Fragen und Antworten Was passiert beim Weltwirtschaftsforum in Davos?
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15. Januar 2024, 05:00 Uhr
In Davos beginnt am Montag das jährlich stattfindende Weltwirtschatfsforum. Noch bis Freitag treffen sich dort dann zahlreiche hochrangige Vertreter aus Politik und Wirtschaft. Im Mittelpunkt stehen diesmal der Klimawandel sowie die Gefahren künstlicher Intelligenz.
In Davos beginnt am Montag das 54. Weltwirtschaftsforum (WEF). Noch bis zum Freitag kommen dort nun zahlreiche Vertreter aus Politik und Wirtschaft zusammen. Die Veranstaltung steht in diesem Jahr unter dem Motto "Vertrauen wieder herstellen".
Was ist das Weltwirtschaftsforum?
Das Weltwirtschaftsforum ist die zentrale Veranstaltung der gleichnamigen Schweizer Stiftung und Lobbyorganisation. Jedes Jahr treffen sich dort zahlreiche Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Nichtregierungs-Organisationen und Medien. Im Zentrum stehen dabei globale Fragen wie aktuelle Konflikte, Armut oder die Umwelt. Das Selbstgesteckte Ziel des Forums ist es "die Welt zu verbessern". Das offizielle Programm umfasst etwa 200 Sitzungen, hinzu kommen zahlreiche informelle Treffen von Staaten und Unternehmen. Das WEF findet in der Regel im Januar oder Februar für eine Dauer von fünf Tagen statt. In diesem Jahr beginnt es am 15. Januar und endet am 19. Januar.
Die dahinterstehende gleichnamige Organisation wurde im Jahr 1971 vom deutschen Wirtschaftswissenschaftler und heutigen geschäftsführenden Vorsitzenden Klaus Schwab gegründet – zunächst unter dem Namen "European Management Forum", seit 1987 trägt das WEF seinen heutigen Namen. Laut eigenen Angaben ist die Organisation unparteiisch und frei von politischen und nationalen Interessen.
Wie finanziert sich das WEF?
Das WEF ist als Stiftung organisiert und finanziert sich durch die jährlichen Beiträge seiner 1.000 Mitgliedsunternehmen sowie durch staatliche Zuschüsse. Bei den Mitgliedern handelt es sich in der Regel um globale Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als fünf Milliarden US-Dollar. 120 dieser Unternehmen gelten als strategische Partner – für ihren Status zahlen sie einen Mindestbeitrag von 600.000 Schweizer Franken. Normale Förderer zahlen die Hälfte, die Beiträge für einfache Mitglieder fallen geringer aus. Für ihre Beiträge erhalten die Unternehmen einen Zugang zum Treffen, zu Informationen sowie Plätze in Diskussionsrunden. Die Schweiz beteiligt sich an den für die Durchführung des Forums benötigten Polizei- und Militärkosten. In diesem Jahr belaufen sich die Kosten für diese Schutzmaßnahmen auf 9,6 Millionen Euro.
Warum findet das WEF in Davos statt?
Neben organisatorischen Gründen hat die Wahl des Standortes auch persönliche und emotionale Gründe. So hat WEF-Gründer Klaus Schwab Schweizer Vorfahren. Davos kennt er nur zu gut aus seiner Kindheit, da er dort das Skifahren gelernt hat. Ausschlaggebend dürften allerdings auch andere Faktoren gewesen sein. So trägt die Schweiz als Nation einen neutralen Status. Zudem liegt Davos in sehr abgeschiedener Lage in den Schweizer Alpen und bietet so eine vertrauensvolle Atmosphäre. Außerdem verfügt der Ort über ausreichende Hotelkapazitäten.
Welche Themen stehen dieses Jahr im Mittelpunkt?
In diesem Jahr findet das Forum im Schatten mehrerer Konflikte wie den Kriegen in der Ukraine und im Gazastreifen statt. Da mehrere Interessenvertreter direkt betroffener Staaten teilnehmen, kann das Forum auch als Dialog-Plattform genutzt werden. Harte Verhandlungen sind allerdings nicht zu erwarten. Vielmehr geht es um einen Austausch abseits der Öffentlichkeit. Im Zentrum des Weltwirtschaftsforums dürften in diesem Jahr weiterhin der Klimawandel sowie die Gefahren künstlicher Intelligenz stehen. Das geht aus dem erst kürzlich vom WEF veröffentlichten Welt-Risiko-Bericht hervor.
Welche Bedeutung hat das Forum?
In den vergangenen Jahren hat die Veranstaltung eher an Bedeutung verloren. Oftmals fehlten große Namen auf der Teilnehmerliste wie beispielsweise der des US-Präsidenten Joe Biden. Im vergangenen Jahr reiste Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) als einziger Staats- oder Regierungschef eines G7-Staates an. Vor dem Hintergrund mehrerer geopolitischer Krisen haben in diesem Jahr jedoch wieder mehr hochrangige Entscheidungsträger einen Flug nach Davos gebucht.
Wer hat dieses Jahr seine Teilnahme am WEF angekündigt?
In diesem Jahr werden mehr als 3.000 Teilnehmer aus 120 Ländern zum Weltwirtschaftsforum erwartet, darunter auch 60 Staatsoberhäupter. Erstmals seit Beginn des Krieges wird auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nach Davos reisen. In den vergangenen Jahren hatte er digital um Unterstützung für sein von Russland angegriffenes Land geworben. In Davos könnte Selenskyj auf den chinesischen Ministerpräsidenten Li Qiang treffen. Die Ukraine hofft schon länger, dass sich China stärker in den Konflikt einbringt und seinen Einfluss auf Russland geltend macht.
Zudem haben sich zahlreich weitere prominente Namen angekündigt, wie beispielsweise US-Außenminister Antony Blinken, Israels Präsident Isaac Herzog und der französische Staatspräsident Emmanuel Macron. Der erst frisch gewählte Präsident Argentiniens, Javier Milei, wird ebenfalls an dem Treffen teilnehmen, ebenso wie UNO-Generalsekretär António Guterres und EU-Kommisionspräsidentin Ursula von der Leyen. Anders als im letzten Jahr verzichtet Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) auf eine Teilnahme am WEF. Erwartet werden hingegen Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne), Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), Finanzminister Christian Lindner (FDP) sowie Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP). Neben ranghohen Politikern werden auch zahlreiche Vertreter aus der Wirtschaft anreisen. So beispielsweise Microsoft-Gründer Bill Gates oder auch Sam Altman – CEO von OpenAI, dem Unternehmen hinter ChatGPT.
Welche Kritik gibt es?
In der Vergangenheit wurde das Treffen oftmals als zu Elitär kritisiert, da viele Veranstaltungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Verschwörungsideologen nutzten diese Kritik in den vergangenen Jahren, um gezielt Desinformationen zu verbreiten. Viele dieser Verschwörungsmythen beziehen sich auf das 2020 veröffentlichte Buch "Covid-19: The Great Reset" des WEF-Gründers Klaus Schwab. Darin betrachtet er die Pandemie als Möglichkeit für einen Wandel hin zu einer gerechteren und nachhaltigeren Welt. In Verschwörungstheorien werden die Inhalte des Buchs allerdings oftmals verzerrt dargestellt.
dpa, MDR (mbe)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 15. Januar 2024 | 06:12 Uhr