Ballett Semperoper-Tänzerin Zarina Stahnke mit "Faust" ausgezeichnet
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17. November 2024, 17:30 Uhr
Die Tänzerin Zarina Stahnke hat am Samstag in Gera den "Faust" in der Kategorie "Tanz" erhalten. Es ist der wichtigste Theaterpreis in Deutschland. Sie bekam ihn für ihre moderne "Schwanensee"-Interpretation an der Semperoper Dresden.
- Zarina Stahnke hat den diesjährigen "Faust"-Theaterpreis in der Kategorie Tanz für ihre "Schwanensee"-Interpretation erhalten.
- Die Rolle der Zoe darin wurde ihr auf den Leib geschrieben.
- Die US-Amerikanerin stammt ursprünglich aus Virginia und ist Halbsolistin beim Semperoper-Ballett in Dresden.
Der "Faust" ist der bedeutendste Theaterpreis Deutschlands, jedes Jahr wird er in verschiedenen Kategorien vergeben, für die beste Regie, das beste Kostüm oder die beste Darstellung in den Bereichen Schauspiel, Musiktheater – und auch Tanz.
In diesem Jahr hat Zarina Stahnke die hochwertige Auszeichnung erhalten. Sie ist Halbsolistin beim Semperoper-Ballett in Dresden und hat den "Faust" für ihre "Schwanensee"-Interpretation bekommen.
Aufregung schon bei Nominierung
Schon als sie einen Anruf zur Nominierung vom Deutschen Bühnenverein bekam, zeigte sich Stahnke zunächst sprachlos, sie beschreibt die Situation: "Die Nominierung war eine Überraschung! Der Deutsche Bühnenverein wollte mit mir sprechen. Ich dachte: Was? Ist was mit meinem Vertrag? Nein!? Super surprise!!"
Die zierliche junge Frau wurde nicht nur unerwartet nominiert, sie hat den "Faust" dann auch gewonnen! Als beste Tänzerin für ihre Rolle der Königin Zoe in einer modernen "Schwanensee"-Adaption. "Auf höchstem technischem Niveau gestaltet sie ihre Rolle mit Feingefühl und Präzision, bleibt fragil und dabei stets feminin," begründete die Jury die Auszeichnung und fuhr fort: "Zarina Stahnke zeigt auf eindringliche Weise, wie ein klassischer Stoff zeitgemäß vertanzt werden kann: Vorbildgebend!"
Zarina Stahnke zeigt auf eindringliche Weise, wie ein klassischer Stoff zeitgemäß vertanzt werden kann: Vorbildgebend!
Rolle auf den Leib geschrieben
Diese stammt vom norwegischen Choreographen Johan Inger, der den Part der Königin Zoe eigens für Stahnke kreiert hat – in einem langen und emotionalen Prozess, wie die gebürtige US-Amerikanerin erklärt: "Sie ist eine Frau, die mit ihrer Weiblichkeit kämpft, mit schwierigen Situationen in der Liebe und in der Ehe. Das sind große Themen, zu denen jeder einen Bezug hat. Und es war eine Ehre für mich, mich da ranzustasten und mit Johan Inger einen solchen Charakter zu entwickeln."
Es war eine Ehre für mich, mich da ranzustasten und mit Johan Inger einen solchen Charakter zu entwickeln.
Tiefgründiger "Schwanensee" ohne Tutu
Tatsächlich kommen bei der Aufführung nicht die erwarteten Schwänchen im Tutu auf die Bühne. Königin Zoe ist eine gestandene Frau, die unter dem Druck ihrer Ehe leidet – keine mystische Jungfrau in Schwanengestalt.
In Ingers Tanzstück geht es um tiefgründige Fragen, um die Bedürfnisse von Mann und Frau in einer Liebesbeziehung, die gegenseitige Akzeptanz. Stahnke füllt die Rolle mit Leidenschaft aus. Und freut sich, dass sie sie nach der Uraufführung im letzten Jahr nun auch in dieser Spielzeit wieder tanzen darf: "2025 haben wir, denke ich, 13 Vorstellungen. Ich bin sehr glücklich, dass ich diese Rolle wieder machen kann. Weil es so viele tiefe Punkte in dieser Rolle zu suchen gibt."
Von Virginia nach Dresden
Stahnke wurde 1993 im US-Staat Virginia geboren. Ihre Vorfahren stammen aus Mecklenburg, daher der deutsche Name. Zuerst studierte sie an der School of American Ballet, bevor sie 2012 nach Deutschland kam. Seitdem tanzt Stahnke beim Semperoper-Ballett in Dresden, erst im Corps de Ballett, inzwischen als Halbsolistin.
Noch vor der Corona-Pandemie musste sie längere Zeit aussetzen: Verletzungen an Knie und Fuß hielten sie vom Probensaal fern –und brachten sie dennoch einen Schritt weiter: "Diese Pause zu haben war auch ein Geschenk. Ich hatte auch ein bisschen Zeit, zu reflektieren: Wie ich arbeite als Tänzerin, als Künstlerin." Denn Stahnke ist auch bildende Künstlerin: Sie malt und zeichnet, ab und an stellt sie auch aus.
Für die frischgebackene "Faust"-Preisträgerin findet auch der neue Direktor des Semperoper-Balletts, Kinsun Chan, begeisterte Worte: "Ich finde, Zarina ist eine großartige Künstlerin! Sie ist ein Gewinn für die Company. Und es ist ein toller symbolischer Moment für ihre Karriere – und eine große Ehre für unser Haus."
Zarina ist eine großartige Künstlerin! Es ist eine große Ehre für unser Haus.
Quelle: MDR KULTUR (Uta Burkhardt), Deutscher Bühnenverein, Faust-Theaterpreis
Redaktionelle Bearbeitung: op
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 17. November 2024 | 09:05 Uhr