Der Redakteur | 23.02.2024 Wie entsorgt man die angehängten Deckel an Tetra Paks?
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01. März 2024, 12:22 Uhr
Der Umwelt zuliebe hängen die Deckel neuerdings an den Flaschen und Kartons. Dass es diesen Kniff braucht, damit die Deckel nicht in der Natur landen, ist schlimm genug. Aber das Recyceln wird dadurch nicht gerade optimiert.
Es gibt einen allgemeinen Grundsatz: trennen. Und zwar möglichst sortenrein. Das gilt theoretisch auch für den Deckel. Praktisch ist es nicht zwingend nötig und alles zusammen mit Blick auf die Tetra Paks ohnehin ein Widerspruch. Bestehen die doch aus vereinten Papierfasern, Kunststoffschichten und Aluminium.
Dass diese demzufolge "sowieso nicht" recycelbar sind, diese Vorstellung hält sich hartnäckig, ist aber falsch. Allerdings sind die Verfahren sehr aufwändig, von daher ist das Ökodesign des Getränkekartons nicht sonderlich gut, sagt Thomas Fischer, Bereichsleiter Kreislaufwirtschaft bei der Deutschen Umwelthilfe.
Seine Organisation favorisiert grundsätzlich Mehrwegsysteme, mindestens aber das Einwegpfand auch auf die Getränkekartons. Die Umwelthilfe hat auch andere Zahlen als die Hersteller, was die Menge der Getränkekartons angeht, deren Bestandteile in den Kreislauf zurückkehren. Das liegt an der Berechnungsbasis.
Wie viele Kartons werden recycelt?
Nimmt man als 100 Prozent die in den Verkehr gebrachten Getränkekartons, werden aktuell (Erhebung 2023) knapp 40 Prozent wiederverwertet, sagt Thomas Fischer. Zur Erhebung der Umwelthilfe 2019 waren es noch 30 Prozent.
Es geht also aufwärts, wenn auch sehr langsam. Die Industrie sprach früher immer gern von 76 Prozent, nur bezog sich diese Zahl auf das, was sozusagen in der Recyclinganlage ankommt, was Umweltschützer wie die Umwelthilfe als Mogelpackung anprangerten.
Ein bisschen Schwund ist beim Recyceln aber immer, durch Verschmutzungen usw. Dass man die Recyclingquote nahezu verdoppeln könnte, das hätten wir aber selbst in der Hand. Noch landen viele Kartons leider nicht in der Gelben Tonne, sondern in der Blauen oder gar im Restmüll.
Und wie sinnvoll auch hier ein Pfand wäre, zeigt die Quote von PET-Flaschen und Dosen, die wir je gegen 25 Cent in die Automaten werfen. Hier liegt die Recyclingquote bei 98,5 Prozent, sagt Thomas Fischer. Und das sei eine saubere Sache.
Das ist sortenreines Material, das liegt nicht wie der Getränkekarton im Gelben Sack zusammen mit dreckigen Joghurtbechern, Gummistiefeln und Zigarettenasche.
Übrigens: Unsere Automaten in den Supermärkten könnten die Kartons bereits verarbeiten, es fehlt also am politischen Willen. Das gilt auch für eine eindeutige Kennzeichenpflicht per Symbol, was gehört genau wohin?
Warum sollten wir möglichst viel "auseinanderbauen"?
Unsere eingesammelten recycelbaren Abfälle landen in riesigen Sortieranlagen, die in der Lage sind, Materialien zu erkennen und per Luftdruck ins entsprechende Töpfchen zu befördern. Das wird natürlich schwierig, wenn am extradünnen Joghurtbecher aus Kunststoff noch der Aludeckel hängt und auch die stabilisierende Papphülle. In dem Zustand führt der Weg am Ende in die Müllverbrennung.
Deshalb sollten wir uns den kurzen Moment geben und den Joghurtbecher in seine drei Bestandteile zerlegen. Die Pappe gehört in die Blaue Tonne, Deckel und Kunststoffbecher getrennt in die Gelbe. Und der Getränkekarton kommt mit oder ohne Deckel in die Gelbe Tonne und wird von den Sortieranlagen auch als Getränkekarton erkannt und der richtigen Fraktion zugeordnet, in der Blauen Tonne hat er hingegen nichts verloren.
Was passiert mit dem angehängten Deckel?
Bleibt der Deckel am Behälter, sei es an Flasche oder Karton, geht alles seinen aufwändigen Weg. Das sind verschiedene Verfahren mit viel Wasser und am Ende werden die "geschnetzelten" Bestandteile getrennt. Das passiert auch mit Hilfe der Gravitation.
Das klappt übrigens auch bei den PET-Flaschen, die Flaschendeckel aus PE (Polyethylen), schwimmen oben auf der Wasseroberfläche, da diese leichter sind als Wasser. PET ist hingegen schwerer und sinkt auf den Grund des Beckens. Auch hier nimmt der angeheftete Deckel quasi einen Umweg, den es nicht bräuchte, wenn man Deckel und Einwegflasche trennen würde.
Also: Den Deckel abzumachen und extra in die Gelbe Tonne zu werfen, ist nicht falsch. Den an der Flasche oder am Karton verbleibenden Ring bzw. der Ausgießer wird hingegen kaum jemand abtrennen, der geht immer den komplizierten Weg. Und wer es ganz genau wissen möchte: Die Süßwarenindustrie geht richtig ins Detail beim richtigen Recyceln:
Bonbonpapier zum Beispiel möglichst nicht zusammenknüllen, damit es von den Sortieranlagen besser erkannt wird. Der Eisstiel aus (hoffentlich doch) unbehandeltem Holz kommt in die Braune Tonne und das Kaugummi nicht (!) auf die Straße. Wer hätte das gedacht.
MDR (dvs)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Ramm am Nachmittag | 23. Februar 2024 | 16:40 Uhr