Beschwerden über Machill berichten von "angstgeladener Atmosphäre"

Doch es gibt noch andere Vorwürfe gegen Machill, jenseits der Fragezeichen beim Thema Geld. Dabei geht es um Machills Umgang mit Mitarbeitenden und sein Auftreten an der Universität. MDR Investigativ liegen mehrere Beschwerdeschreiben aus den Jahren 2011 bis 2018 vor. Manche werfen ihm falsche Aussagen innerhalb und außerhalb der Hochschule vor. In anderen ist von "schwerwiegenden atmosphärischen Störungen in der Abteilung Journalistik" die Rede.

Absender: "Zusammenarbeit mit Machill eigentlich unmöglich"

Von Machill gehe ein Klima aus, welches sich als "eisig bis feindselig beschreiben" ließe, eine "konfrontative und aggressive Art der Gesprächsführung" und eine "angstgeladene Atmosphäre, die geeignet ist, unsere psychische Gesundheit zu beeinträchtigen". Die Absender schreiben, eine Zusammenarbeit mit Machill sei "eigentlich unmöglich und nur unter größten Anstrengungen und Selbstüberwindung möglich".

Darüber hinaus beklagen die Absender "ein Führungsvakuum" in der Abteilung. Mitunter habe man Machill während der Vorlesungszeit wochenlang nicht zu Gesicht bekommen, Sitzungen und Termine würden oft kurzfristig abgesagt.

Machill spricht von "gefrusteten Mitarbeitern"

Machill spricht auf MDR-Anfrage von "Meinungsverschiedenheiten" und "gefrusteten Mitarbeitern", die nicht mit ihm zurechtgekommen seien. Zu keinem Zeitpunkt sei ihm von der Universitätsleitung ein nicht korrektes Verhalten gegenüber Mitarbeitern oder Studierenden vorgeworfen oder ein klärendes Gespräch als erforderlich erachtet worden.

Hört man sich im Umfeld ebenjener Universitätsleitung um, gibt es auch andere Töne. Personalangelegenheiten sind vertraulich, offiziell können sich die meisten Personen dazu nicht äußern. Inoffiziell werden manche umso deutlicher. Es fallen Worte wie "dreist" und "faul", Machill sei ein "Narzisst" und "Querulant", ein "Blender" und "Mitnehmer". Ein Insider, der nah dran war, sagt, er habe den Eindruck gehabt, Machill habe bei untergebenen Mitarbeitern und Kollegen ein Klima der Angst erzeugt.

Ein anderer, selbst jahrelang mit Machill befasst, antwortet, manche Professoren würden ihren Ehrgeiz einsetzen, um die Universität voranzubringen, andere wiederum machten geräuschlos und effizient ihren Job. Und dann gebe es Professoren, die immer wieder Probleme machten. Machill habe "nicht zur ersten Gruppe gehört".

Ein Eindruck, den auch Roger Berger teilt, damals als Dekan Machills Vorgesetzter: "In meiner Amtszeit als Dekan hat mich die Befassung mit Herrn Machills Arbeit wesentlich mehr beschäftigt als die anderer Kolleginnen und Kollegen", schreibt Berger auf MDR-Anfrage.

Auch die aktuelle Universitätsleitung musste sich erst jüngst mit Machill befassen. Denn das BSW hatte Mitte Januar unerlaubt eine Parteiveranstaltung in Machills Büro abgehalten. Das bestätigten Stadt und Universität Leipzig dem MDR auf Anfrage. Die Universitätsleitung zeigte sich auf MDR-Anfrage "sehr verärgert". Uni-Sprecher Carsten Heckmann erklärte, die Veranstaltung sei weder angefragt gewesen, noch hätte man ihr zugestimmt. Die Universität habe eine Neutralitätspflicht und eine Hausordnung, die Rektorin habe Professor Machill darauf "deutlich hingewiesen".

Machill, der seit 2002 an der Uni Leipzig ist, hatte sich erst nach einer entsprechenden Anfrage des MDR an die Rektorin gewandt. Er erklärte, die Anmeldung sei "in der allgemeinen Hektik" versäumt worden. Er habe angeboten, Mietkosten nachträglich zu erstatten.

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Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR exakt | 29. Januar 2025 | 21:15 Uhr

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