Sanieren mit Plan Heizung jetzt sanieren oder abwarten? Expertenrat im Podcast
Hauptinhalt
13. Januar 2025, 11:26 Uhr
Packt die neue Bundesregierung das "Heizungsgesetz" nochmal an und was könnte das für Hausbesitzer heißen? Prof. Dr. Michael Voigtländer erklärt es - Immobilienexperte des Instituts der deutschen Wirtschaft.
Inhalt des Artikels:
Sollten Hausbesitzer jetzt noch schnell eine neue Heizung einbauen, um Förderungen zu nutzen, oder besser abwarten?
Prof. Dr. Michael Voigtländer: Das hängt stark von der individuellen Situation ab. Ich selbst habe eine effiziente Gasheizung. Mein Installateur meinte, der Einbau einer Wärmepumpe wäre grundsätzlich möglich. Allerdings passt der Wassertank nicht unter das Dach. In meinem Fall warte ich lieber auf bessere Lösungen vom Markt. Wer jedoch ohnehin eine alte Heizung austauschen muss, sollte prüfen, ob eine Wärmepumpe infrage kommt. Doch hier gibt es oft Hürden: Bei Gebäuden mit schlechter Energieeffizienz, also unter Klasse D, wird es kompliziert. Dann sind zusätzliche Sanierungen nötig, was schnell teuer wird. In solchen Fällen könnte es sinnvoll sein, noch etwas abzuwarten, welche Optionen sich künftig ergeben.
Was bedeutet Energieklasse D konkret?
Prof. Dr. Michael Voigtländer: Das entspricht einem Verbrauch von etwa 100 bis 120 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr. Solche Werte finden sich meist bei Gebäuden, die vor 1995 gebaut wurden. Häuser ab dem Jahr 2000 sind oft so gut gedämmt, dass der Betrieb einer Wärmepumpe problemlos möglich ist. Am Ende hilft nur eine individuelle Beratung.
Wie lässt sich die Unsicherheit der Hausbesitzer verringern?
Prof. Dr. Michael Voigtländer: Wir brauchen klare Vorgaben und verlässliche Preissignale. Die Bundesregierung sollte den Bürgern deutlich machen, wie sich die CO2-Preise in den nächsten Jahren entwickeln. Das Gebäudeenergiegesetz hat so viel Widerstand ausgelöst, weil es viele Menschen vor große Herausforderungen stellt - vor allem im ländlichen Raum. Dort stehen oft alte Gebäude, deren Sanierung teuer ist. Viele Eigentümer wissen nicht, ob sich die Investition lohnt, weil sie keinen Nachnutzer finden. Strikte Vorgaben helfen in solchen Fällen nicht. Es braucht mehr Flexibilität, um Klimaziele zu erreichen, ohne die Menschen zu überfordern.
Was gilt für ältere Hausbesitzer und/oder ältere Heizungen?
Prof. Dr. Michael Voigtländer: Wenn kein dringender Handlungsbedarf besteht, würde ich abwarten, wie die künftigen Regelungen aussehen. Gerade in strukturschwachen Regionen, wo Abwanderung ein Thema ist, könnte eine Immobilie irgendwann leer stehen oder abgerissen werden. In solchen Fällen macht es wenig Sinn, jetzt eine Wärmepumpe einzubauen und das Gebäude umfassend zu sanieren. Viele Menschen vermissen hier Entscheidungsfreiheit - und genau das hat den Ärger über das Gebäudeenergiegesetz befeuert. Niemand möchte zu teuren Maßnahmen gezwungen werden, die sich womöglich nicht lohnen.
Wie sicher sind Fördermittel?
Prof. Dr. Michael Voigtländer: Es gab bereits Fälle, in denen Fördertöpfe plötzlich leer waren, etwa beim Neubau. Derzeit heißt es, die Mittel bleiben stabil, und darauf würde ich vertrauen. Trotz aller Diskussionen über eine neue Regierung zeigt die deutsche Politik meist Kontinuität. Es ändert sich selten alles von heute auf morgen.
MDR (ifl)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Johannes und der Morgenhahn | 13. Januar 2025 | 08:50 Uhr