Viele Fragen rund um eine Reise Machills nach Singapur und Kambodscha
- Machill reichte Rechnung für Doppelzimmer und Schutzimpfung für Sohn zur Erstattung ein.
- Universitäts-Mitarbeitende zweifeln am Zweck von Reisen.
- Reisen nach Berlin und Paris werfen weitere Fragen auf.
Eine ganz andere Frage ist, wie Machill mit den Geldern umging, nachdem er 2012 die Verantwortung für das Projektkonto des Fördervereins bekam.
Förderverein erstattet Flüge, Universität die Hotelkosten
In den Belegen, die MDR Investigativ einsehen konnte, findet sich etwa eine Reise nach Südostasien: 2016 fliegt Machill in der Business Class nach Singapur und später weiter nach Kambodscha. Er gibt an, die Reise während eines Forschungssemesters für seinen Forschungsschwerpunkt zu "Lehrredaktionen in internationalen Mediensystemen" unternommen zu haben.
Mehr als 3.000 Euro lässt er sich für die Flugtickets vom Förderverein erstatten – und damit von jenem Geld, von dem die Leipziger Volkszeitung sagt, sie habe es für die Journalistenausbildung gespendet. Auch die Übernachtungskosten reicht er zur Erstattung ein, jedoch nicht beim Förderverein, sondern als Dienstreise bei der Universität: Für eines der Hotels, ein Fünf-Sterne-Hotel in Singapur, sind sie so hoch, dass die Reisekostenstelle der Universität um gesonderte Freigabe bittet.
Doppelzimmer und Schutzimpfung für Sohn eingereicht
Dass mehrere der eingereichten Hotelrechnungen Zimmer für zwei Personen berechnen, scheint der Reisekostenstelle nicht aufzufallen – was allerdings auffällt: Dass Machill auch Kosten für Schutzimpfungen seines Sohnes einreicht. Die Reisekostenstelle lehnt ab. Machill spricht auf MDR-Anfrage von einem Versehen und davon, dass manche Hotels Rechnungen für Doppelzimmer standardmäßig für zwei Personen ausstellen würden. Weitere Fragen dazu will er nicht beantworten, das tangiere seine Privatsphäre.
Zweifel am Zweck der Reise
Bis heute fragen sich aktuelle wie ehemalige Angehörige der Universität, was Singapur und Kambodscha mit einer Leipziger Lehrredaktion für Lokaljournalismus zu tun hat. Machills Antwort darauf: "Lokaljournalismus heißt nicht, dass alles außerhalb der Stadtmauern ignoriert wird". Er habe sich Gedanken gemacht, wie man die Lehrredaktionen weiterentwickeln könne. Zudem habe er Austauschmöglichkeiten für Studierende prüfen und weiterentwickeln wollen.
Eine Erklärung, die in Institutskreisen als "absurd" eingeschätzt wird. Beteiligte können sich weder an Diskussionen erinnern, die Lehrredaktion Campus mit dem südostasiatischen Raum zu vernetzen, noch an entsprechende Austausch-Angebote für Leipziger Studierende.
Fragen zu weiteren Reisen
In den Unterlagen, die MDR Investigativ auswerten konnte, finden sich weitere Abrechnungen, die zumindest Fragen aufwerfen.
So nahm Machill im Sommer 2016 an einem Alumni-Treffen in Berlin teil. Reise- und Unterkunftskosten für das Wochenende lässt er die Universität tragen. Auf MDR-Anfrage erklärt er, die "hochkarätigen Fachvorträge und Diskussionsrunden" – es ging unter anderem um das Bankensystem – seien für seine Arbeit als Professor für Journalistik relevant gewesen.
Spätsommer 2015: Machill fährt von seinem Wohnsitz in Gütersloh mit dem Auto zu einem Alumni-Treffen der Atlantik-Brücke. Reisekosten für das Wochenende in Berlin lässt er sich vom Förderverein erstatten, die Übernachtungskosten von der Uni. Er habe dort Lehraufträge akquirieren und Kontakte für ein Seminar "Internationaler Journalismus" knüpfen wollen.
Mit dem Auto nach Paris und dem Flugzeug zurück nach Leipzig
Ein besonders merkwürdiger Vorgang ist datiert auf den Herbst 2014: Da will Machill einen Vortrag in Paris halten. Dem Heinrich-Heine-Haus schlägt er vor, am Freitag mit dem Auto anzureisen, am darauffolgenden Dienstag allerdings per Flugzeug nach Leipzig abzureisen. Aus den Unterlagen geht hervor, dass sich Machill auch für diese Reise Tagegeld von der Uni Leipzig zahlen ließ.
Er habe dort Forschungsarbeiten eingesehen, erklärt er auf MDR-Anfrage, die nur in der dortigen Bibliothek verfügbar seien, das sei wichtig für seine Arbeit als Professor gewesen. Das mit dem Vortrag in Paris zu verbinden sei angemessen und sinnvoll gewesen; das Auto habe er einige Wochen später bei einer Privatreise wieder zurückgefahren.
Förderverein will Machills Reisekosten prüfen
Die Universität Leipzig teilt auf Anfrage mit, alle Dienstreisen seien gewissenhaft geprüft worden, weitere Informationen oder personenbezogene Daten könne man nicht herausgeben. Anders hingegen äußert sich der Förderverein: Man wolle nun auch Machills Reisekosten sorgfältig überprüfen, heißt es von dort.
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Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR exakt | 29. Januar 2025 | 21:15 Uhr
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