6. bis 24. März Jüdisch-Israelische Kulturtage Thüringen 2024: "Wichtiger denn je"
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30. Januar 2024, 14:02 Uhr
Am 6. März werden die Jüdisch-Israelischen Kulturtage Thüringen in Mühlhausen eröffnet. Festivalchef Johannes Gräßer verspricht bei MDR KULTUR ein vielseitiges Programm - trotz der schwierigen Umstände nach dem Hamas-Terrorangriff vom 7. Oktober und dem Gazakrieg. So werden Autorin Deborah Feldman, das Yamma Ensemble oder Jazz-Musiker Yogev Shetrit zu Gast sein. Vermittelt werde Kultur, aber auch Wissen über die Geschichte und Politik Israels, so Gräßer. Denn daran mangele es.
- Die Jüdisch-Israelischen Kulturtage Thüringen finden vom 6. bis 24. März 2024 statt - mit mehr als 60 Veranstaltungen.
- Auch die prominente Autorin Deborah Feldman wird in Erfurt auftreten.
- Auf die Eröffnung in Mühlhausen folgen Konzerte, Lesungen oder Filmaufführungen in 13 Städten und Gemeinden, im Vergleich zu den Vorjahren ist das Festival gewachsen.
Die 32. Jüdisch-Israelischen Kulturtage Thüringen finden kommenden März in 13 Städten und Gemeinden statt. Sie seien wichtiger denn je, betont der künstlerische Leiter des Festivals, Johannes Gräßer, im Gespräch mit MDR KULTUR. Gerade weil die Umstände schwierig seien, fügte er mit Blick auf den Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober, den Gazakrieg und den neu aufgeflammten Antisemitismus auch in Deutschland hinzu.
60 Veranstaltungen in ganz Thüringen
Gräßer verspricht ein vielseitiges Programm mit mehr als 60 Veranstaltungen. Dazu gehörten Konzerte, Filme und Lesungen, um die vielen Aspekte israelischer Kultur und der verschiedenen jüdischen Kulturen zu vermitteln.
Darüber hinaus dienten Vorträge, Stadtrundgänge oder Workshops auch dazu aufzuklären: "Was ich immer wieder feststelle, ist, dass zu Israel sehr wenig Wissen vorhanden ist", begründete Gräßer und verwies auf eine Forsa-Umfrage, in der 59 Prozent der Befragten meinten: "Das Land Israel ist mir fremd." Daher solle während des Festivals mehr über die Entstehung des Staates und die politischen Entwicklungen in Israel zu erfahren sein. Dass Kultur einen Beitrag zur Verständigung und zum Verständnis scheinbar fremder Dinge leisten könne, davon sei er überzeugt, so Gräßer.
Deborah Feldman in Erfurt
Was Jüdisch sein überhaupt bedeutet, darüber gibt beispielsweise die Autorin Deborah Feldman Auskunft. Sie liest am 14. März im Kultur- und Bildungszentrum der Jüdischen Landesgemeinde Erfurt aus ihrem viel beachteten Buch "Judenfetisch".
Von Holocaust-Überlebenden in den USA erzogen, lebte Feldman auch in Israel. 2014 zog sie nach Berlin. Bekannt wurde sie durch ihre Geschichte über den Ausstieg aus der jüdisch-orthodoxen Gemeinde in New York. "Unorthodox" wurde zum Bestseller und als Serie in der Regie von Maria Schrader auch zum Netflix-Hit. Feldmann zählt zu den wichtigen Stimmen in der Debatte um Israels aktuelle Politik, die sie scharf kritisiert.
Eröffnung mit dem Yamma Ensemble in Mühlhausen
Zur Eröffnung des Festivals am 6. März spielt das Yamma Ensemble in Mühlhausen. Das Ensemble um Sängerin Talya G. A Solan vereint laut Gräßer alte jüdische Traditionen mit zeitgenössischer Musik aus Israel. Am 7. März ist Yamma außerdem in Zughafen Erfurt zu erleben.
Eine andere Klangfarbe bringt laut Gräßer der israelische Jazz-Musiker Yogev Shetrit mit, der als Schlagzeuger eigene Kompositionen aufführt. Unverkennbar seien andalusische und viele andere Einflüsse, so demonstriere sein Programm die einende Kraft der Musik. Das Jüdische Choralbuch Projekt schlägt am 23. und 24. März in Nordhausen beziehungsweise Mühlhausen einen Bogen "Von Bach bis Rabbi Messas". Zu Gast sein wird hier auch Assaf Levitin, der aus Israel stammt und Kantor der Hamburger Reformsynagoge ist.
Festival in 13 Orten in Thüringen
Trotz der schwierigen Umstände sei das Festival mit Veranstaltungen in 13 Orten "etwas größer geworden", freut sich Gräßer. Immer wieder kämen Anfragen von Städten, Gemeinden oder Institutionen. So folge man auch Einladungen in kleinere Orte und sei 2024 beispielsweise erstmals in Schweina zu Gast. Veranstaltungen gebe es darüber hinaus wieder in Ilmenau und wichtigen Partnerstädten wie Gera, Mühlhausen und Meiningen.
Zum Programm gehören auch mehrere Ausstellungen zur jüdischen Geschichte in Erfurt. "In and Out – Between and Beyond" erkundet das jüdische Alltagsleben im Mittelalter in der Alten Synagoge, die seit September 2023 Unesco-Welterbe ist. Das Kultur- und Bildungszentrum der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen informiert über 15 Jahre Jüdisches Kinder- und Jugendtheater.
32. Jüdisch-Israelische Kulturtage Thüringen
6. bis 24. März 2024
Eröffnung mit dem Yamma-Ensemble in Mühlhausen
Festival in 13 Thüringer Städten und Gemeinden
insgesamt 60 Veranstaltungen
Quelle: MDR KULTUR (Thomas Bille), Jüdisch-Israelische Kulturtage Thüringen
Redaktionelle Bearbeitung: op, ks
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 30. Januar 2024 | 08:40 Uhr