Florence Thurmes , Generaldirektorin der Kunstsammlungen Chemnitz 5 min
Was die Kunstsammlungen Chemnitz rund um das Kulturhauptstadtjahr 2025 planen, berichtet Grit Krause. Bildrechte: IMAGO / Wolfgang Schmidt

Ausstellungen Kulturhauptstadt Europa 2025: So will Chemnitz die Kunst-Fans locken

04. November 2024, 18:40 Uhr

Chemnitz ist im Kulturhauptstadtjahr 2025 eine spannende Adresse für Kunst-Fans. Die Generaldirektorin der Kunstsammlungen, Florence Thurmes, gab am Montag einen Ausblick auf den Reigen an Ausstellungen – vom norwegischen Maler Edvard Munch über den in Chemnitz geborenen Expressionisten Karl-Schmidt-Rottluff bis zur DDR-Künstlergruppe Clara Mosch. Los geht es bereits im November mit dem Jugendstil-Visionär Henry van de Velde.

Mit einem großen Reigen an Ausstellungen begleiten die Kunstsammlungen Chemnitz das Kulturhauptstadt-Jahr. Wie Generaldirektorin Florence Thurmes am Montag bei MDR KULTUR erklärte, stehen Persönlichkeiten im Zentrum, die mit der Kunst in und aus Chemnitz sowie der Region verbunden sind.

Gespannt werde der Bogen vom Jugendstil-Visionär Henry van de Velde in der Schau "Reform of Life" über den Expressionisten Karl Schmidt-Rottluff bis zu dem norwegischen Maler Edvard Munch oder dem Architekten Frei Otto. Chemnitz habe als "Stadt im Aufbruch" viele Geschichten zu erzählen, betonte Thurmes. Das Programm wolle ganz im Sinne des Mottos von Chemnitz als Kulturhauptstadt Europas "C the Unseen" kulturelle Schätze der Stadt heben und neu präsentieren.

“Die Einsamen”, Gemälde mit einem Mann und einer Frau, die von hinten zu sehen sind und an einem Strand stehen.
Das Gemälde "Die Einsamen" kehrt für die Edvard Munch-Ausstellung nach 90 Jahren nach Chemnitz zurück. Bildrechte: picture alliance / akg-images | akg-images

Zur van de Velde-Ausstellung, die bereits am 24. November beginnt, sagte Thurmes: "Wir wollen mit 'Reform of Life' Teile der Dauerausstellung neu gestalten, und die Rolle von van de Velde als europäischem Netzwerker stärker hervorheben. In Bezug zu Munch zum Beispiel und welche Rolle er gespielt hat."

König-Albert-Museum, Ein großes, altes Gebäude mit einem großen Platz davor auf dem schwarze Pflastersteine Linien bilden.
Das König-Albert-Museum am Theaterplatz in Chemnitz ist der Sitz der Kunstsammlungen Chemnitz. Bildrechte: imago/Hanke

Edvard Munch: Gemälde kehrt nach Chemnitz zurück

Höhepunkt im Programm ist die Ausstellung zum norwegischen Maler Edvard Munch ab 10. August, die sich um das Thema Angst dreht. Munch war 1905 in Chemnitz zu Gast und porträtierte die Familie des Unternehmers Herbert Eugen Esche. Als Leihgabe kehrt nach rund 90 Jahren das Munch-Gemälde "Die Einsamen" zurück, das einst zum Fundus der Kunstsammlungen Chemnitz gehörte. Munchs wohl bekanntestes Werk "Der Schrei" wird laut Thurmes wohl nur als Grafik zu sehen sein.

Gemälde 'Der Schrei'  von Edvard Munch
Das berühmte Bild "Der Schrei" von Edvard Munch wird in Chemnitz auch zu sehen sein, allerdings nicht als Gemälde sondern als Grafik. Bildrechte: IMAGO / Photo12

Neue Sachlichkeit in Europa

Ab Ende April beleuchtet eine weitere große Ausstellung die Realismusbewegungen im Europa der 1920er- und 1930er-Jahre. Sie geht von der Neuen Sachlichkeit aus. Dazu sagt Kuratorin Anja Richter: "Anlässlich des Kulturhauptstadtjahres habe ich mich in die Spur begeben, um zu untersuchen, ob es die Neue Sachlichkeit auch anderswo in Europa gibt. Wir haben jetzt Leihgaben aus 21 Ländern Europas und werden in 300 Werken von 190 Künstlern und Künstlerinnen aufzeigen, dass es eine gemeinsame Bildsprache in der Zwischenkriegszeit in Europa gibt."

Wir haben Leihgaben aus 21 Ländern Europas und werden in 300 Werken von 190 Künstlern und Künstlerinnen aufzeigen, dass es eine gemeinsame Bildsprache in der Zwischenkriegszeit in Europa gibt.

Kuratorin Anja Richter

Mosch, Claus, Maibier: Alternative DDR-Kunstszene im Fokus

Schon ab Jahresbeginn zeigen die Kunstsammlungen, wie sich in den 1970er-Jahren im damaligen Karl-Marx-Stadt die Produzentengalerie Clara Mosch mit unkonventionellen Aktionen vom staatskonformen DDR-Kulturbetrieb abgrenzte. Gezeigt werden Dokumente, Fotos, Plakate, Postkarten und Briefe. Hinzu kommen wechselnde Präsentationen zu Künstlern und Künstlerinnen aus der Zeit von 1973 bis 1990. Gewürdigt werden neben der Künstler-Gruppe Clara Mosch auch Carlfriedrich Claus und Frank Maibier.

Michael Morgner, ein Mann mit verschränkten Armen und Brille steht vor einem großen, abstrakten Gemälde. Neben ihm ist eine abstrakte Metallplastik eines Menschen.
Der Künstler Michael Morgner gehörte zur Künstlergruppe Clara Mosch. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Jan Woitas

Schloßbergmuseum blickt auf Karl-Marx-Stadt

Neben dem Museum am Theaterplatz und dem Museum Gunzenhauser gehören auch das Schloßbergmuseum, die Burg Rabenstein, das Henry van de Velde-Museum in der Villa Esche und das Carlfriedrich Claus Archiv zu den Kunstsammlungen. Das Schloßbergmuseum widmet sich 2025 unter dem Titel "Die neue Stadt" der Geschichte von Chemnitz in den Jahrzehnten als Karl-Marx-Stadt. Dabei gehe es um den Mythos als sozialistische Musterstadt und Parallelen der Baukultur zwischen Ost und West, hieß es bei der Präsentation des Programms am Montag.

Expressionismus: Karl Schmidt-Rottluffs Elternhaus wird saniert

Neu hinzu kommt eine Präsentation zum Expressionisten und Mitbegründer der Dresdner Künstlervereinigung "Brücke", Karl Schmidt-Rottluff. Dessen ehemaliges Elternhaus soll als sogenannte Interventionsfläche der Kulturhauptstadt saniert, umgestaltet und im Frühjahr 2025 als eine weitere wichtige Adresse für Kunstinteressierte eröffnet werden.

Brigitte Pfüller, eine Frau steht vor alten Möbeln und hält ein Buch in der Hand, bei dem eine Seite mit dem Porträt eines Mannes zu sehen ist.
Bis zum Kulturhauptstadt-Jahr 2025 soll die denkmalgeschützte Mühle, in der Schmidt-Rottluff aufwuchs, zusammen mit dem nahen Landhaus zur Veranstaltungs- und Begegnungsstätte werden. Dafür setzt sich auch der Förderverein mit Chefin Brigitte Pfüller ein. Bildrechte: picture alliance / dpa | Hendrik Schmidt

Zu sehen sein werden dort kunsthandwerkliche Objekte, sein Frühwerk, bislang kaum gesehene Ölskizzen und auch Gegenstände aus dem persönlichen Besitz, sagt Kuratorin Sabine Maria Schmidt und hebt hervor: "Wir werden die Geschichte anders erzählen können – vielleicht nicht von den Hauptgemälden her, die bleiben ja weiterhin bei uns am Theaterplatz – aber von bestimmten Objekten."

Wir werden die Geschichte anders erzählen können – vielleicht nicht von den Hauptgemälden her, die bleiben ja weiterhin bei uns am Theaterplatz – aber von bestimmten Objekten.

Kuratorin Sabine Maria Schmidt über die Schau im Schmidt-Rottluff-Elternhaus

Quelle: MDR KULTUR (Grit Krause), Kunstsammlungen Chemnitz, dpa
Redaktionelle Bearbeitung: ks

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 04. November 2024 | 16:35 Uhr

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