
Politik Bundestagswahl: Wie Thüringer Direktkandidaten um ihre Wähler kämpfen
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14. Februar 2025, 19:13 Uhr
Wer soll Thüringen im neuen Bundestag vertreten? Sieben Kandidaten berichten von sich, ihrem Wahlkampf, ihren politischen Schwerpunkten und davon, was aus ihrer Sicht die Thüringer am meisten beschäftigt.
Inhalt des Artikels:
- AfD-Kandidat Stefan Schröder: "90 Prozent Zustimmung"
- CDU-Kandidatin Diana Herbstreuth: Zehn Gebote als Kompass
- SPD-Kandidatin Elisabeth Kaiser: "Härterer Wahlkampf als sonst"
- Linken-Kandidatin Donata Vogtschmidt: "Da hingehen, wo ich gebraucht werde"
- BSW-Kandidat Robert Henning: Bekehrter Friedensbotschafter
- Grünen-Kandidatin Heike Strecker: Keine Klischee-Politikerin
- FDP-Kandidat Tim Wagner: Ampel-Austritt okay, nur zu früh
Elf Parteien treten in Thüringen zur Bundestagswahl am 23. Februar 2025 an. Die meisten davon mit eigenen Direktkandidaten. Wir haben sieben Kandidatinnen und Kandidaten in verschiedenen Thüringer Regionen in ihrem winterlichen Wahlkampf begleitet. Zu den vollständigen Berichten gelangen Sie jeweils per Klick über die Links.
AfD-Kandidat Stefan Schröder: "90 Prozent Zustimmung"
Seit Jahren vertritt Stefan Schröder die AfD im Kreistag von Sömmerda, jetzt will er in Berlin für seinen Wahlkreis streiten. Schröder, der einst aus der CDU ausgetreten ist, kandidiert für den Bundestag im Wahlkreis 190, der neben dem Landkreis Sömmerda auch Jena und Teile des Weimarer Landes umfasst. Er zählt sich zum rechten Spektrum, doch versteht sich nicht als rechtsextrem oder als Faschist. Seine Einschätzung zu seinem Wahlkampf bisher: "Es gibt 90 Prozent Zuspruch, zehn Prozent Kritik."
CDU-Kandidatin Diana Herbstreuth: Zehn Gebote als Kompass
Als Oberstleutnant hatte sie bereits das Kommando über 150 Soldaten. Jetzt will die alleinerziehende Diana Herbstreuth für die CDU in den Bundestag. Sie kandidiert im Wahlkreis 194, der Saalfeld-Rudolstadt, Saale-Holzland und den Saale-Orla-Kreis umfasst, und berichtet aus ihren Gesprächen: "Zwei Drittel der Menschen, die das Gespräch mit uns suchen, sind froh über die harte Kante, die klare Linie der CDU." Sie sei selbst nicht religiös, "aber mein Kompass als Werteorientierung sind die zehn Gebote". Werte, die sie bei anderen Parteien teilweise nicht mehr erkenne.
SPD-Kandidatin Elisabeth Kaiser: "Härterer Wahlkampf als sonst"
Elisabeth Kaiser sitzt seit 2017 für die SPD im Bundestag. Die Geraerin will im Bundestagwahlkreis 193 mit Gera, dem Kreis Greiz und dem Altenburger Land gewählt werden. Sie ist aktuell noch Staatssekretärin im Bundesbauministerium. Ihre Themen sind soziale Gerechtigkeit, Demokratiebildung und die Förderung ihrer Heimatregion Ostthüringen. Bei ihrem Haustürwahlkampf an einem Januarnachmittag öffnet im Schnitt einer von neun Bewohnern seine Tür. Dieser Wahlkampf sei härter als die bisherigen, sagt sie. Es sei kaum Zeit zur Vorbereitung geblieben, dazu sei er viel kürzer und finde im Winter statt.
Linken-Kandidatin Donata Vogtschmidt: "Da hingehen, wo ich gebraucht werde"
In ihrer Band ist sie die Frontfrau. Auf der politischen Bühne will Donata Vogtschmidt jetzt den nächsten Schritt gehen: Im Thüringer Wahlkreis 188, der das Eichsfeld, den Kyffhäuserkreis und den Kreis Nordhausen umfasst, kandidiert sie für die Linke für den Bundestag. Sie sammelte bereits politische Erfahrungen im Thüringer Landtag und musste gegen Vorbehalte ankämpfen. Für die 26-Jährige steht fest. "Ich muss doch da hingehen, wo ich gebraucht werde, wo die Leute mit mir sprechen wollen und wo einfach Hilfe vonnöten ist."
BSW-Kandidat Robert Henning: Bekehrter Friedensbotschafter
Seit der Thüringer Kommunalwahl 2024 ist Robert Henning der vielleicht bekannteste Ortschaftsbürgermeister Deutschlands. Für das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) eroberte er damals das erste Amt der jungen Parteigeschichte. Nun kandidiert er im Nordthüringer Wahlkreis 188, der das Eichsfeld, den Kyffhäuserkreis und den Kreis Sondershausen umfasst, für den Bundestag. Der gelernte Küchenmeister und Gastronom entspricht dem Ideal des BSW: aus einfachen Verhältnissen mit Lebens- und Arbeitserfahrung, der den (vermeintlich) weltfremden Berufspolitikern in Berlin den Kampf ansagt. Dass Henning als Veteran überzeugend vom Versagen in Afghanistan erzählen kann, macht ihn außerdem zum perfekten - weil bekehrten - Friedensbotschafter.
Grünen-Kandidatin Heike Strecker: Keine Klischee-Politikerin
Heike Strecker kandidiert für die Grünen im wohl umkämpftesten Wahlkreis Thüringens, der den Unstrut-Hainich-Kreis, Eisenach und den Wartburgkreis umfasst. Während sich AfD, CDU und SPD hier ein Kopf-an-Kopf-Rennen um das Direktmandat für den Bundestag liefern dürften, geht Strecker als Außenseiterin ins Rennen. Strecker ist bestimmt keine Klischee-Grüne. Sie isst gerne Fleisch, findet, dass straffällige Migranten abgeschoben gehören, und fährt einen Diesel. Ihr Ansatz: "Ich werde Politik für die kleinen Leute machen, weil ich selbst ein kleiner Leut' bin."
FDP-Kandidat Tim Wagner: Ampel-Austritt okay, nur zu früh
Für die FDP sieht es nicht gut aus - in aktuellen Umfragen steht sie bei weniger als fünf Prozent. Tim Wagner kämpft als Thüringer Spitzenkandidat trotzdem um den Wiedereinzug im Wahlkreis 190 in den Bundestag, der Jena, den Kreis Sömmerda und Teile des Weimarer Landes umfasst. Der MDR hat den früheren Vermögensberater und später als Wahlkampfleiter arbeitenden Wagner in einem schwierigen Wahlkampf begleitet. Er sagt: "Auch ich persönlich habe darauf gedrängt, dass wir im Herbst aus der Ampel rausgehen - aber eher noch später."
MDR (rom)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 23. Februar 2025 | 19:00 Uhr