstellt mit Inhalten von Jump und Umschau aus dem Jahr 2017.
MDR (lk)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 01. März 2023 | 17:00 Uhr