
Immobilie "Bin zuversichtlich, dass es irgendwann fertig wird": Hoffnung für das TA-Hochhaus in Erfurt
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26. April 2025, 05:00 Uhr
Das ehemalige TA-Hochhaus in Erfurt sollte schon vor einem Jahr fertig saniert sein. Doch nur der Rohbau steht, gebaut wird seit Monaten nicht mehr. Der neue Investor will nun mehr Geld von den Käufern der Wohnungen, um das Projekt fertigzustellen. Wie ist der aktuelle Stand?
Das ehemalige Hochhaus der "Thüringer Allgemeine" in der Erfurter Innenstadt sollte eigentlich ein Prestigeobjekt des Investors Christoph Gröner werden. Er wollte den Zehngeschosser am Juri-Gagarin-Ring sanieren. Geplant waren 76 Eigentumswohnungen nebst einem Neubau mit 44 Wohnungen und Tiefgaragen. Die Wohnungen sollten im April 2024 bezugsfertig sein. Doch daraus wurde nichts.
Stattdessen hofften die Wohnungskäufer im vergangenen Herbst, nicht umsonst investiert zu haben. Und Handwerker warteten auf ihr Geld. Die Bauarbeiten stehen seit Monaten still.
Einer der Wohnungskäufer ist der Erfurter Matthias Meinung. Er hatte eine hohe Summe für seine Traumwohnung bezahlt, die dereinst sein Alterswohnsitz werden sollte. "Das sind mit die teuersten Wohnungen, die je in Erfurt verkauft worden sind", sagt Meinung. Sie kosteten zwischen 5.000 und 7.500 Euro pro Quadratmeter. Das Problem: Von Anfang an ging der Bau nur stockend voran.
Anfang November 2024 war klar, warum auf der Baustelle nicht viel passierte: Gröner beantragte für die Gröner Group GmbH beim Amtsgericht Leipzig Insolvenz. Bereits im September hatte ein neuer Investor das ambitionierte Bauprojekt in der Erfurter Innenstadt übernommen: die "Fonds Plus Verwaltungsgesellschaft mbH".
Für Ende November lud der Geschäftsführer der "Fonds Plus Verwaltungsgesellschaft", René Warzecha, alle Wohnungskäufer ein, um sein Sanierungskonzept vorzustellen. "Wir sind überzeugt, dass wir gemeinsam eine Lösung für alle Beteiligten finden können, wenn alle an einem Strang ziehen", hieß es in dem Schreiben.
Die Frage ist, warum kauft einer ein lahmendes Pferd?
Wohnungskäufer Meinung war angesichts des Verkaufs des Objektes skeptisch. Er sagte damals: "Die Frage ist, warum kauft einer ein lahmendes Pferd?" Der neue Investor werde entweder die Wohnungen mit großem Abschlag zurückkaufen, um sie teurer wieder zu verkaufen "oder alle bisherigen Wohnungskäufer müssen noch einmal in Größenordnungen Geld nachbringen."
"Wir sind hier nicht Miami": Wohnungskäufer kritisiert zusätzliche Kosten
Meinung lag mit seiner Vermutung richtig: Der neue Investor wollte zusätzliches Geld, um die geplanten Wohnungen zu bauen. Rund 30 Prozent mehr sollten zum bereits vereinbarten Preis gezahlt werden. Zu viel Geld, so Meinung.
"Jeder Käufer soll noch mal einen sechsstelligen Betrag bezahlen, also hunderttausend oder mehr", sagt er heute. "Wenn Sie schon 6.000 oder 7.000 Euro pro Quadratmeter bezahlt haben, dann können Sie sich ja ausrechnen, bei welchem Kurs Sie zum Schluss sein werden. Aber wir sind hier in Erfurt und nicht in Miami."
Ohne zusätzliches Geld ginge es nicht, so die Projektgesellschaft. Der Grund: "die unerwartete drastische Erhöhung der Baukosten", so Warzecha. "Wenn zum Zeitpunkt des Verkaufs klar gewesen wäre, wie die Baukosten sich entwickeln, wäre damals schon ein höherer Kaufpreis aufgerufen worden."
Ende April kündigte Warzecha "brandheiße Updates" an. Worum es geht? Nächste Woche wolle er sich "das erste Mal mit den Rechtsanwälten einer Käufergruppe zusammensetzen und detailliert in die Verhandlungen einsteigen, ob wir gemeinsam auch schon über bestimmte einzelne Schritte nachdenken möchten."
Bisher hätten die meisten Wohnungskäufer keiner zusätzlichen Zahlung zugestimmt. Die Erwerber seien diesen Preis nicht mitgegangen. "Seitdem befinden wir uns in diesen Verhandlungen", sagte Warzecha MDR THÜRINGEN.
Hohe Kosten für Wohnungskäufer
Das ist keine Überraschung für Matthias Meinung. Er findet 30 Prozent mehr als übertrieben. Zudem könnten viele der Wohnungskäufer es sich gar nicht leisten, einen sechsstelligen Betrag zu bezahlen. "Das ist extrem schwierig. Wir haben Leute, die haben da ihren Alterswohnsitz geplant. Die haben ihr Haus verkauft und wollten jetzt schon seit einem halben Jahr in der neuen Wohnung wohnen."
Doch ohne zusätzliche Gelder könne das Projekt nicht weitergebaut werden, sagt Geschäftsführer Warzecha: "Die Kosten, um das Projekt vom jetzigen Zustand in den Endzustand zu überführen, müssen aufgebracht werden." Am Ende werde entscheidend sein, wie viele Erwerber da mitmachen. "Erst dann haben wir Klarheit. Es gibt aber immer noch die Möglichkeit, über den Preis zu verhandeln."
Die Höhe des Mehrpreises, die ist das Problem.
Auch Meinung weiß, dass es ohne zusätzliche Zahlungen nicht gehen wird. "Jedem ist glaube ich bewusst, dass er mit dem Ursprungspreis, den er damals auf einem Vertrag unterzeichnet hat, nicht mehr hinkommt. Die Höhe des Mehrpreises, die ist das Problem." Er schätze den neuen Eigentümer als lösungsorientiert ein. "Aber für ihn muss die Sache lukrativ sein", sagt Meinung.
René Warzecha erzählt, dass er die Fertigstellung des "Chronicle" vor allem als reizvolle Herausforderung sieht. "Ein solches Projekt, das schwierig ist und in der Öffentlichkeit steht, zu Ende zu bringen", sei eine spannende Aufgabe. "Das ist ein wirtschaftlich, kaufmännisch und technisch interessantes Thema." Seine Projektgesellschaft habe sich auf die Sanierung genau solcher Projekte fokussiert, "Sanierung nicht im Sinne von baulicher Sanierung, sondern von in Schieflage geratenen Immobilienprojekten."
An einer Lösung sind alle Beteiligten interessiert. Das sagen sowohl Matthias Meinung als auch René Warzecha. Möglich wäre beispielsweise auch, dass die Wohnungskäufer eine eigene Baugruppe bilden und das Projekt selbst zu Ende führen.
Dann würde die Projektgesellschaft nicht mehr den "kompletten Service" gegen eine bestimmte Summe übernehmen, wie Warzecha sagt. Er selbst wäre dann als Eigentümer von 28 Wohnungen, die bisher noch nicht verkauft worden sind, in der Baugruppe mit dabei. Er betont: "Wir sind wirklich in alle Richtungen offen."
Insolvenz nicht mehr favorisierte Variante für neuen Investor
Wenn es zu keiner Einigung kommen sollte, "dann ist die Gesellschaft unter Umständen insolvent. Das ist aber nicht unsere favorisierte Variante", sagt der Investor. Auch Meinung sagt: "Wenn die Eigentümergemeinschaft auf keinen gemeinsamen Nenner kommt, gehe ich davon aus, dass die Gesellschaft Insolvenz anmeldet."
Das wäre für beide Seiten das Worst-Case-Szenario. Denn dann könnte das "Chronicle" im schlimmsten Fall zu einer Bauruine werden.
Ich bin zuversichtlich, dass das Projekt irgendwann fertig wird.
Doch davon gehen im Moment weder Warzecha noch Meinung aus. "Ich bin zuversichtlich, dass das Projekt irgendwann fertig wird", sagt der Investor. Und Meinung erklärt: "Egal, in welche Richtung es geht, es wird immer eine Lösung geben. Die Frage ist, wie teuer die Lösung ist.
Falls Wohnungskäufer und Investor sich einigen, könne das Haus in zwei Jahren fertig gebaut sein, so Warzecha. "Ich hoffe, dass es im Mai eine Entscheidung geben wird", sagt Matthias Meinung.
MDR (caf)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 26. April 2025 | 18:00 Uhr
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