VIele Menschen auf einer Bühne. 4 min
In Gera wurde am Samstag der "Faust"-Theaterpreis verliehen, die höchste Auszeichnung für dieses Genre. Wolfgang Schilling war für MDR KULTUR vor Ort. Bildrechte: Markus Nass, Deutscher Buehnenverein
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In Gera wurde am Samstag der "Faust"-Theaterpreis verliehen, die höchste Auszeichnung für dieses Genre. Wolfgang Schilling war für MDR KULTUR vor Ort.

MDR KULTUR - Das Radio So 17.11.2024 11:26Uhr 04:24 min

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Auszeichnung Theaterpreis "Faust" in Gera verliehen – fünfmal in den Osten

17. November 2024, 13:25 Uhr

Der "Faust" ist der wichtigste Theaterpreis in Deutschland – und er ging in diesem Jahr in fünf Kategorien in den Osten des Landes. Auszeichnungen kamen nach Dresden, Plauen/Zwickau, Nordhausen, Magdeburg – und in die Stadt der Preisvergabe selbst: nach Gera.

Eine Auszeichnung mit dem "Faust" ist ein Ritterschlag, es ist der bedeutendste Theaterpreis Deutschlands. In fünf Kategorien ging die Auszeichnung in diesem Jahr in den Osten des Landes.

Die Preise wurden am Samstag in Gera verliehen. Dort war vor dem Theater ein roter Teppich ausgerollt – ein Hauch von Oscar in der ostthüringischen Stadt. Drinnen drängte sich, was Rang und Namen hat im deutschen Stadt- und Staatstheater.

Tanz-"Faust" für Zarina Stahnke an der Semperoper

Im Bereich Tanz wurde die junge amerikanische Tänzerin Zarina Stahnke von der Semperoper Dresden für ihre Königin Zoe in Johan Ingers moderner Interpretation von "Schwanensee" ausgezeichnet.

Eine Tänzerin auf einer Bühne mit fleischfarbenem Kostüm und einem transparenten Überwurf.
Zarina Stahnke bei einer Aufführung von "Schwanensee" an der Semperoper Dresden. Bildrechte: Nicholas MacKay

Die Jury begründete die Auszeichnung, dass Stahnke die Rolle mit Feingefühl und Präzision und auf höchstem technischen Niveau gestalte, fragil und dabei stets feminin bleibend. "Zarina Stahnke zeigt auf eindringliche Weise, wie ein klassischer Stoff zeitgemäß vertanzt werden kann: Vorbildgebend!"

Zarina Stahnke zeigt auf eindringliche Weise, wie ein klassischer Stoff zeitgemäß vertanzt werden kann: Vorbildgebend!

Jurybegründung des Tanz-"Faust" für Zarina Stahnke

Verbeugung vor dem Mut der Provinz

Die beste Schauspiel-Inszenierung kam aus dem Theater Plauen-Zwickau. Es ist die "Antigone" in der Regie von Joanna Lewicka, die das auch als eine Verbeugung vor dem Mut der Theatermacher in der Provinz verstanden wissen wollte und sagte: "Ich finde es absolut großartig, dass wir Künstlerinnen, die einfach großartige Arbeit in den kleineren Theatern machen, gesehen werden. Das hat sehr viel mit dem Mut und der Offenheit dieser Ensembles zu tun".

Erster "Faust" für Puppenspieler

Großen Jubel gab es, als Tobias Weishaupt als bester Darsteller in der Kategorie für junges Publikum ausgezeichnet wurde.

Zwei Männer führen eine große Puppe mit Armen und Beinen aus Schläuchen.
Tobias Weishaupt (rechts) bei einer Aufführung von "Mein ziemlich seltsamer Freund Walter". Bildrechte: Ronny Ristok

Ein Heimspiel für den Geraer Puppenspieler und ein Novum bei der Preisverleihung außerdem, wie er überglücklich erklärte: "Ich bin total überrascht, dass wir mit unserer Inszenierung 'Mein ziemlich seltsamer Freund Walter' den Preis bekommen haben. Soweit ich weiß, bin ich der erste Puppenspieler, der den Preis gewonnen hat"

Puppenspieler während der Vorstellung 2 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Jugendpreis und das Geheimnis des Preises

Der "Faust" ist ein Preis, der schwer in der Hand liegt – den man sich aber trotzdem mal vors Auge führen sollte, denn in ihm verbirgt sich ein von außen nicht sichtbares Geheimnis. Daniela Bethke und Jörg Neubauer, die ihn mit dem Theaterjugendclub des Theaters Nordhausen für ihre Inszenierung "Swing again" als Perspektivpreis der Länder gewannen, wissen, was da zu sehen ist.

Neubauer erläutert: "Da steht ein Mensch in einem verspiegelten Raum, das ist ein bisschen wie ein Kaleidoskop. Das hat eine unglaubliche Tiefe, man guckt ein Stückweit in die Zukunft. Insofern ein wirklicher Perspektivpreis."

FAUST-Preistrophäe, ein langgezogener quadratischer Körper auf dem "DER FAUST" steht.
DIe "Faust"-Trophäe wirkt relativ schlicht, sie birgt jedoch ein Geheimnis. Bildrechte: Cornelis Gollhardt

Kostümpreis geht nach Magdeburg

Zu den Gewinnerinnen gehörte aus mitteldeutscher Sicht auch noch die Kostümdesignerin Luisa Wandschneider, die für die Outfits der Produktion "Jagdszenen" am Theater Magdeburg ausgezeichnet wurde. Die Jury hob hervor: "Durch den gekonnten Einsatz wechselnder Materialien und die Transparenz und Fragilität der Stoffe verschaffen die Kostüme den Figuren eine zweite Haut." Das zarte Kostümbild werde durch das intensive körperliche Spiel der Darstellenden verschmutzt, verletzt, vernarbt und zerstört – ein "menschlicher Reifeprozess der Kostüme."

Ein Mann hält auf einer Bühne eine Frau in seinen Armen.
"Jagdszenen" hat einen "Faust" für das beste Kostüm 2024 erhalten, worüber sich Kostümdesignerin Luisa Wandschneider sehr freuen kann. Bildrechte: Katrin Ribbe

Nele Hertling für Lebenswerk geehrt

Der Preis für das Lebenswerk ging an die Grand Dame der Tanz- und Performancekunst in Deutschland, Nele Hertling. Sie hat sich als Künstlerin und Theaterleiterin niemals von Genregrenzen aufhalten lassen und erklärte am Ende ihrer Dankesrede: "Wir brauchen das Theater in all seinen Facetten und Strukturen, denn das macht uns gemeinsam stark."

Nele Hertling, eine Frau steht auf einer Bühne und hält einen Preis und einen Blumenstrauß in den Händen.
Nele Hertling bei der Preisverleihung im Theater Gera. Bildrechte: Markus Nass, Deutscher Buehnenverein

Ausnahmeleistungen auch in Hamburg und Bochum

Gleich zweimal war das Schauspiel Bochum erfolgreich. Imre und Marne van Opstal bekamen einen "Faust" für ihre Tanzproduktion "Voodoo Waltz" und Anna Drexler holte den Preis für die beste schauspielerische Leistung ins renommierte Haus im Revier.

Eine Frau hält eine große Trophäe in ihren Händen, es ist der Faust-Theaterpreis.
Anna Drexler bekam einen "Faust" als beste Schauspielerin. Bildrechte: Markus Nass, Deutscher Buehnenverein

Der Salome der Ausnahmesopranistin Asmik Gregorian an der Hamburgischen Staatsoper bescheinigte die Jury sogar "gesangliche und darstellerische Naturgewalt".

Die Auszeichnung "Faust" für Theaterkunst

Der Deutsche Bühnenverein vergibt den "Faust" seit 2006 zusammen mit der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste und der Kulturstiftung der Länder. Inzwischen wird der undotierte Preis in zwölf Kategorien verliehen.

Alle Preisträgerinnen und Preisträger 2024 (Zum Ausklappen)

Darstellerin Tanz
Zarina Stahnke als Königin Zoe in "Schwanensee" - Semperoper Dresden

Darstellerin Schauspiel
Anna Drexler als Krähe in "Trauer ist das Ding mit Federn" - Schauspielhaus Bochum

Darstellerin Musiktheater
Asmik Grigorian als Salome in "Salome" - Hamburgische Staatsoper

Darsteller Theater für Junges Publikum
Tobias Weishaupt in "Mein ziemlich seltsamer Freund Walter" - Theater Altenburg Gera

Inszenierung Tanz
Imre und Marne van Opstal für "Voodoo Waltz" - Schauspielhaus Bochum

Inszenierung Schauspiel
Joanna Lewicka für "Antigone" - Theater Plauen­Zwickau

Inszenierung Musiktheater
Ingo Kerkhof für "Fin de Partie (Endspiel)" - Oper Dortmund

Inszenierung Theater für Junges Publikum
Frederic Lilje für "All das Schöne" - Junges Ensemble Stuttgart

Raum
Lorenz Vetter, Signa Köstler, Tristan Kold (Raum) für "Das 13. Jahr" - Deutsches SchauSpielHaus Hamburg

Ton & Medien
Lubomir Grzelak (Musik), Maximilian Kraußmüller, Eugenijus Sabali- auskas (Lichtdesign), Jakub Lech (Videodesign), Daphne Chatzopoulos, Johanna Seggelke, Paula Tschira (Live­Kamera), Łukasz Twarkowski (Regie) für "WoW - Word on wirecard" - Münchner Kammerspiele

Kostüm
Luisa Wandschneider für "Jagdszenen" - Theater Magdeburg

Genrespringer
Bassam Ghazi, Birgit Lengers und Ensemble für "Solingen 1993" - Düsseldorfer Schauspielhaus

Preis für das Lebenswerk
Nele Hertling

Perspektivpreis der Länder
Theaterjugendclub der Theater Nordhausen / Loh-Orchester Sondershausen

Quelle: MDR KULTUR (Wolfgang Schilling), Der Faust - Deutscher Theaterpreis, Deutscher Bühnenverein
Redaktionelle Bearbeitung: op

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 17. November 2024 | 09:05 Uhr

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