Energie Kohleverbrauch steigt auf Rekordwert
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18. Dezember 2024, 15:07 Uhr
Dieses Jahr wurde nach Schätzung der Internationalen Energieagentur so viel Kohle verfeuert wir nie zuvor. Vor allem China verbrennt viel Kohle, während der Verbrauch in Europa und den USA zurückgeht. Ein wichtiger Faktor wird in den kommenden Jahren das Wetter sein. Bei wenig Wind und Sonne, steigt der Kohleverbauch.
- 2024 wird weltweit so viel Kohle verbraucht werden wie nie zuvor.
- Die Kohlenachfrage sinkt zwar in EU und USA, steigt aber in China und Indien.
- Um Dunkelflauten auszugleichen, fordern Experten den Ausbau von Stromspeichern und Stromnetz.
Weltweit wird dieses Jahr so viel Kohle verbraucht werden wie nie zuvor. Das prognostiziert die Internationale Energieagentur (IEA). Demnach steigt die Nachfrage im Jahr 2024 auf 8,8 Milliarden Tonnen Kohle. Das entspricht einem Anstieg um ein Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Die IEA betont, dass der Anstieg geringer ausfällt als zuletzt. Im Jahr 2023 war der weltweite Verbrauch im Vergleich zum Vorjahr den Angaben zufolge noch um 2,4 Prozent gestiegen. Für die kommenden drei Jahre rechnen die Fachleute zudem damit, dass der starke Einsatz erneuerbarer Energien das Wachstum des Kohleverbrauchs bremsen wird. In den kommenden drei Jahren werde der Kohleverbrauch ein Plateau erreichen und 2027 bei etwa 8,87 Milliarden Tonnen liegen.
Kohleverbrauch in China entscheidend
Bei der Entwicklung der Kohlenachfrage gibt es der Energieagentur zufolge große Unterschiede zwischen Industrie- und Schwellenländern. Während die Nachfrage in der EU in diesem Jahr um zwölf Prozent und in den USA um fünf Prozent sinkt, legt sie in China um ein Prozent und in Indien um fünf Prozent zu.
Insbesondere der Verbrauch in China ist entscheidend. Eine von drei weltweit verbrauchten Tonnen Kohle würden in einem Kraftwerk des Landes verbrannt. Der Bau von Kernkraftwerken und der Ausbau erneuerbarer Energien in China dürfte aber dazu beitragen, den Anstieg des Kohleverbrauchs bis 2027 zu begrenzen. Allerdings gebe es dabei eine Reihe von Unsicherheiten, unter anderem die Wetterbedingungen für die Erzeugung von Wind- und Solarstrom.
Unsicherheitsfaktor Wetter
Eben dieser Faktor beeinflusste in den vergangenen Tagen und Wochen die Stromerzeugung in Deutschland. Weil wenig Wind wehte und der Himmel bedeckt blieb, wurde nur wenig Strom aus Wind- und Solarkraft gewonnen. Es herrschte eine sogenannte Dunkelflaute. Die kurzfristigen Strompreise explodierten geradezu. Energie musste aus dem Ausland zugekauft, konventionelle Kohle- und Gaskraftwerke hochgefahren werden.
Nach Ansicht des Energie-Experten Herbert Saurugg benötigt Deutschland dringend mehr Stromspeicher und ein besseres Stromnetz. Der Präsident der Gesellschaft für Krisenvorsorge sagte MDR AKTUELL, es könne nicht immer nur um den Ausbau der Windenergie und der Photovoltaik gehen: "Das ist meine massive Kritik, dass hier keine organisierte Vorgehensweise besteht und das natürlich irgendwann auch für das System gefährlich wird."
Kohle trägt noch ein Fünftel der deutschen Stromerzeugung
Die Erneuerbaren sind in Deutschland den vergangenen Jahren deutlich ausgebaut worden. Der Stromlobbyverband BDEW teilte am Mittwoch in Berlin mit, 2024 seien über eine Million neue Solaranlagen ans Netz angeschlossen worden. Das sei eine Vervierfachung gegenüber 2021, als die mittlerweile zerbrochene Ampel-Regierung zum Jahresende ins Amt kam. Bei Windkraftanlagen an Land hätten die Inbetriebnahmen in diesem Jahr 28 Prozent über 2021 gelegen.
Das wirkt sich auch auf den Strommix aus. Der Anteil konventioneller Energieträger an der Stromeinspeisung lag im ersten Halbjahr nach Angaben des Statistischen Bundesamtes bei noch rund 47 Prozent. Kohle hatte einen Anteil an der Gesamtverstromung von lediglich noch circa 21 Prozent, Erdgas lag bei 15 Prozent. Windkraft steuerte 33 Prozent des Stroms bei, Photovoltaik 14 Prozent.
Der Ausstieg aus fossilen Energieträgern ist nach einhelliger wissenschaftlicher Ansicht die wichtigste Maßnahme, um die Erderhitzung zu begrenzen. Die Weltklimakonferenz in Dubai hatte 2023 den Anfang vom Ende der fossilen Energieerzeugung beschlossen. Die fast 200 teilnehmenden Länder einigten sich erstmals darauf, zu einem "Übergang" weg von fossilen Energien aufzurufen.
epd/dpa/MDR/AFP (ala)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL - das Nachrichtenradio | 18. Dezember 2024 | 12:30 Uhr