Ein Handwerker arbeitet an der Außenhülle eines Containers, der zum Schulhaus umgebaut wird.
Dieser Schulcontainer soll die Clemens-Winkler-Schule in Freiberg entlasten. Statt zwei, wurden hier vier erst Klassen eingeschult. Bildrechte: MDR/Thomas Friedrich

Landratsamt Freiberg: Krisentreffen zur Unterbringung von Geflüchteten

04. November 2024, 20:01 Uhr

In der Freiberger Clemens-Winkler-Schule wird zukünftig in einem Container unterrichtet. Grund: Mehr als doppelt so viele Erstklässler wie üblich sind dort eingeschult worden, 80 Prozent von Ihnen sprechen kein Deutsch als Muttersprache. Weil die Geflüchteten im Landkreis Mittelsachsen hauptsächlich in den größeren Städten leben, sollte ein Krisengipfel am Montag nach besseren Möglichkeiten der Verteilung suchen.

Ein Container mit zwei Klassenzimmern soll das Lernen in der Freiberger Clemens-Winkler Schule bald etwas leichter machen. Die Schule platzt aus allen Nähten, sagt Freibergs Oberbürgermeister Sven Krüger (parteilos), der die rund 500.000 Euro teuren Container auf dem Schulgelände bauen ließ. Grund dafür sei der Zuzug von Flüchtlingen.

In einem Container, der gerade zum Klassenzimmer ausgebaut wird, stehen gestapelte Möbel.
Noch sind die Klassenräume im neuen Schulcontainer im Rohbau, bald sollen hier zwei vierte Klassen lernen. Bildrechte: MDR/Thomas Friedrich

Vor dem Ukraine-Krieg seien zehn Kinder aus dem Land in Freiberg gewesen, jetzt seien es 371. "Das sind umgerechnet zwei Kitas, zwei Grundschulen und eine weiterführende Schule, in die wir investieren müssten."

Allein an der Clemens-Winkler-Schule habe man in diesem Jahr statt zwei, vier erste Klassen eingerichtet. Von diesen Kindern hätten 80 Prozent Deutsch nicht als Muttersprache. Da könne keine Integration mehr stattfinden. "Wenn wir nicht irgendwann aufwachen und andere Wege finden, fliegt uns der Laden um die Ohren."

Grundsätzlich habe jedes Kind ein Recht auf Bildung. "Allerdings kommen wir dabei an Kapazitätsgrenzen."

Sven Krüger (parteilos), Oberbürgermeister der Stadt Freiberg.
Freibergs Oberbürgermeister Sven Krüger sieht die Stadt an ihren Kapazitätsgrenzen in Bezug auf Unterbringung und Beschulung von Geflüchteten. Bildrechte: MDR/Thomas Friedrich

Wenn wir nicht irgendwann aufwachen und andere Wege finden, fliegt uns der Laden um die Ohren.

Sven Krüger Oberbürgermeister der Stadt Freiberg

Krisengipfel sucht nach Lösungen für bessere Verteilung

Am Montag stand auch die Konferenz "(Wohn-) Integration" im Landratsamt Mittelsachsen ganz unter dem Eindruck der gerechteren Verteilung der Geflüchteten im Landkreis. Bisher seien die meisten von ihnen in Freiberg, Döbeln und Hainichen untergekommen, sagt Krüger.

"Im Moment ziehen etwa 200 Ukrainer pro Quartal nach Freiberg. Die Hälfte davon ist minderjährig. Es gibt also neuen Bedarf an Kitas und Schulen." Freiberg läge mit einem Ausländeranteil von 18 Prozent auch deutlich über dem sächsischen und dem bundesweiten Durchschnitt.

"Dazu gehören natürlich auch ausländische Studierende und EU-Ausländer. Wenn man das herausrechnet, hat die Stadt Freiberg, in der 13 Prozent der Einwohner des Landkreises leben, aktuell 40 Prozent der Flüchtlinge des Landkreises untergebracht."

"Parteiübergreifend sei man sich einig gewesen, dass man die ungeregelte Migration nicht auf den Schultern der Landkreise und Städte abladen und sie sich selbst überlassen könne, sagt Krüger. "Wir brauchen generelle Lösungen. Die Bundesregierung muss erkennen, dass es so nicht weitergehen kann."

Wir brauchen generelle Lösungen. Die Bundesregierung muss erkennen, dass es so nicht weitergehen kann.

Sven Krüger Oberbürgermeister der Stadt Freiberg

Lothar Beier, der 1. Beigeordnete im Landratsamt Mittelsachsen, sieht ebenfalls die Integration von Geflüchteten in Gefahr. "Dort, wo es in Schulen Ausländeranteile von über 50 Prozent, in den Grundschulen teilweise von 60 bis 80 Prozent, gibt, ist eine gelingende Integration schlecht möglich."

Lothar Beier (CDU), geschäftsführender Landrat des Landkreises Mittelsachsen.
Lothar Beier, der 1. Beigeordnete im Landratsamt Mittelsachsen, hat Städte im Landkreis mit mehr als 5.000 Einwohnern gebeten, nach Unterbringungsmöglichkeiten für Flüchtlinge zu suchen. Bildrechte: MDR/Thomas Friedrich

Die Flüchtlinge müssten gerechter verteilt werden, sagt Beier. "Das kann funktionieren, wenn wir Wohnungsangebote aus den Städten mit mehr als 5.000 Einwohnern bekommen."

Nur dort werde es gehen, weil die nötige Infrastruktur vorhanden sei. "Das war heute unsere Bitte an die Bürgermeister, gemeinsam mit ihren Wohnungsgesellschaften zu schauen, wo es noch Möglichkeiten gibt." Prinzipiell haben Ukranier freie Wohnortwahl. Bei anderen Flüchtlingen teilt der Landkreis zu. Nun soll die Verteilung insgesamt noch einmal auf freiwilliger Basis verbessert werden. In etwa zwei Wochen erwartet das Landratsamt Rückmeldungen der Städte in Mittelsachsen über freie Kapazitäten für die Flüchtlingsunterbringung.

MDR (tfr)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | SACHSENSPIEGEL | 04. November 2024 | 19:00 Uhr

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