Extremismus Neonazi-Kampfsportgruppe "Knockout 51": Weitere Anklagen erhoben
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19. September 2024, 16:50 Uhr
In der Eisenacher Kampfsportgruppe "Knockout 51" sammelten sich über Jahre gewaltbereite Rechtsextremisten. Die Bundesanwaltschaft hat nun zwei mutmaßliche Mitglieder und einen mutmaßlichen Unterstützer angeklagt.
Nach einem ersten Strafprozess gegen Mitglieder der Neonazi-Kampfsportgruppe "Knockout 51" hat die Bundesanwaltschaft Anklage gegen drei weitere mutmaßliche Beteiligte erhoben. Wie die Karlsruher Behörde mitteilte, wirft sie den Beschuldigten unter anderem Mitgliedschaft beziehungsweise Unterstützung einer terroristischen Vereinigung vor.
Die drei Männer waren im Dezember in Erfurt und Eisenach festgenommen worden. Die beiden mutmaßlichen Mitglieder sitzen seitdem in Untersuchungshaft. Der mutmaßliche Unterstützer wurde im April aus der Untersuchungshaft entlassen. Der Staatsschutzsenat des Thüringer Oberlandesgerichts in Jena muss nun entscheiden, ob er die Anklage zulässt.
Ziel laut Bundesanwaltschaft auch Tötung von Menschen
Die Bundesanwaltschaft bezeichnet "Knockout 51" als "rechtsextremistische Kampfsportgruppe, die unter dem Deckmantel des gemeinsamen körperlichen Trainings junge, nationalistisch gesinnte Männer anlockte, diese bewusst mit rechtsextremem Gedankengut indoktrinierte und für körperliche Auseinandersetzungen mit Polizeibeamten, Angehörigen der politisch linken Szene und sonstigen als bekämpfenswert erachteten Personen ausbildete".
Ihr Ziel sei von Beginn an die Begehung von Körperverletzungen, später auch die Tötung von Linksextremen gewesen.
Unterstützer Wieschke soll Waffenlager beherbergt haben
Einer der drei nun angeklagten Männer soll die rechtsextreme Gruppierung 2019 mitgegründet und als Rädelsführer agiert haben. Gemeinsam mit dem zweiten nun angeklagten mutmaßlichen Mitglied soll er zudem im September 2021 für einen geplanten tödlichen Angriff auf einen Linksextremisten nach Erfurt gefahren sein. Zu dem Angriff kam es am Ende nicht.
Beim dritten Angeklagten handelt es sich um Patrick Wieschke, einem langjährigen Führungsmitglied der Thüringer und der Bundes-NPD. Die Partei hat sich inzwischen in "Die Heimat" umbenannt. Wieschke soll der Gruppe unter anderem einen Raum im "Flieder Volkshaus" als Waffenlager zur Verfügung gestellt haben. In dem Gebäude in Eisenach befindet sich die Landesgeschäftsstelle der Partei.
Anfang Juli hatte das Oberlandesgericht Jena vier mutmaßliche Mitglieder von "Knockout 51" zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Die Bundesanwaltschaft erklärte kurz darauf, sie habe beim Bundesgerichtshof gegen das Urteil Revision eingelegt. Sie hatte deutlich höhere Haftstrafen für die Männer gefordert.
Vor wenigen Tagen war zudem bekannt geworden, dass die Staatsanwaltschaft Gera im Zusammenhang mit "Knockout 51" erneut gegen Polizisten ermittelt. Für Beamte im Dienst und ein Ehemaliger würden verdächtigt, Informationen an Mitglieder weitergegeben zu haben. Der Ex-Beamte, der 2022 gefeuert wurde, stehe zudem unter Verdacht, selber Mitglied der Gruppe gewesen zu sein. In der Vergangenheit hatte es schon einmal Vorwürfe gegen Polizisten gegeben, sie hätten Informationen weitergegeben. Das hatte sich aber nicht bestätigt.
MDR (gh)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 19. September 2024 | 17:00 Uhr