Ehrenamt im Sport "Ohne neuen Trainer stirbt der Verein": Wie sich drei junge Frauen als Übungsleiterinnen engagieren
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02. Juli 2023, 15:22 Uhr
Lea Sengewald, Lena Mickley (beide 19) und Caroline Schröpfer (14) lieben Leichtathletik seit ihrer Kindheit. Seit Kurzem gehören sie zu den sechs neuen ehrenamtlichen Leichtathletik-Trainerinnen und -Trainern im Landkreis Sömmerda. Und die werden mehr als dringend gebraucht, sagt der Kreissportjugendkoordinator Sven Lochmann. In ganz Thüringen fehlen Schätzungen zufolge rund 5.000 ehrenamtliche Trainer in den Sportvereinen.
Training im Kurt-Neubert-Sportpark in Sömmerda: Lea, Lena und Caroline üben die Staffelübergabe, machen Steigerungsläufe und kurze Sprints aus dem Startblock. Leichtathletik machen sie alle schon, seit sie fünf, sechs Jahre alt sind. Vor ein paar Jahren absolvierten sie den sogenannten Übungsleiterschein - der kam ihnen vor allem zu Corona-Zeiten zugute: Weil in kleineren Gruppen trainiert wurde, brauchte man mehr Übungsleiter. So konnten die drei erste Erfahrungen als Trainerinnen sammeln. Der Übungsleiterschein ist zudem die Voraussetzung, um den C-Trainer-Schein erhalten zu können.
Jugendkoordinator setzt auf junge Trainerinnen
Dass sie auch diesen nun in der Tasche haben, hängt vor allem mit Sven Lochmann zusammen. Der Kreissportjugendkoordinator im Landkreis Sömmerda hatte die sechs frischgebackenen Leichtathletik-Trainerinnen und -Trainer direkt angesprochen. Für ihn ist es eine Herzensangelegenheit, mehr junge Menschen in Sportvereinen einzubinden: "Alle beklagen sich und keiner fragt den Nachwuchs. Und keiner vertraut einfach den Jugendlichen, dass sie auch was auf die Reihe bekommen. Wenn man sie aber direkt anspricht, ist die Resonanz durchaus sehr groß - gleich mit einem Schlag fünf oder sechs Jugendliche zu finden, die sich das antun und den Trainerschein machen - das finde ich großartig."
Keiner vertraut einfach den Jugendlichen, dass sie auch was auf die Reihe bekommen.
Vier Wochenenden Theorie und Praxis
Für den C-Trainer-Schein mussten Lea, Lena und Caroline an vier Wochenenden Theorie- und Praxis-Kurse belegen. Dabei ging es beispielsweise darum, wie man eigentlich einen Weitsprung erklärt oder wie man ein Training fachgerecht aufbaut und gestaltet. Neben Schule und Ausbildung seien die Wochenenden durchaus anstrengend gewesen, erinnert sich Lea: "Wir waren Samstag und Sonntag immer von 9 bis 16 Uhr in Erfurt. Da war wenig Freizeit mit der Schule am Abend dann noch, wenn man lernen musste oder für die Ausbildung. Aber dadurch, dass es uns ja Spaß macht und wir das machen wollen, hat es uns eigentlich wenig gestört." Am Ende des Kurses mussten sie eine kleine schriftliche Prüfung sowie eine praktische Leichtathletik-Übung ablegen.
Zum Ausklappen: Die Stufen der Trainerausbildung in der Leichtathletik
Trainer-C Leistungssport:
Das ist die Einstiegsstufe in die leistungssportlichen Ausbildung. Während im Breitensport Trainer viele Vereinsmitglieder ansprechen sollen, sollen bei der Ausbildung im Leistungssport Talente erkannt und gefördert werden. Trainer-C sollen im Leistungssport Mitglieder gewinnen, die kindliche Entwicklung fördern und die Grundausbildung durchführen. Schwerpunkt sind Sechs- bis Elfjährige.
Trainer-B Leistungssport
Der Trainer-B Leistungssport ist die zweite Stufe in der leistungssportlichen Ausbildung. Für die Zielgruppe der U18 und U20 kann der Trainer ein Aufbautraining anbieten.
Trainer-A Leistungssport
Der Trainer-A Leistungssport ist die dritte Lizenzstufe in der leistungssportlichen Ausbildung. Für U23 und Erwachsenen kann der Trainer ein Anschluss- bzw. Hochleistungstraining anbieten.
Diplom-Trainer
Nur in der leistungssportlichen Ausbildung gibt es noch eine vierte Lizenzstufe, den Diplomtrainer. Hochqualifizierte Trainer-A mit hauptberuflicher Perspektive werden hier auf die besonderen Herausforderungen im Hochleistungssport vorbereitet.
Quelle: Deutscher Leichtathletik-Verband
Junge Trainerinnen machen manches anders
Dass sie ihr Wissen nun an jüngere Kinder weitergeben können, finden die drei Leichtathletinnen toll. Dass der Altersunterschied zwischen ihnen und den Kindern dabei gar nicht so groß ist, habe viele Vorteile, sagt Lena: "Man ist so ungefähr auf gleicher Höhe, auch wenn die sieben bis elf Jahre alt sind. Man hat doch jetzt noch den Gedanken daran, wie es bei uns früher war und kann denen das so beibringen, dass sie es ordentlich verstehen."
Manches machten sie im Training mit den Kindern jetzt auch anders als damals ihre eigenen Trainer: Beim Aufwärmen zum Beispiel beginnen sie mit den Kindern lieber mit Spielen als mit dem klassischen Einlaufen. Man merke auch, dass die Kinder Freude daran hätten, wenn zur Abwechslung mal Jugendliche das Training gestalten und vielleicht etwas spaßiger machen, erzählt Lena. Und bisher gelinge es auch, dass die Kinder genug Respekt vor den jugendlichen Trainerinnen hätten.
Den Verein am Leben halten
Sie selbst seien durch den C-Trainer-Schein selbstbewusster geworden, sind sich Lea, Lena und Caroline einig. Caroline fügt hinzu, dass sie Techniken dadurch auch für sich selbst verbessern konnte. Sie kann sich gut vorstellen, während ihrer Schulzeit immer mal jüngere Kinder zu trainieren.
Lena, die gerade die Ausbildung zur Pflegefachfrau geschafft hat, will künftig ebenso Training für Kinder anbieten wie Lea, die gerade ihr Abi gemacht hat. Lea will künftig Lehramt in Erfurt studieren und vorerst möglichst in der Nähe ihres Vereins SV Sömmerda e.V. bleiben - der ihr sehr am Herzen liegt: "Wenn keine neuen Trainer nachkommen, können die Kinder nicht mehr trainiert werden und dadurch stirbt ja dann auch eigentlich der Verein. Das ist, wo ich sage: Das inspiriert mich und ich möchte das gerne weitermachen um irgendwann auch trotzdem weiterhin den Verein überhaupt am Leben zu halten."
MDR (rom)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 01. Juli 2023 | 18:32 Uhr
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