Die Arbeit in der Stadtverwaltung ist keine Einmann-Show. Das macht Geras neuer Oberbürgermeister Kurt Dannenberg (CDU) gleich zu Beginn unseres Treffens klar. Er bringt zum Termin zwei Mitarbeiter der "Elstertal-Infraprojekt" mit - einem kommunalem Unternehmen, das unter anderem das Stadion der Freundschaft im Hofwiesenpark verwaltet.

Seit dem vergangenen Jahr fehlt hier nach einem Sturm das Dach. Ein Versicherungsschaden, doch bisher ist hier nicht viel passiert. "Wir haben viele Baustellen in den Sportstätten", sagt Dannenberg. "In der Panndorfhalle ist der Fußboden defekt, im Hofwiesenbad müssen wir an das Dach ran."

Geschäftsführer Bertram Koch bespricht mit seinem neuen Chef die Baustellen in den Sportstätten. Dem neuen OB ist dieser offene Meinungsaustausch wichtig, sagt er. Die Mitarbeiter sollen sich ernst genommen fühlen und für gute Ideen auch gern selbst die Lorbeeren ernten.

Im Rampenlicht zu stehen, ist eher nicht Kurt Dannenbergs Ding. "Ich glaube, dass die Stadt nicht eine Person ausmacht", sagt er. "Die Stadt sind alle Bürgerinnen und Bürger. Da ist das Ehrenamt. Da ist die Stadtverwaltung und auch der Stadtrat."

Der 55-jährige Oberbürgermeister kennt die Stadtverwaltung seit zehn Jahren aus seiner Arbeit als Finanzdezernent und Erster Bürgermeister. Ein Vorteil, weil er nun das Zusammenspiel zwischen den einzelnen Dezernaten nicht erst neu kennenlernen muss.

Das neue Stadtoberhaupt will der Verwaltung allerdings bis Ende des Jahres eine neue Struktur verpassen und sie damit bürgerfreundlicher machen. "Die Fachbereiche haben mir bis jetzt Vorschläge geschickt, wo sie Möglichkeiten sehen, die Abläufe zu verbessern", sagt Dannenberg. "Daraus stricken wir nun die neue Struktur."

Durch die Beteiligung der Dezernate will Dannenberg auch verhindern, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Angst vor den anstehenden Veränderungen haben.

Drei Prioritäten nennt der neue Oberbürgermeister im Gespräch. Neben der neuen Struktur der Verwaltung soll so schnell wie möglich die längst überfällige Bezahlkarte für Geflüchtete eingeführt werden. Außerdem arbeite die Verwaltung mit Hochdruck am Haushalt für das neue Jahr.

Lange Zeit war Kurt Dannenberg Bundeswehr-Offizier, unter anderem als Kommandeur des Panzerpionierbataillons 701 in Gera. Hier hat er auch gelernt, taktisch und strategisch zu denken. Dannenberg will Gera langfristig entwickeln und nicht nur mit kurzfristigen Maßnahmen vergängliche Akzente setzen. "Ich würde gern an Ergebnissen abgerechnet werden", sagt er. "Nicht nach dem, wie ich mich jeden Tag in Medien präsentiert habe oder was ich gesagt habe."

Dannenberg will vor allem in der richtigen Reihenfolge kommunizieren. Es könne nicht sein, dass Mitarbeiter Entscheidungen aus den Medien erfahren. Mit dem Stadtrat will der Oberbürgermeister konstruktiv arbeiten. Da habe er als Finanzdezernent schon gute Erfahrungen gemacht.

Dass die Stadträte neu in ihr Amt gewählt wurden, sieht er nicht als Problem. Wichtiger sei, mit allen offen zu kommunizieren. "Es ist gut, in der Sache auch mal hart zu streiten", sagt Dannenberg. "Wenn aber die Entscheidung gefallen ist, müssen alle an einem Strang ziehen."

Auch mit seinem parteilosen Amtsvorgänger Julian Vonarb, inzwischen Vorsitzender der Fraktion Bündnis Gera, will Dannenberg gut zusammenarbeiten. Er geht nach eigenen Worten davon aus, dass jeder gewählte Stadtrat das Beste für Gera wolle.

Dass Gera inzwischen finanziell die lange Durststrecke der Haushaltskonsolidierung überwunden hat, freut den bisherigen Finanzdezernenten. Damit seien wieder mehr Projekte auch im Städtebau möglich. Trotzdem ließen sich viele Dinge nur mit Fördermitteln umsetzen.

Deshalb setzt Dannenberg auf einen guten Draht zu den Ministerien in Erfurt. Von dort gab es am vergangenen Montag bereits einen knapp 2,4 Millionen Euro schweren Scheck für den Bildungscampus Gera-Lusan. Dafür, sagt Dannenberg, habe sich Sozialdezernentin Sandra Wanzar lange stark gemacht.

Die freut sich bei der Fördermittelübergabe sichtbar über das Lob vom neuen Chef. Kurt Dannenberg will auch mit solchen kleinen Gesten den Zusammenhalt in der Stadtverwaltung stärken.