Orthodoxes Ostern Ostern in Bulgarien: Viel blauer Dunst für den Neuanfang
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15. April 2023, 05:00 Uhr
Wie in allen christlich-orthodoxen Ländern ist auch in Bulgarien Ostern das wichtigste kirchliche Fest des Jahres. "Welikden", großartiger Tag, nennt man das Fest in Bulgarien.
Und auf diesen "großartigen Tag" bereitet man sich die ganze Karwoche über vor. Abgesehen davon, dass all die, die es wirklich ernst meinen, zu diesem Zeitpunkt bereits sechs Wochen gefastet haben, geht es nun, in dieser "Leidenswoche", noch einmal sehr tatkräftig zu. Haus, Hof oder Wohnung werden aufgeräumt, geputzt, der Müll verbrannt. Eier werden gefärbt und bemalt, und der Osterkuchen gebacken.
Ewige Lichter und neue Kleider
Höhepunkt der Osterfeiern der bulgarisch-orthodoxen Kirche ist die Ostermesse, die am Karsamstag, eine Stunde vor Mitternacht, beginnt und bis in den frühen Morgen des Ostersonntags andauert. Aus der Kirche nehmen die Leute dann die vom Geistlichen entzündeten Kerzen mit nach Hause, die sogenannten "ewigen Lichter", die das gesamte Osterfest über brennen. Am Ostersonntag gehen die Leute dann noch einmal in die Kirche, anschließend gibt es ein opulentes Mahl im Kreis der Familie. Traditionell wird Lammfleisch gegessen.
Ein eigentümlicher Brauch in Bulgarien besteht übrigens darin, dass sich die Leute für die Osterfeier neue Kleider kaufen. Sie sollen den Neuanfang und die Auferstehung symbolisieren.
Prozessionen und Mitternachtsmessen in den Klöstern
In den zahlreichen Klöstern des Landes, die stets auch Horte des Widerstands gewesen waren (zunächst und über fast 500 Jahre lang gegen die osmanische Herrschaft, alsdann gegen die kommunistische Regierung), wurden seit jeher opulente festliche Ostermessen zelebriert - mit Prozessionen und Mitternachtsmessen.
Im Batschkowo-Kloster nahe der Stadt Plowdiw treffen sich Jahr für Jahr hunderte Gläubige, um an einer Prozession um die Ikone der Heiligen Jungfrau teilzunehmen. Einmal im Jahr wird das Kunstwerk aus der Klosterkirche geholt und zu Fuß an einen von Felsen umgebenden Ort in den Bergen gebracht. Es heißt, dass sie dort während der Osmanenherrschaft mehrere Jahrhunderte versteckt gehalten wurde.
Orthodoxe Ostern in Bulgarien auch im Sozialismus
Gefeiert wurde Ostern übrigens auch in den Jahrzehnten, als die Bulgarische Kommunistische Partei (BKP) das Land regierte und religiöse Zeremonien und Bräuche nicht so gern gesehen wurden. Viele österliche Rituale und Bräuche begingen die Bulgaren in diesen Jahren daher eher im familiären Kreis. 1990, als die Macht der BKP gebrochen war, feierten Tausende Bulgaren vor der Alexander-Newski-Kathedrale im Zentrum der Hauptstadt Sofia das erste Mal eine Osterfeier gemeinsam in aller Öffentlichkeit.
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 17. April 2022 | 09:40 Uhr