Spektakulärer Fund Ronneburg: Wismut Stiftung erhält verschollen geglaubtes DDR-Wandbild

• Das historische Wandbild wurde vor über 30 Jahren von einem Handwerker vor dem Schrott gerettet.
• Noch ist unklar, wer das wieder aufgetauchte Kunstwerk im Stil des sozialistischen Realismus geschaffen hat.
• Nach der Restauration soll das DDR-Wandbild wieder öffentlich in Ronneburg zu sehen sein.

Den Moment wird Julia Dünkel, die Geschäftsführerin der Wismut Stiftung, so schnell nicht vergessen. Als das Telefon bei ihr klingelte und eine unbekannte Stimme erklärte: "Wir hätten da was, das Sie vielleicht interessieren könnte – ein Wandbild."

Am anderen Ende der Leitung war Rainer Schulze, der mit seinem Bruder Manfred in Ronneburg eine Metallwerkstatt mit angeschlossener Erlebnisgastronomie betreibt. Auf dem Hinterhof dieses Unternehmens wurde nun das Kunstwerk ganz offiziell an die neuen Nachfolger des alten Besitzers übergeben.

Es handelt sich um ein Wandbild aus 69 erhaltenen Emaille-Platten, das bis in die frühen 90er-Jahre die Fassade eines Gebäudes des Wismut Transportbetriebes in Ronneburg schmückte. Ein Haus mit Kantine, in dem die Gebrüder Schulze damals mit ihrem Vater regelmäßig zum Frühstück oder Mittag einkehrten.

Rainer Schulze erinnert sich, dass eines Tages Wismut-Arbeiter auf einem Gerüst vor der Fassade standen und das Wandbild auf ziemlich rabiate Art demontierten. Die einzelnen Platten wurden aus der Wand gerissen und in einen Schrott-Container geschmissen.

In Ronneburg haben Manfred und Rainer Schulze das Wandbild an Julia Dünkel, Geschäftsführerin der Wismut Stiftung übergeben. Bildrechte: Thomas Ackermann, Wismut GmbH

"Unser Vater wollte von den Arbeitern wissen, was sie mit dem Kunstwerk machen und erhielt zur Antwort, das passe nicht mehr in die Zeit und solle weg." Das wollte Vater Schulze nicht in den Kopf und so wurde er kurzentschlossen zum Retter dieses Kunstwerks. Für ein kleines Trinkgeld schwatzte er den Demonteuren die Emaille-Platten ab und rettete sie in einem Lagerraum der familieneigenen Metallwerkstatt vor dem Einschmelzen.

30 Jahre später wurde das alte Betriebsgrundstück verkauft und seine Söhne stießen beim Beräumen auf die Platten und setzten das Puzzle zu einem Ganzen zusammen. Dann griffen sie zum Telefonhörer und schickten ein Foto an die Wismut Stiftung.

Auf gut 32 Quadratmetern schauen da zwei Bergmänner umrahmt von sozialistisch-realistischer Symbolik in die Zukunft. Der Zahn der Zeit und die nicht ganz perfekte Lagerung haben allerdings deutliche Spuren am Kunstwerk hinterlassen. Eine Restaurierung sei auf alle Fälle möglich, erklärt der hinzugezogene Restaurator Tim Lücke. Bis es dazu kommt, hat auch die Wismut Stiftung noch einige Hausaufgaben zu machen.

Der Restaurator Tim Lücke ist optimistisch, was die Restaurierung des Wandbilds aus Ronneburg betrifft. Bildrechte: Thomas Ackermann, Wismut GmbH

So ist zum Beispiel unklar, von welchem Künstler das Wandbild geschaffen wurde. Im Archiv der Kunstsammlung der Wismut ist das Werk nicht aufgeführt, bisherige Recherchen und Befragungen von Zeitzeugen haben kein Licht ins Dunkel bringen können.

Die Vermutung, dass das Wandbild aufgrund der seltenen Emaille-Maltechnik dem im vergangenen Jahr verstorbenen Künstler Werner Petzold zugeschrieben werden kann, hat sich noch nicht bestätigt. Julia Dünkel ist aber optimistisch, dass sich das rauskriegen lässt.

Bislang wird vermutet, dass der bereits verstorbene Künstler Werner Petzold das Wandbild angefertigt haben könnte. Bildrechte: picture alliance/ZB/Jan Woitas

"Unser Ziel ist es, das Wandbild zu erhalten, wozu eine fachgerechte Konservierung erforderlich ist. Perspektivisch wäre es schön, das Kunstwerk würde im Rahmen des Wismut-Erbes wieder öffentlich sichtbar werden – und zwar in Ronneburg", sagte die Geschäftsführerin der Wismut Stiftung.

Redaktionelle Bearbeitung: vp