Weimar Prozess um "Haus der Frau von Stein": Neues Versäumnisurteil gegen Eigentümer

Im Streit um den Rückkauf des Hauses der Frau von Stein in Weimar ist die Stadt einen Schritt weiter. Das Landgericht Erfurt hat am Freitag den Einspruch des spanischen Hauseigentümers verworfen. Hintergrund ist ein Urteil von Juni. Damals hatte das Landgericht Juan-Javier Bofill, Investor und nach eigener Aussage auch Vorstand (CEO) der Haus der Frau von Stein GmbH, unter anderem dazu verurteilt, das Grundstück zu räumen und an die Stadt herauszugeben.

Bei diesem Urteil bleibt es nun. Zudem sollten die Grundbuchrechte an die Stadt übergehen. Dagegen legte die Haus der Frau von Stein GmbH, mit der der Investor ursprünglich ein Museum im Gebäude errichten wollte, Einspruch ein.

Der Spanier war ohne Anwalt und ohne Übersetzer zur Verhandlung erschienen und verlangte einen neuen Verhandlungstermin. Der Anwalt hatte laut Gericht zwei Tage zuvor in einem Schreiben dargelegt, dass er das Mandat niederlege. Weder dem Gericht noch Bofill sollen die Gründe dafür bekannt sein.

Da kein Anwalt für den Beklagten vor Gericht erschien, erließ die Richterin ein in solchen Fällen übliches Versäumnisurteil. Dagegen kann Bofill noch in Berufung gehen. Weder er noch eine Mitarbeiterin, die ihn vor Gericht begleitete und auf Englisch redete, wollten mit der Presse sprechen.

Wie Oberbürgermeister Peter Kleine MDR THÜRINGEN sagte, will sich die Stadt auf die taktischen Spiele des Hauseigentümers nicht mehr einlassen. Es sei ein weiterer Versuch des Beklagten gewesen, nochmal den Termin zu verlegen.

Seit Jahren kämpft die Stadt um den Rückerwerb des Hauses. Entgegen einstigen Kaufverträgen hat der neue Eigentümer kaum investiert und Vereinbarungen nicht eingehalten. Das Gebäude drohe zu verkommen, heißt es. So seien bereits Schäden sichtbar. In dem Barockgebäude in der Weimarer Innenstadt wohnte einst die Freundin von Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe, Charlotte von Stein (1742-1827).