Ein Mitarbeiter des Pandemiestabs des Gesundheitsamtes, kümmert sich um Fallermittlung in Pflegeeinrichtungen am Telefon und per Email.
Die Thüringer Gesundheitsämter haben in den vergangenen Jahren mehr Mitarbeiter eingestellt. Doch auch die Aufgaben der Ämter haben zugenommen. (Symbolbild) Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Britta Pedersen

Verwaltung Fünf Jahre nach Corona-Pandemie: Mehr Personal in Thüringer Gesundheitsämtern

16. März 2025, 11:12 Uhr

Nach der Corona-Pandemie haben die Thüringer Gesundheitsämter ihr Personal aufgestockt. Insgesamt gibt es nach Angaben des Gesundheits­ministeriums in den Gesundheitsämtern derzeit 754 Vollzeitstellen. Das hat eine Umfrage von MDR THÜRINGEN ergeben. Doch nicht alle Stellen sind auch besetzt und auch die Aufgaben sind gewachsen. Mängel in der angeschafften Software und uneinheitliche Vorgaben bereitet vielen Ämtern aber nach wie vor Probleme.

Die Thüringer Gesundheitsämter haben seit der Corona-Pandemie neue Mitarbeiter eingestellt. Das hat eine Umfrage von MDR THÜRINGEN bei den Ämtern und im Thüringer Gesundheitsministerium ergeben. Insgesamt gibt es nach Angaben des Ministeriums in den Gesundheitsämtern derzeit 754 Vollzeitstellen - nicht alle seien jedoch besetzt.

Durch den Pakt für den öffentlichen Gesundheitsdienst stehen den Ländern bis 2026 etwa vier Milliarden Euro zur Verfügung, um mehr Personal anzustellen und den Dienst attraktiver zu machen - und um zu digitalisieren. Zudem seien in den Gesundheitsämtern insgesamt 214 Stellen dazugekommen, von denen 184 besetzt sind. Hinzu kommen einige neue Stellen in der Landesverwaltung.

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Zahl der Mitarbeiter in Landkreisen und Kommunen steigt

Im Saale-Orla-Kreis etwa gab es vor der Pandemie 21 Vollzeitstellen, jetzt sind es 26. Auch in Erfurt gibt es 30 neu besetzte Stellen. So waren es vor Corona etwa 50 Mitarbeiter im Gesundheitsamt, inzwischen sind es 80, darunter zahlreiche Ärzte und Ärztinnen. Für viele sei das eine gute Alternative, weil Familie und Beruf besser vereinbar seien als bei anderen Arbeitsstellen für Ärzte.

Ähnlich ist die Lage in Weimar. Dort stieg die Zahl der Mitarbeiter von 21 auf 30. Im Eichsfeldkreis gibt es jetzt 53 Stellen und damit 18 mehr als zuvor. Die Stadt Jena meldet einen Anstieg von 36 auf 51 Mitarbeiter. Die anderen Kreise verzeichnen eine ähnliche Entwicklung.

Aufgaben für Gesundheitsämter wachsen

Doch nicht nur die Zahl der Stellen in den Gesundheitsämtern ist nach der Corona-Pandemie gestiegen. Auch die Aufgaben sind mehr geworden. Mehrarbeit verursachen beispielsweise die Virenüberwachung des Abwassers oder auch Hitzeschutzpläne, die erstellt werden müssen. Dort seien Mitarbeiter der Gesundheitsämter mit eingebunden.

Auch im sozialpsychiatrischen Bereich steigt den Angaben nach das Arbeitspensum. So sei etwa der Bedarf in der Stadt Weimar groß, heißt es aus der dortigen Verwaltung. Diese Aufgaben müssten neben dem amtsärztlichen oder dem kinderärztlichen Dienst oder der Schwangeren-Konfliktberatung erledigt werden.

Abwasserproben werden untersucht.
Auch die Virenüberwachung des Abwassers sorgt für mehr Arbeit in den Gesundheitsämtern. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO / Eibner Europa

Masernschutz und Virenüberwachung im Abwasser sorgen für Mehrarbeit

Auch das 2020 in Kraft getretene Masernschutzgesetz führe zu weiteren Aufgaben. So hatten zuletzt Mitarbeiter von verschiedenen Gesundheitsämtern in West- und Südthüringen gefälschte Impfnachweise festgestellt. Ein solcher Nachweis ist für den Besuch eines Kindergartens notwendig.

Den Masern-Komplex erwähnen auch der Kyffhäuserkreis und der Saale-Holzland-Kreis als zusätzliche Arbeitsbelastung. Aus beiden Kreisen ist zudem zu erfahren, dass unter anderem durch die Virenüberwachung des Abwassers Mehrarbeit entstanden sei. Die Trinkwasserverordnung sei deutlich umfangreicher.

Fortschritte für Mitarbeiter - Ämter beklagen Mängel bei Software

Bei der Digitalisierung der Gesundheitsämter sehen die meisten Ämter deutliche Fortschritte. So heißt es etwa aus dem Unstrut-Hainich-Kreis, dass statt mit Papier und Bleistift binnen weniger Jahre nun fast vollständig digital gearbeitet werde: "Vor der Pandemie wäre das undenkbar gewesen, doch nun funktioniert es einwandfrei."

Doch es gibt auch reichlich Kritik, etwa aus dem Saale-Orla-Kreis. Zwar sei genügend Geld für die technische Ausstattung vorhanden. Allerdings heißt es dort, es wäre rückblickend besser gewesen, in einem kleinen Bundesland wie Thüringen einheitliche Vorgaben zu machen, anstatt jedem Gesundheitsamt zu überlassen, welche Software angeschafft wird. Mitunter sei unreife Software angeschafft worden, so dass es teilweise Probleme mit den Schnittstellen zu den oberen Behörden auf Landesebene gebe.

Greizer Landratsamt moniert Verschwendung in Millionenhöhe

Ähnliche Kritik kommt vom Landratsamt in Greiz. Zwar stelle das Robert Koch-Institut zur Bearbeitung von Daten rund um Infektionskrankheiten das Programm Survnet kostenlos zur Verfügung. Aber etwa jedes dritte Amt habe zusätzliche Fachsoftware angeschafft. Das koste viel Geld und erhöhe die Fehlerquote.

Es gebe keine Selbstverpflichtung aller Kreise und Städte, sich einer einheitlichen Arbeitsweise oder Softwarestrategie zu unterwerfen. Besser wäre ein einheitliche Software. Damit könnten mindestens zweistellige Millionenbeträge eingespart werden, heißt es aus Greiz.

Doch die Vereinheitlichung stockt. Eine Software, die im Zuge dessen vom Land angeschafft werden soll, verzögert sich. Bis vor kurzem lief noch eine Klage durch ein Unternehmen, das bei der Ausschreibung unterlegen war. Ob es durch die Verzögerungen nun bis zum Ende des Förderzeitraums für den Pakt für den öffentlichen Gesundheitsdienst damit klappt, wollte eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums noch nicht kommentieren.

Mehr zur Digitalisierung in den Gesundheitsämtern

MDR (sre/flog/jw)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 16. März 2025 | 18:22 Uhr

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