Energieexperte Frank Webert. 26 min
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Sanieren mit Plan Müssen alle Wände gedämmt werden? Expertenrat im Podcast

28. Januar 2025, 15:26 Uhr

Wer sein Haus energieeffizienter machen möchte, landet schnell bei der Außendämmung. Die kostet viel Geld, und die Frage ist: "Muss das wirklich sein?" In unserem Podcast "Sanieren mit Plan" sprechen wir mit Frank Weber. Er ist Energieberater und hat schon Tausende Häuser und wahrscheinlich Zehntausende Wände gesehen.

Thomas Becker
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Nehmen wir ein 50 Jahre altes Haus, die Wände 24 Zentimeter oder 36 Zentimeter dick. In so was werden viele wohnen. Muss man da was machen?

Frank Weber: Man kann auf jeden Fall was machen. Müssen ist natürlich relativ. Man sollte aber nicht einfach drauf los sanieren ohne einen wirklichen Plan. Deshalb muss man auch den Rest des Gebäudes beachten. Grundsätzlich sollte man erstmal grobe Wärmebrücken und Schwachstellen lokalisiere.

Einfach erklärt: wenn man im Schlafzimmer liegt und hat die Decke über sich liegen, dann friert der Körper an jeder Stelle, die rausguckt. So ist es bei einem Haus auch. Man muss immer die ganze sogenannte thermischen Hülle verbessern. Das heißt, wir packen das ganze Gebäude in eine wärmende Decke und schließen alle Lücken, die vorhanden sind. Sanieren mit System also. 

Können sich auch schon kleine Maßnahmen lohnen - ohne gleich alles komplett zu dämmen?

Frank Weber: Ja. Zunächst schauen wir (Energieberater, d.Redaktion), was sind denn die Maßnahmen, die mit dem geringsten Investitionsaufwand schnell und einfach bewerkstelligt werden können? Das kann unter Umständen auch mal bei einem gut gedämmten Dachboden die Bodentreppe sein. Oder der Kellerabgang.

Oftmals ist letzterer nämlich nur ein Bretterverschlag, der den unbeheizten Keller vom Wohnraum trennt. Das ist eine extreme Kältebrücke, die man mit relativ wenig Aufwand schließen kann. Oder die Treppe, die vom unbeheizten Raum ins nächste Stockwerk führt, ist eine ungedämmte Holztreppe. Das sind so typische Schwachpunkte im Gebäude, die wir aufspüren. Es gibt noch mehr Beispiele.  Alles Punkte, wo wir sagen: bevor wir uns jetzt über die großen Projekte unterhalten, unterhalten wir uns erst einmal darüber, was man hier machen kann.

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Sanieren mit Plan

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Man sagt die Fenster dürfen nicht besser sein als die Wand - warum?

Frank Weber: Weil dann nicht die Fensterscheibe das kälteste Bauteil ist, sondern die Wand. Dort würde sich dann Kondenswasser bilden. Oder sogar in die Wand eindringen. Wir reden dann in der Branche davon, dass ein Bauteil absäuft. Also: letztendlich dringt Wasserdampf ein, und der Taupunkt wird innerhalb des Bauteils irgendwo unterschritten. Das führt dazu, dass die Wand von innen feucht wird.

Sie warnen also davor, an irgendeiner Stelle selbst Dämmung anzubringen. Gibt es noch weitere Stellen, die für eine Kältebrücke gefährdet sind?

Frank Weber: Gefahr einer Kältebrücke gibt es auch bei allen anderen Bauteilanschlüssen. Ich denke zum Beispiel an Dachüberstände. Die Mauer endet ja, wo das Dach anfängt. Oder auch der Keller. Und wenn ich an diesen Übergangsstellen eine Kältebrücke schaffe, dann habe ich dort unter Umständen Tauwasser-Problem.

Man kommt sogar manchmal in einen Neubau und stellt fest, dass man den Zollstock neben dem Fenster bis ins Haus reinstecken kann, weil da tatsächlich keine Dämmung ist. Es gibt eine ganze Reihe von Möglichkeiten für Kältebrücken, die keine guten Auswirkungen haben für das Gebäude und für die Substanz. Deshalb immer mal mit einem Profi reden. 

Viele scheuen eine Sanierung, weil Sie nicht glauben die Kosten wieder reinzubekommen. Was ist ein guter Zeitraum, nachdem sich eine Dämmung gerechnet haben muss?

Frank Weber: Es gibt schon Investitionen, die schnell wieder drin sind andere amortisieren sich erst auf 20 oder 25 Jahre. Entscheidend ist die Lebensdauer der Maßnahme. Eine neue Heizung zum Beispiel kann auch wieder kaputt gehen. Hier würde ich die Amortisationszeit niedriger ansetzen, vielleicht 15 Jahre.

Wenn ich aber eine Fassade dämme oder ein Dach mache, wird das 30 Jahre halten. Wir haben schon den Anspruch, das Ideale aus dem Gebäude rauszuholen- aber immer mit den (finanziellen Möglichkeiten) die der Hauseigentümer hat. Ich persönlich bin glücklich und zufrieden, wenn man einem zufriedenen Kunden geholfen hat, Geld einzusparen und das Gebäude so zu verbessern, dass es vernünftig und angenehm zu bewohnen ist.

Was kostet eigentlich die komplette Dämmung eines Hauses, und wie viel Fördergelder gibt es?

Frank Weber: Das ist relativ schwierig zu beantworten, weil Sie je nach Wand natürlich unterschiedlich dämmen müssen. Es gibt Häuser, da kostet es 25.000 Euro. Und es gibt sehr aufwendige Lösungen, zum Beispiel mit Vorhangfassaden, die dann auch 95.000 Euro kosten. Ihr Energieberater kann ungefähre Summen nennen, wenn er einen Sanierungsfahrplan macht.

Die Förderung, das kann man grundsätzlich sagen, sind bei Maßnahmen an der Gebäudehülle 15 Prozent Grundförderung. Wenn sie einen Sanierungsfahrplan haben, kriegen Sie noch fünf Prozent Bonusförderung darauf. Das heißt, sie erhalten 20 Prozent Zuschuss vom Staat.

In unserem Podcast beantwortet Frank Weber auch die Frage, wie man ein Dach oder eine Kellerdecke dämmt. Hier kostenlos hören:

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MDR (ifl)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Johannes und der Morgenhahn | 23. Januar 2025 | 08:50 Uhr

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