Let's Talk About Mountains Dresdner Ausstellung zeigt die Berge als Türöffner nach Nordkorea
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19. November 2023, 16:38 Uhr
Wenn es darum geht, wie die rund 25 Millionen Menschen in Nordkorea leben, ist wenig bekannt. Deswegen war von 2018 bis 2019 ein schweizer Team mit der Kamera im Land unterwegs. Anknüpfungs- und Ausgangspunkt für die Gespräche vor Ort waren die allgegenwärtigen Berge. Daraus entstanden ist die aktuelle Ausstellung im Deutschen Hygiene-Museum in Dresden. Mit "Let's talk about Mountains" erhält man filmische Einblicke in ein Land, das sich komplett abgeschottet hat.
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- Im Jahr 1984 war der nordkoreanische Präsident Kim Il Sung zu Besuch in Dresden – dabei sprach er acht Dresdner Bergsteigern eine Einladung aus, die Sportart nach Nordkorea zu bringen.
- Die jetzige Ausstellung im Hygiene-Museum wurde vom Alpinen Museum der Schweiz konzipiert und zeigt verschiedene "filmische Ansichten" von Nordkorea.
- Berge sind in Nordkorea allgegenwärtig und dienen auch als Symbol des Widerstands.
Mit Nordkorea assoziieren viele einen totalitären Führerstaat, Menschenrechtsverletzungen, Ernährungskrisen und militärische Drohgebärden. Eine weitere mögliche Assoziation wären aber auch Berge – denn das Gebirge macht in Nordkorea 80 Prozent der Fläche aus. Damit hat es einen großen Einfluss auf das Leben der Menschen. Die aktuelle Ausstellung im Deutschen Hygiene-Museum in Dresden widmet sich mit "Let's Talk About Mountains" diesem Thema.
Acht Dresdner Bergsteiger zu Besuch in Nordkorea
Es ist eine nahezu unglaubliche Geschichte. Am 8. August 1984 stand Nordkoreas ewiger Präsident Kim Il Sung auf der Bastei in der Sächsischen Schweiz und beobachtete drei Bergsteiger am gegenüberliegenden Felsen. Joachim Schindler gehörte damals zur Seilschaft. "Kletterdemonstration haben wir das genannt", sagt er. Der Präsident sei von dieser Sportart sehr beeindruckt gewesen, erinnert sich Schindler. So beeindruckt, dass er die Bergsteiger nach Nordkorea einlud, um diese Sportart ins Land zu bringen und zu zeigen.
Im Herbst 1985 brachen deswegen acht Bergsteiger aus Dresden, inklusive Joachim Schindler, auf. Knapp zwei Wochen waren sie dort, nie ohne offizielle Begleiter. Es zeichnete sich außerdem bald ab, dass es keine Kletterkurse und auch sonst keinen Kontakt mit Einheimischen geben würde. Ausschließlich bei ihren Erstbegehungen an bisher unberührten Felswänden konnten sie sich frei bewegen.
Einblicke in das Leben nordkoreanischen Menschen
In der Ausstellung im Deutschen Hygiene-Museum rekonstruieren Joachim Schindler und drei andere Kletterer in einer Videoinstallation ihre Bergabenteuer in Nordkorea. Ein kleiner Exkurs in der Schau, die das Alpine Museum der Schweiz in Bern konzipiert und über mehrere Jahre erarbeitet hat. Nicht zum ersten Mal hat Museumsdirektor Beat Hächler dabei die Erfahrung gemacht, dass in Ländern, in denen durch das politische System der Zugang erschwert ist, Berge ein Türöffner sein können. Dadurch könne man auch viel über das Denken und Leben der Menschen erfahren.
Berge können ein Türöffner sein.
Gezeigt werden "filmische Ansichten" von Nordkorea: Großflächige Projektionen, die Berge zum Thema haben sowie Monitore mit Videos, in denen etwa 30 Nordkoreanerinnen und Nordkoreaner interviewt werden. Was sie dabei sagen, wirkt meist einstudiert, nie wird vergessen, den "geliebten Führer" Kim Il Sung zu lobpreisen. Dennoch begegnet man Menschen, die nicht in unser vorgefertigtes Bild passen: Fröhlich tanzende Rentnerinnen im Stadtpark von Pjöngjang oder eine Arbeitsbrigade, die Selfies auf einem Berggipfel macht.
Was Beat Hächler und das Film-Team um Gian Suhner, neben den offiziellen Spielregeln seitens Nordkoreas, akzeptieren mussten: Dass es nicht möglich ist, individuelle Meinungen zu erfragen. Am Ende ist es daher oftmals nur eine kleine Geste, ein Lächeln, die uns die Menschen näherbringen.
Der Berg als Symbol des Widerstands
Berge sind in Nordkorea allgegenwärtig, nicht nur physisch, sondern auch als großformatige Bilder an Bushaltestellen. Oder sie dienen als Hintergrund in monumentalen Mosaiken mit Kim Il Sung. Mit dabei ist immer der Paektusan, der mit 2.744 Metern der höchste Berg des Landes ist. Das ist ein heiliger Berg, ein Symbol für den Widerstand gegen die japanische Besatzung, erklärt Beat Hächler. "Das ist etwas, was ich als Schweizer verstehen kann, weil wir ähnliche Geschichten haben."
Entstanden sind die Filmaufnahmen 2018 und 2019 während einer kurzen Tauwetterphase. Inzwischen aber setzt man in Nordkorea wieder auf Abschottung. Insofern zeigt uns die Ausstellung ein Land, das es so nicht mehr gibt – was sie umso sehenswerter macht.
Mehr Informationen zur Ausstellung
"Let's Talk About Mountains – Filmische Ansichten von Nordkorea"
18. November 2023 bis 26. Mai 2024
Deutsches Hygiene-Museum Dresden
Lingnerplatz 1
01069 Dresden
Quelle: MDR KULTUR (Grit Krause)
Redaktionelle Bearbeitung: as
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 18. November 2023 | 08:45 Uhr