Tipps vom Arzt Jetzt noch gegen Grippe impfen?

Dr. Carsten Lekutat: Wir hatten ja erst die Corona-Welle. Die wird jetzt abgelöst durch die Virus-Influenza-Welle. Es ist ja so, dass wir über viele Jahre während der Pandemie eher auf Abstand zueinander gegangen sind und Masken getragen haben. Unser Immunsystem hat deshalb einiges verlernt. Wir sehen Nachholeffekte, die wahrscheinlich dadurch zustande kommen, dass wir weniger Kontakte in den letzten Jahren hatten.

Die jetzige Grippewelle trifft auch jüngere Menschen, nicht nur die älteren, um die wir uns ja sehr viel Sorgen machen, sondern tatsächlich auch Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Es ist ja eine Form der Schweinegrippe, die wir von 2009 kennen, die jetzt ein bisschen mutiert wieder auftritt. Das haben wir auch damals schon gesehen, dass eher jüngere Menschen betroffen sind.

Das ist eine schwierige Frage. Keiner von uns kann in die Zukunft schauen. Wenn ich mich heute impfen lasse gegen die Virus-Influenza, braucht der Körper ungefähr 14 Tage, um einen guten Schutz aufzubauen. Es ist so, dass in der letzten Saison 2022/23 im März noch mal eine richtige Welle kam. Sollte so etwas in diesem Jahr auch passieren, würde eine Impfung heute noch schützen. Aber sie schützt uns nicht vor einer Infektion, die beispielsweise in der nächsten Woche stattfinden wird.

Eine Impfung ist ja nie: ja oder nein. Man baut einen gewissen Schutz auf. Es kann Durchbruchinfektionen geben, dass man trotz Impfung erkrankt. Aber die Erkrankung sind dann häufiger weniger schwer.

Was man aber von der Virusgrippe auf jeden Fall sagen kann, sie fühlt sich anders an. In der Regel ist der Beginn rasend. Das heißt, wenn ich mich heute nicht so gut fühle und denke: "Oh, bin ich verschnupft. Mal schauen, ob ich da was ausbrüte." Und morgen kommt dann der Schnupfen, dann ist es wahrscheinlich keine Virusgrippe, sondern eher eine normale Erkältung. Wenn ich allerdings lustig durch das Leben gehe und plötzlich wie erschlagen eine Infektion mit Fieber habe, dann wird es die Virusgrippe sein.

Auf eine Grippe deutet der rasende Beginn hin, mit meistens Fieber, häufig Kopfschmerzen, häufig Atemwegssymptomen. Aber dieses Schnelle von "Ich bin jetzt gesund" und innerhalb von einer Stunde später "richtig todkrank", deutet ganz deutlich auf eine Virusgrippe hin. Dann ab zum Arzt und testen lassen.

Man kann sich immer nur anstecken, wenn man direkt mit dem Virus in Kontakt kommt. Und das wird übertragen von Mensch auf Mensch. Das heißt, wenn ich Abstand zu anderen Menschen halte und vielleicht sogar in dieser Zeit jetzt doch wieder Maske trage, kann ich mich schon relativ gut vor einer Ansteckung schützen. Masken helfen nicht nur gegen Corona, sondern auch gegen andere Atemwegserkrankungen.

Jetzt muss man natürlich ganz klar unterscheiden: die Virus-Influenza und die normale Erkältung. Bei der normalen Erkältung empfehle ich immer, erstmal Zink zu nehmen. Zink ist ein wunderbarer Mineralstoff, ein wunderbares Medikament. Das gibt es in der Apotheke zu kaufen. Ich finde eine Wasserdampf-Inhalation super. Das heißt, man kocht Wasser auf und gibt es in eine Schüssel, packt, wie Oma uns das gesagt hat, ein Handtuch über den Kopf und inhaliert einfach nur den Dampf. Da muss auch übrigens gar nichts drin sein. Der Dampf reicht völlig aus.

Bei einer Virusgrippe helfen die Hausmittel meistens nicht. Wenn man das Fieber senken möchte, ist es wichtig, dass man schwitzt. Dann helfen Wadenwickel, um das zu erleichtern. Die natürlichen Erkältungshausmittel werden bei einer Virus-Influenza eher machtlos sein.

Wir kennen das ja alle von den Corona-Tests. Da war das immer sinnvoll, mal in der Nase zu schauen, ob man mit Corona infiziert ist. Warum eigentlich? Vor allem auch, um andere Menschen zu schützen, sich zu separieren, um andere nicht anzustecken. Genauso ist es mit dem Influenza-Test. Auch wenn ich merke: "Ich habe eine Influenza. Mir geht es vielleicht gar nicht so schlecht damit, weil ich ein junger, gesunder, immunkompetenter Mensch bin." Auch dann macht es trotzdem Sinn, zu Hause zu bleiben und nicht arbeiten zu gehen, wenn so ein Test positiv ist.