Kommunalwahl 2024 Stichwahl in Gera: Dannenberg neuer OB, Vonarb muss gehen
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10. Juni 2024, 13:23 Uhr
Der neue Oberbürgermeister von Gera ist Kurt Dannenberg. Bei der Stichwahl gewann der CDU-Herausforderer deutlich gegen den parteilosen Amtsinhaber Julian Vonarb - und übernahm bereits vor dem Amtseid das Ruder im Rathaus.
CDU-Herausforderer Kurt Dannenberg hat die Oberbürgermeister-Stichwahl in Gera am Sonntag für sich entschieden. Er erhielt 59,3 Prozent der ausgezählten Stimmen. Amtsinhaber Julian Vonarb (parteilos) kam nur auf 40,7 Prozent. Zuvor hatte es einen rauen Wahlkampf gegeben. Die Wahlbeteiligung bei der Stichwahl lag bei 56,1 Prozent. Dannenbergs Amtszeit beginnt regulär am 1. Juli. Er übernahm die Amtsgeschäfte jedoch schon am Montag - auch ohne Amtseid. Grund ist, dass der noch amtierende OB Vonarb bis Ende Juni in Urlaub gegangen. Eine Sprecherin der Stadtverwaltung bestätigte einen entsprechenden Bericht der Ostthüringer Zeitung. Als Bürgermeister und Dezernent ist Dannenberg auch Stellvertreter des Oberbürgermeisters.
Julian Vonarb (parteilos/Bündnis Gera): Seit 2018 OB
Julian Vonarb wurde 1972 in Freiburg (Baden-Württemberg) geboren und schloss nach dem Abitur eine Ausbildung zum Bankkaufmann ab. In Frankfurt studierte er von 1996 bis 2000 Betriebswirtschaft. Zeitgleich arbeitete er als Mitglied der Geschäftsleitung in der Frankfurter Commerzbank, wo er bis 2016 blieb.
2016 zog er nach Bad Köstritz und machte sich als Unternehmensberater selbstständig, ehe er 2018 Oberbürgermeister von Gera wurde. Damals trat der parteilose Politiker ohne Unterstützerliste an. Dieses Mal stand das parteiübergreifende "Bündnis Gera" hinter ihm. Er ist verheiratet, hat fünf Kinder und wohnt in Gera.
Kurt Dannenberg (CDU): Der Oberstleutnant
Kurt Dannenberg ist 55 Jahre alt und wurde in Hilten in Niedersachsen geboren. Nach der Schule schlug er einen militärischen Karriereweg ein, absolvierte den Grundwehrdienst bei der Bundeswehr und schloss eine Ausbildung zum Offizier an. Er studierte Maschinenbau in Hamburg und war für die Bundeswehr mehrere Male in Afghanistan - unter anderem als Kommandeur des Panzerpionierbataillons 701 aus Gera.
Von 2011 bis 2012 absolvierte er ein zweites Studium zum Master of Advanced Studies in internationaler und europäischer Sicherheitspolitik an der Universität Genf. Für die Bundeswehr war er bis 2014 tätig. Sein Rang ist Oberstleutnant im Generalstabsdienst. Seit 2014 ist er Bürgermeister und Dezernent für Sicherheit, Finanzen und den Bürgerservice der Stadt Gera. 2017 trat er in die CDU ein. Dannenberg ist ledig und hat ein Kind. Er lebt mit seiner Familie in Gera.
Dannenberg hatte ersten Wahlgang knapp gewonnen
Beim ersten Wahlgang der Kommunalwahlen in Gera war Dannenberg knapp vor Vonarb Sieger geworden. Danach hatte der SPD-Kreisverband, der keinen Kandidaten aufgestellt hatte, die Wahl Vonarbs empfohlen. Die SPD-Bundestagsabgeordnete und Staatssekretärin Elisabeth Kaiser erklärte, Vonarb habe größere Chancen, die Geraer Stadtgesellschaft zusammenzuhalten. Bei Dannenberg habe die SPD Zweifel daran, dass er die Zivilgesellschaft beim Engagement für ein friedliches und tolerantes Zusammenleben in Gera unterstütze. Die Linke und die AfD gaben keine Wahlempfehlung ab.
Dannenberg hatte sich zuvor in einer Pressemitteilung von Aussagen distanziert, die auffordern, Politiker zu jagen, zu vertreiben oder mit Aufzügen vor die Wohnhäuser von Politikern zu ziehen. Dies hatten Demonstrierende um den Rechtsextremisten Christian Klar in der Vergangenheit in Gera getan hatten.
Ergebnis des ersten Durchgangs
Dannenberg und Vonarb trafen am 9. Juni in der Stichwahl erneut aufeinander. In der ersten Runde am 26. Mai war Wieland Altenkirch von der AfD Dritter geworden, der parteilose Einzelbewerber Yves Berlinghoff Vierter. Letzter wurde David Kaschta von der Satirepartei "Die Partei".
Die Ergebnisse der Stadtratswahl
Zur Stadtratswahl stimmten in Gera 35,1 Prozent für die AfD. Die CDU kommt auf 16,4 Prozent, das Bündnis für Gera, das den aktuellen Oberbürgermeister Vonarb unterstützt, auf 15,9 Prozent und die Linke auf 12,3 Prozent.
In Gera hatte sich die Auszählung der Stimmen verzögert. Nach Stadtangaben waren viele neue und unerfahrene Wahlhelfer im Einsatz. Landesweit behauptete sich die CDU mit rund 27 Prozent an erster Stelle knapp vor der AfD mit fast 26 Prozent. Die SPD liegt landesweit bei mehr als elf Prozent, die Linke bei rund neun, die Grünen bei vier und die FDP bei weniger als drei Prozent. Fast 20 Prozent der Stimmen entfielen auf örtliche Wählerlisten und Bündnisse.
Die Stadt Gera
Die in Ostthüringen liegende kreisfreie Stadt Gera ist die drittgrößte Stadt Thüringens. Sie liegt am Ufer der Weißen Elster und beheimatet rund 96.000 Menschen. Die Geburtsstadt von Otto Dix erstreckt sich auf einer Fläche von 150 km² und bietet einige Sehenswürdigkeiten wie das Otto-Dix-Haus und das preisgekrönte Haus Schulenburg. Darüber hinaus ist Gera Hochschulstandort.
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MDR (mp/ost/nir)