Europa- und Kommunalwahl Briefwahlboom in Sachsen
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07. Juni 2024, 19:36 Uhr
Nicht jeder möchte bei der Kommunal- und Europawahl am Sonntag ins Wahllokal gehen. Auf die Stimmabgabe verzichten wollen viele Sachsen aber ebenfalls nicht. Der Ausweg lautet daher: Briefwahl. Allein in Dresden ist die Zahl der Briefwähler im Vergleich zu 2019 um mehr als 60 Prozent gestiegen. Auch in Chemnitz und Leipzig ist dieser Trend spürbar. MDR SACHSEN hat sich einmal umgehört, warum die Briefwahl so beliebt ist.
Kurz vor der Europa- und Kommunalwahl am 9. Juni ist im Briefwahlbüro in Dresden jede Menge los. Laut MDR-Reporterangaben stehen am Freitag konstant circa 20 Leute in der Schlange, um wählen zu gehen. Einer von ihnen ist Sascha Ebert, der seit zehn Jahren in Dresden lebt: "Ich bin am Wochenende nicht in der Stadt. Deshalb bin ich heute schon hier im Briefwahlbüro wählen gegangen. Denn Wählen ist ja trotzdem wichtig."
Ähnlich sieht das auch Katharina: "Ich mache heute hier Briefwahl, weil es vom Zeitmanagement einfacher ist. Am Sonntag habe ich dann nicht den Druck, irgendwo hingehen zu müssen", sagt die Dresdnerin. Zwar sei am Freitag vor der Wahl im Briefwahlbüro besonders viel los und ein anderer Tag wäre vielleicht besser gewesen. Abgesehen davon gefalle ihr die Briefwahl und sie nutze sie zu jeder Wahl.
Reger Andrang im Dresdner Briefwahlbüro
Laut Stadt sind in das Büro in der Dresdner Innenstadt in den vergangenen vier Wochen reichlich 8.500 Menschen gekommen. Die meisten Dresdner Briefwähler übermitteln ihre Wahlunterlagen aber tatsächlich per Post oder werfen sie selbst in den Briefkasten. "Die Briefwahl wird immer mehr angenommen. Waren es bei der Kommunal- und Europawahl 2019 rund 80.000 Briefwähler in Dresden, ist die Zahl mittlerweile auf 130.000 gestiegen", sagt die Abteilungsleiterin des Bürgerservice der Stadt Dresden, Katja Schöne.
FAQ Briefwahl
Was passiert, wenn ich vergessen habe, den Wahlbrief rechtzeitig abzuschicken?
Die ausgefüllten Unterlagen können bis Sonntag 18 Uhr auch persönlich in dafür vorgesehene Briefkästen der jeweiligen Wahlbehörde geworfen werden (z.B. in Dresden der Briefkasten am Neuen Rathaus, Dr.-Külz-Ring 19, oder in Leipzig in den Briefkasten des Wahlamtes am Neuen Rathaus, Eingang Lotterstraße 1. Ähnliche Briefkästen für die "Last-Minute-Briefwahl" gibt es in jeder Kommune. (Die Adresse befindet sich auf dem roten Wahlbriefumschlag.)
Ist die Stimmabgabe per Briefwahl sicher?
Die Briefwahl ist seit 1957 in der Bundesrepublik geübte Praxis. Die Zulässigkeit hat das Bundesverfassungsgericht mehrfach bestätigt.
Darf man im Wahllokal wählen, wenn man Briefwahlunterlagen beantragt hat?
Diese Option besteht. Entscheidend ist in diesem Fall, den Wahlschein ins Wahllokal mitzubringen. Der Wähler oder die Wählerin erhält dann einen neuen Stimmzettel, während der Stimmzettel aus den Briefwahlunterlagen vernichtet wird.
35 Prozent mehr Briefwahlscheine in Chemnitz ausgegeben
Ganz so stark ist der Anstieg in Chemnitz nicht, aber auch dort geht es im Vergleich zu 2019 klar nach oben. "Wir haben in diesem Jahr, Stand heute, rund 40.000 Wahlscheine für die Briefwahl ausgeteilt. Das sind 35 Prozent mehr als bei der Kommunalwahl 2019", sagt der Sprecher der Stadt Chemnitz, Matthias Nowak, am Freitag. Die Briefwahlzahlen gingen seit Jahren deutlich nach oben. "Wir haben deshalb die Kapazitäten im Briefwahlbüro verstärkt", sagt Nowak.
Für den Chemnitzer Vincent ist die Briefwahl im Vergleich zur sonntäglichen Wahl im Wahllokal vor allem eines: entspannter. "Ich finde es gut, dass man sich in Ruhe entscheiden und nochmal alles durch den Kopf gehen lassen kann. Außerdem habe ich am Sonntag auch keine Zeit, um zur Wahl zu gehen. Von daher ist es eine praktische Sache", sagt Vincent.
Der Briefwahltrend ist auch in Sachsens größter Stadt, in Leipzig, spürbar. Dort sind laut Verwaltung 2019 rund 77.000 Wahlscheine ausgegeben worden, während es aktuell etwa 110.000 sind.
MDR (sth)