Rentner kontrolliert Gasheizung
Im Vergleich zum Heizen hat die Warmwasserbereitung das geringere Einsparpotential. Bildrechte: IMAGO / Wolfgang Maria Weber

Der Redakteur | 20.11.2023 Warmes Wasser im Haushalt - Hilft punktuelles Erwärmen beim Sparen?

21. November 2023, 08:12 Uhr

Ist es eine gute Idee, mit einer Warmwassertemperatur von 44 Grad und zwei "Heizstunden" über den Tag zu kommen? Oder sind die Spareffekte nur gering im Vergleich zum "Durchheizen"? Eine Recherche unseres Redakteurs für Hörerfragen. Sie fragen - wir antworten.

Energiesparen im Haushalt ist eine recht individuelle Angelegenheit. Auch die Frage, ob punktuelles Aufheizen des Warmwassers in den zwei Stunden der täglichen Bedarfszeiten klug ist, kann man nur beantworten, wenn man sich die Gegebenheiten vor Ort anschaut. Grundsätzlich gilt aber, dass im Vergleich zum Heizen die Warmwasserbereitung das geringere Einsparpotential hat.

Abhängig von verschiedenen Faktoren

Wie groß mögliche Effekte beim Warmwasser sind, ist abhängig von der Speichergröße, der Dämmung des Speichers und der Warmwasserleitung, dem Querschnitt der Rohre, ob eine Zirkulationspumpe verbaut ist oder nicht und wie lang die Leitungswege sind.

Ein Beispiel: Wenn der Speicher gut gedämmt ist, dann hält er natürlich das Wasser länger warm. Und wenn nichts entnommen wird und auch sonst keine Wärme entweicht wegen der guten Dämmung, dann ist es relativ egal, ob die Warmwasserbereitung zwischendurch abgestellt wurde. Anders sähe es aus, wenn der alte Speicher den größten Teil seiner Wärme verliert, ohne dass irgendjemand Wasser entnimmt. Der alte Speicher würde dann also den ganzen Tag Jo-Jo spielen und die meisten Heizzeiten wären für die Katz, weil niemand das Wasser braucht.

Mann liest den Gaszähler ab
Energiesparen im Haushalt ist eine individuelle Angelegenheit. Bildrechte: IMAGO / Wolfgang Maria Weber

Ältere Systeme punktuell abschalten?

Kontraproduktiv können auch Zirkulationspumpen sein, wenn sie den ganzen Tag schlecht gedämmte Leitungen durchspülen. Dann wird ständig Wärme abgeführt, ohne dass jemand Wasser bräuchte. Sollte man also eher ältere Systeme punktuell abschalten, um Energie zu sparen?

Doch damit schaffen wir uns unter Umständen ein neues Problem. Vor allem große Speicher in Verbindung mit geringen Temperaturen gelten als Nährboden für unbeliebte Mitbewohner wie Legionellen.

"Im Warmwasserbereich Energiesparen zu wollen, geht in den meisten Fällen zu Lasten der Hygiene." Das sagt Sebastian Bähring. Er ist technischer Referent beim Fachverband Sanitär Heizung Klima in Thüringen.

Auch die Verbraucherzentrale rät zur Vorsicht bei zu geringen Warmwasser-Temperaturen, die ja mit dem Abschalten einhergehen. Besonders dann, wenn wenig Zirkulation da ist oder sich selten genutzte Stränge im Haus befinden. Ein geringer Wasserverbrauch vergrößert dann das Problem.

Am besten selbst austesten

Zusammenfassend kann man sagen: Probieren Sie es aus, ob sich spürbar etwas tut beim Energieverbrauch, aber wählen Sie die Wassertemperatur nicht zu gering. Das Testen geht übrigens am besten außerhalb der Heizperiode zum Beispiel in zwei vergleichbaren Wochen. Und es lässt sich auch prima über dieses Thema philosophieren, wie die Diskussionen und Erfahrungsberichte in Internetforen zeigen.

Diverse Duschrechner machen hingegen deutlich, wo die Einsparpotentiale beim Warmwasser tatsächlich liegen. Zum Beispiel bei der Duschdauer.

Duschkopf einer Dusche mit fließenden Wasser in einem Badezimmer im Hotel
Beim Duschen gibt es tatsächlich Einsparpotential - wenn man weniger lang duscht. Bildrechte: IMAGO / Norbert Schmidt

Wie heiß sollte heißes Wasser sein?

Fakt ist, 44 Grad sind nicht nur zu kalt, sondern auch außerhalb der Norm. Wie das Umweltbundesamt erklärt, sollten es mindestens 55°C überall im Leitungssystem sein und der Boiler sollte sogar mindestens 60°C ausliefern, damit die Legionellen keine Partys feiern. Die sind vor allem für die Lunge ein Problem.

Für Einfamilienhäuser sind auch 50 Grad in Ordnung, wenn das Wasser im Speicher alle drei Tage ausgetauscht wird. Und auch Sackgassen und zu große Sparsamkeit können sich negativ auf die Wasserqualität auswirken. Wasser, das lange steht, nimmt aus den Rohren Dinge auf, die wir nicht im Glas haben wollen. Lebensmittelsicherheit sollte nicht übertriebener Sparsamkeit geopfert werden.

Vielleicht kann man bei der anstehenden Sanierung auch über elektrische Durchlauferhitzer nachdenken, vor allem dort, wo der Bedarf sehr gering ist (das Spülen in der Küche übernimmt ja mittlerweile die Spülmaschine) und wo eine Photovoltaik-Anlage den Strom liefert. Dann kann die Heizung nämlich viele Monate ausgeschaltet bleiben.

Wie spare ich wirklich effektiv?

Viele Dinge sind bekannt. Wasser abdrehen, wassersparende Duschköpfe usw. Nicht unterschätzen sollte man die Wirkung von Thermostaten. Gerade beim Duschen fließt mit herkömmlichen Mischbatterien deutlich mehr Wasser in den Kanal, bis die angenehme Temperatur gefunden wird.

Überhaupt sind noch nicht alle im Thermostat-Zeitalter angekommen, obwohl die Teile seit Jahrzehnten an unseren Heizungen verbaut sind. Freunde des Wechsels zwischen Sternchen und der Stufe 5 glauben immer noch fest daran, besonders sparsam zu sein. Das ist ein Irrglaube. Natürlich sollte das Thermostat während des Stoßlüftens abgedreht werden, aber ein Grundlevel an Wärmezufuhr sollte tagsüber gehalten werden bei Räumen, die man regelmäßig nutzt.

Sonst wundert man sich, dass es trotz 23 Grad auf dem Thermometer abends fröstelig ist. Das liegt daran, dass die Wandtemperaturen eine wichtige Rolle spielen bei der Wohlfühltemperatur. Und die Wände brauchen eine ganze Weile, bis sie sich aufgewärmt haben, wenn den ganzen Tag die Heizung aus ist. Dann ist der "Tatort" schon vorbei, aber das Wohnzimmer immer noch kalt.

Martin Steinestel ist Referent für Energie bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Er sagt: "Behaglichkeit ist das Verhältnis zwischen der Wandtemperatur und der Raumtemperatur. Man fühlt sich wohler, wenn die Wände um einen herum etwas wärmer sind."

Schimmel vermeiden

Je größer die Fensterflächen sind, umso weniger massive Wände können für diese Behaglichkeit sorgen. Gerade moderne Heizungen mit geringen Vorlauftemperaturen sind für Temperatursprünge nicht gemacht. Dabei ist ein gleich bleibendes Niveau unerlässlich. Natürlich muss das ungenutzte Gästezimmer nicht durchgängig beheizt werden, aber unterhalb von 17 Grad kommt schnell der Schimmel zu Besuch und nistet sich vielleicht dauerhaft ein.

Um das zu verhindern, müssen auch nicht genutzte Räume regelmäßig stoßgelüftet werden. Schließlich sind die nicht hermetisch abgeriegelt vom Rest der (warmen) Wohnung. Warme Luft, die reinströmt, liefert beim Abkühlen dort ihr Wasser ab und das tun auch die Topfpflanzen, die einsam vor sich hindösen. Die kann man übrigens auch mit dem Wasser gießen, das man - auch aus hygienischen Gründen - beim ersten Hahn-aufdrehen morgens aus der Leitung laufen lassen sollte.

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Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Ramm am Nachmittag | 20. November 2023 | 16:40 Uhr

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