Bosnien und Herzegowina Warum McDonald's Bosnien verlässt
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10. Januar 2023, 15:06 Uhr
McDonald's gibt es überall in Europa. In Bosnien und Herzegowina neuerdings aber nicht mehr. Dort verkaufte die Fastfood-Kette nur etwa ein Jahrzehnt lang Bic Mac und Co. Richtig gut liefen die Geschäfte aber nie. Nicht zuletzt, weil das Fastfood aus den USA in Bosnien auf beliebte einheimische Spezialitäten vom Grill traf.
Für Lebensmittel muss man in Sarajevo normalerweise nicht Schlange stehen. Für einen Hamburger bei McDonald's in den letzten Tagen des Jahres 2022 allerdings schon. Am Drive-In in Sarajevos Neustadt stauten sich die Autos bis weit auf die nahe Magistrale. Grund war die Nachricht, dass zum Jahresende alle McDonald's-Filialen im Land schließen würden. Zuletzt gab es davon gerade einmal fünf, drei davon in der Hauptstadt Sarajevo.
Richtig gut war das Geschäft für McDonald's in Bosnien allerdings nie gelaufen. Während es in Serbien 32 und in Kroatien 39 Filialen gibt, konnten sich Restaurants in den bosnischen Städten Banja Luka und Tuzla nur kurz halten. Beobachter vor Ort erklären das damit, dass sich die Menschen das Fastfood einfach nicht leisten können. Bei den derzeitigen Preissteigerungen genügt das Durchschnittseinkommen von etwa 530 Euro netto nicht einmal, um die durchschnittlichen Lebenshaltungskosten für eine vierköpfige Familie zu decken. Die nämlich betrugen im November 2022 für den Landesteil, in dem Sarajevo liegt, mehr als 1.500 Euro.
Hinzu kommt, dass die Burger von McDonald's gegen eine starke einheimische Konkurrenz ankommen mussten – gegen Ćevapi, in Deutschland besser bekannt als Ćevapčići. Gerade Sarajevo ist für diese Spezialität berühmt.
McDonald's entzieht Franchisenehmer Lizenz
Anfang Dezember wurde deutlich, dass es mit McDonald's in Bosnien abwärts ging. Laut Berichten des Nachrichtenportals raport.ba setzte der Vermieter des Lokals im Zentrum von Sarajevo per Gericht dessen Schließung durch. Der Grund waren etwa 600.000 Euro Mietschulden des bosnischen Franchisenehmers. Und auch der US-Konzern McDonald's selbst störte sich offenbar an den Geschäftspraktiken seines Lizenznehmers. Wie die Zentrale des Fastfood-Unternehmens in den USA auf Anfrage des MDR mitteilte, beendete das Unternehmen seine Geschäftsbeziehungen zum Franchisenehmer aus Bosnien bereits zum 1. Dezember 2022. Unterdessen wurden in Bosnien trotzdem weiter Burger verkauft.
Den Entzug der Lizenz setzte McDonald's gegenüber dem bosnischen Partner nach Informationen von raport.ba dann per Gericht durch, letzter Verkaufstag war schließlich der 30. Dezember 2022. Die etwa 150 Angestellten in Bosnien erfuhren allerdings erst einen Tag vor Schließung der verbliebenen vier Filialen, dass sie über Nacht ohne Job dastehen würden, berichtet ein ehemaliger Mitarbeiter aus Sarajevo. Eine neuerliche Vergabe der Lizenz in Bosnien plant die McDonald's-Zentrale in den USA im Moment nach eigenen Angaben nicht.
Als 2011 das erste McDonald's in Sarajevo eröffnete, hatte das für Schlagzeilen gesorgt. Sogar der damalige Vorsitzende des dreiköpfigen Staatspräsidiums Željko Komšić war damals anwesend und zerschnitt gemeinsam mit dem US-amerikanischen Botschafter ein rotes Band.
Aber auch ein bekanntes Ćevapi-Lokal aus der Altstadt von Sarajevo nutzte die McDonald's-Eröffnung vor gut einem Jahrzehnt, um von sich reden zu machen: Als "Einzugsgeschenk" schickte der "Nachbar" eine riesige Platte frisch gegrillter Fleischröllchen auf die Eröffnungsfeier. Konkurrenz belebe das Geschäft, ließ der Chef des Altstadtlokals ausrichten und sagte voraus, dass die Bosnier wegen der Ankunft von McDonald's zukünftig keineswegs weniger Ćevapi essen würden. Zumindest zum Jahresbeginn 2023 haben die sich tatsächlich durchgesetzt.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | 15. Dezember 2022 | 19:29 Uhr