Interview Konkurrenz oder Chance? Wie das Thüringer Kabarett "Nörgelsäcke" Social Media nutzt
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13. Februar 2025, 15:29 Uhr
Wie nutzen Kabaretts soziale Netzwerke wie Facebook, Instagram & Co? Und sind Content Creator mit ihren Clips inzwischen so erfolgreich, dass sie ernstzunehmende Konkurrenz für Kabarettbühnen sind? MDR KULTUR hat 15 Kabaretts in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen befragt. Markus Tanger, Chef des Kabaretts "Nörgelsäcke" im thüringischen Gößnitz, spricht im Interview über seine Sicht auf Social Media.
MDR KULTUR: Es gibt in den sozialen Medien enorm erfolgreiche Comedy-Inhalte von Laien. Kommen professionelle Kabarettisten noch ohne Social Networks aus?
Markus Tanger, Kabarett-Chef der "Nörgelsäcke": Es ist natürlich mittlerweile ein Teil unserer Arbeit, dass man Beiträge übers Netz verteilt und da auch Werbung für sich macht. Allerdings muss ich sagen: Man schafft es leider nicht so häufig, weil man auch einen normalen Spielplan zu bedienen hat. In der Corona-Zeit waren wir wirklich sehr aktiv und haben da recht viele Beiträge produziert. Zurzeit schleift es etwas.
Springen Leute tatsächlich so auf Ihre Online-Inhalte an, dass sie dann zu Ihnen ins Haus kommen?
Wir haben natürlich recht gute Klickzahlen auf verschiedene Beiträge gehabt. Inwiefern die sich dann später in der Vorstellung wiederfinden, kann man schlecht sagen. Aber man merkt es zum Beispiel, wenn man kurzfristig postet: 'Okay, für die Veranstaltung heute oder morgen sind noch Karten erhältlich'. Dann klingeln die Telefone nochmal.
87 Prozent der Teilnehmer in der Befragung von MDR KULTUR hat tatsächlich einen eigenen Social-Media-Kanal im Netz. Wie ist das bei Ihnen?
Wir sind bei Facebook aktiv. Das ist wirklich der Kanal, den wir auch am intensivsten pflegen. Des Weiteren kommunizieren wir natürlich über Whatsapp mit unseren Zuschauern und verteilen da auch Inhalte. Auf Youtube haben wir noch einen Kanal, der allerdings zurzeit – muss ich leider sagen – etwas ungepflegt ruht.
Comedy ist im Netz sehr gefragt. Denken Sie, dass das Publikum weniger zu Liveauftritten kommt, weil so viel im Internet zu finden ist?
Ich würde sagen, dass man es ganz schlecht miteinander vergleichen kann. Denn: live ist live. Ein Programm, live gesehen auf einer Bühne – mit Zuschauern, die reagieren – ist etwas ganz anderes, als wenn man sich einen sicherlich lustigen Beitrag im Netz anguckt. Man sieht da zwar viele Sachen, über die auch ich herzhaft lachen kann. Aber die Live-Veranstaltung kann das Netz, glaube ich, doch so nicht ersetzen.
Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, dass man im Netz vielleicht sogar Geld verdienen kann?
Nein, muss ich sagen, wir haben uns noch nicht weiter damit beschäftigt. Wir machen diese klassische Form des Kabaretts, mit Ensemble-Spielen, mit gespielten Szenen. Und es ist schwierig, diese Spielweise ins Netz zu übertragen.
Quellen: MDR KULTUR (Ilka Hein, Julia Hemmerling), MDRfragt
redaktionelle Bearbeitung: sg, lk
Hinweise zur Kabarettbefragung 2025
MDR KULTUR hat in Zusammenarbeit mit MDRfragt, dem Meinungsbarometer für Mitteldeutschland, die 16 festen Kabaretthäuser mit eigenem Ensemble in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen befragt. 15 von ihnen haben an der Befragung teilgenommen. Aufgrund von Rundungen kann es vorkommen, dass Prozentwerte bei einzelnen Fragen zusammengerechnet nicht exakt 100 ergeben.
Die Befragung der MDRfragt-Gemeinschaft fand vom 14. bis 17. Januar 2025 statt.
Bei MDRfragt können sich alle anmelden und beteiligen, die mindestens 16 Jahre alt sind und in Sachsen, Sachsen-Anhalt oder Thüringen wohnen, denn: Wir wollen die Vielfalt der Argumente kennenlernen und abbilden. Die Kommentare der Befragten erlauben, die Gründe für die jeweiligen Positionen und das Meinungsspektrum sichtbar zu machen.
Da sich jede und jeder beteiligen kann, der möchte, sind die Ergebnisse von MDRfragt nicht repräsentativ. Bei dieser Befragung haben sich 12.197 Menschen online mit ihrer Meinung eingebracht.
Die Ergebnisse von MDRfragt werden nach wissenschaftlichen Kriterien anhand verschiedener soziodemografischer Merkmale wie Alter, Geschlecht oder Bildungsgrad gewichtet, um sie an die tatsächliche Verteilung in der mitteldeutschen Bevölkerung anzupassen. Damit wird die Aussagekraft der Ergebnisse erhöht und es ergibt sich ein valides und einordnendes Stimmungsbild aus Mitteldeutschland.
MDRfragt wird zudem wissenschaftlich beraten und begleitet, beispielsweise durch regelmäßige Validitätstests. Mehr zur Methodik von MDRfragt finden Sie unter dieser Erklärungsbox.
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 13. Februar 2025 | 08:40 Uhr