Eine Katze schleicht durchs Gras.
Um das problem mit streunenden Katzen in den Griff zu bekommen, gibt es in manchen Kommunen eine Katzenschutzverordnung. Bildrechte: IMAGO/Funke Foto Services

Tierschutz Streit um Katzenschutzverordnung: "Ein Großteil dieser Tiere leidet an erheblichen Schmerzen"

09. Oktober 2024, 09:30 Uhr

Überall gibt es sie - streunende Katzen. Für manche Städte und Gemeinden werden sie zum Problem, weil sie krank werden und auch Krankheiten übertragen. Um das in den Griff zu bekommen, haben einige Kommunen Katzenschutzverordnungen erlassen. Aber eben nicht alle.

Am 2. Januar 2019 trat Weimars Katzenschutzverordnung in Kraft. Nicht ohne Grund, sagt Amtstierärztin Madeleine Spielvogel. "Weimar hat geschätzt 10.000 Katzen, darunter sind viele herrenlose Tiere. Wir haben damals ein hohes Aufkommen an Krankheiten gehabt."

Vielen Tieren ging es nicht gut. Sie hatten Katzenschnupfen oder Schlimmeres und haben die Erreger munter verbreitet. Außerdem wurden es immer mehr Tiere. "Wir mussten etwas tun, deshalb haben wir Katzenbesitzer zur Kastration, zum Chippen und zur Registrieren ihrer Tiere verpflichtet. Das hat auch der Tierschutz gefordert - zu Recht", sagt Spielvogel.

Eine Frau und ein Mann schauen in die Kamera.
Madeleine Spielvogel und Stefan Kleinhans, Amtstierarzt im Weimarer Land. Bildrechte: MDR/Cornelia Mauroner

Einige sahen es als Eingriff in ihre Persönlichkeitsrechte. Dabei ging es uns nur um den Tierschutz.

Madeleine Spielvogel

Die Verordnung ist gerade in den Anfangsmonaten nicht von allen gut aufgenommen worden. "Die Weimarer haben eine Weile gebraucht, die Katzenschutzverordnung zu akzeptieren. Einige sahen es als Eingriff in ihre Persönlichkeitsrechte. Dabei ging es uns nur um den Tierschutz."

Katzenschutzverordnung als letzte Instanz

Dieses Argument lässt der Amtstierarzt im Weimarer Land Stefan Kleinhans nicht gelten. Kleinhans verweist auf Paragraph 13 im Tierschutzgesetz, der besagt, dass man eine Katzenschutzverordnung nur erlassen darf, wenn alle Maßnahmen vorher nichts gebracht haben.

Und so agiert das Weimarer Land. "Wir versuchen, das Ganze so klein wie möglich zu halten und wirklich nur die Brennpunkte zu behandeln." Sprich: Werden vermehrt kranke Katzen gemeldet oder besteht der Verdacht auf "Animal Hoarding" - das krankhafte Sammeln und Halten von Tieren -, dann ist das Veterinäramt zur Stelle und greift ein.

"Gemeinsam mit dem Tierschutzverband kastrieren wir und versorgen die Katzen medizinisch, um sie später wieder an ihren angestammten Ort zurückzusetzen", sagt Weimars Amtstierärztin Madeleine Spielvogel - sprichwörtlich, "wenn die Katze in den Brunnen gefallen ist."

Kritik vom Tierschutz-Verband

Kritik an der Praxis im Weimarer Land kommt auch vom Tierschutz. Dem "Bündnis Katzenschutzverordnung Weimarer Land" geht das Eingreifen im Verdachtsfall nicht weit genug. Die Mitglieder fordern auch für den Kreis eine Katzenschutzverordnung, so wie Weimar eine hat.

Die Tierschützer unterlegen ihre Forderung mit Zahlen. "So konnten 821 freilebende Katzen im Kreis Weimarer Land nachgewiesen werden. Ein Großteil dieser Tiere leidet an erheblichen Schmerzen, Krankheiten oder Schäden", teilt eine Sprecherin des Bündnisses mit.

Man muss mit den Menschen reden und auf Freiwilligkeit setzen. Das bringt auf lange Sicht mehr.

Stefan Kleinhans

Stefan Kleinhans ist nicht überzeugt. "Die Situation auf dem Land ist eine ganz andere als in der Stadt. Während die Katzen in der Stadt konzentrierter leben und auf engerem Raum und die Ansteckungsgefahr dort natürlich größer ist, ist im Kreis alles viel weiträumiger. Sie haben Platz und Auslauf. Das ist kaum vergleichbar. Man muss mit den Menschen reden und auf Freiwilligkeit setzen. Das bringt auf lange Sicht mehr."

Weimarer Amtstierärztin zieht positive Bilanz

Madeleine Spielvogel hat die Einführung der Katzenschutzverordnung nie bereut. Auch wenn sie ab und an behördliche Anordnungen schreiben und mit Bußgeldern drohen muss.

Nach knapp fünf Jahren zieht sie eine durchweg positive Bilanz für ihre Stadt Weimar. "An den Futterstellen zählen wir weit weniger herrenlose Katzen. Die kastrierten Tiere sind weniger aggressiv, ihr Radius und damit die Gefahr der Ansteckung verkleinert sich. Es besteht eine wesentlich niedrigere Infektionsgefahr und genau das ist für uns Katzenschutz."

MDR (nir)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Johannes und der Morgenhahn | 07. Oktober 2024 | 05:00 Uhr

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