Ein Graffito auf einer Schaufensterscheibe.
Das Parteibüro der "Piraten" in der Rothenburger Straße in der Dresdner Neustadt ist mit einem Graffito beschmiert worden. Laut Polizei handelt es sich um das "Lambda-"Symbol, das der rechtsextremen Indentitärem Bewegung als Erkennungszeichen dient. Bildrechte: xcitepress/Finn Becker

Anstehende Landtagswahl Nach Übergriff auf "Piraten"-Wahlhelfer in Dresden - LKA ermittelt

06. August 2024, 08:16 Uhr

Für großes Aufsehen hatte ein brutaler Angriff auf den Europaabgeordneten Matthias Ecke Anfang Mai in Dresden gesorgt. Wahlkampf-Helfer der Partei "Piraten" in Dresden waren vor anderthalb Wochen verbal attackiert und beleidigt worden. Ein Parteibüro wurde mit einem rechtsextremen Symbol beschmiert. Nun hat das Landeskriminalamt die Ermittlungen aufgenommen.

Im Fall des Übergriffs auf ein Wahlkampf-Team der "Piraten"-Partei vor anderthalb Wochen hat das Landeskriminaltamt (LKA) die Ermittlungen übernommen. Auf Anfrage von MDR SACHSEN teilte das LKA mit, dass es bisher noch keine Tatverdächtigen gebe. Ob Personen der Angreifergruppe der rechtsextremen Jugendgruppe "Elblandrevolte" angehören, könne deswegen auch nicht gesagt werden.

Die bisher unbekannte Gruppe bestehend aus drei Männern und einer Frau bedrohten und beleidigten in der Nacht zum Sonnabend vier Wahlkampfhelfer der Partei "Die Piraten." Diese hängten im Stadtteil Seevorstadt Plakate für die anstehende Landtagswahl auf. Die Täter kündigten laut Angaben an, die Plakate wieder abzureißen. Anschließend seien sie davongelaufen. Die Wahlkampfhelfer meldeten den Vorfall kurze Zeit später der Polizei. Diese konnte sie jedoch nicht mehr ausfindig machen.

Rechtsextreme Gruppe "Elblandrevolte" beteiligt?

Laut Angaben wird weiter geprüft, ob Personen aus dem Umfeld der rechtsextremen Gruppe "Elblandrevolte" beteiligt waren. Die Polizei teilte zuvor mit, dass dem Hinweis der Plakatiergruppe nachgegangenen werde, dass eine Person ein auffälliges Gesichtstattoo trug und ein Hinweis auf die "Elblandrevolte" schließe.

Die "Elblandrevolte" steht auch in Zusammenhang mit dem brutalen Angriff auf den SPD-Politiker Matthias Ecke im Mai. Mindestens ein Tatverdächtiger soll Mitglied der in diesem Jahr gegründeten Gruppe sein, einer Nachfolgeorganisation der "Jungen Nationalisten", der Jugendorganisation der NPD (mittlerweile in "Die Heimat" umbenannt).

Mann pöbelt lautstark

Manuel Wolf, Kandidat für die "Piraten" bei der Landtagswahl, hat den Übergriff auf das Plakatierteam am Sonnabend miterlebt. Ein Mann sei auf das Team zugekommen: "Nachdem wir ihn baten, Abstand zu halten, tat er dies zwar, allerdings pöbelte er lautstark, er würde sich unsere Gesichter merken und unsere Plakate würden dort nicht lang hängen."

Wolf sei auf die Gruppe zugegangen, um die Lage zu deeskalieren, was ihm seinen Angaben zufolge gelungen sei. Die zwei Gruppierungen seien ihrer Wege gegangen. Wolf sei sich jedoch bewusst, dass er und sein Team Glück hatten.

Ein Mann steht vor einem Plakat und schaut in die Kamera.
Manuel Wolf von den "Piraten" ist bei dem Angriff am Sonnabend dabei gewesen. Er spricht davon, dass er und sein Team Glück hatten. Bildrechte: xcitepress/Finn Becker

Nachdem wir ihn baten, Abstand zu halten, tat er dies zwar, allerdings pöbelte er lautstark, er würde sich unsere Gesichter merken und unsere Plakate würden dort nicht lang hängen.

Manuel Wolf Kandidat für die "Piraten" bei der Landtagswahl in Sachsen

Farbanschlag auf Parteibüro - bisher kein Zusammenhang festgestellt

In derselben Nacht wurde auch das Fenster eines Büros der Partei "Die Piraten" in der Rothenburger Straße im Stadtteil Neustadt mit Farbe besprüht. In diesem Fall ermittelt weiter die Polizei Dresden. Diese teilt auf Anfrage von MDR SACHSEN mit, dass es bisher keine Hinweise darauf gibt, dass ein Zusammenhang zwischen dem Übergriff und dem Farbanschlag besteht.

Die Piraten sprachen in einer Pressemitteilung über ein rechtsextremes Graffito - ein "Lambda"-Symbol als Erkennungszeichen der rechtsextremen Identitären Bewegung - das auf das Fenster gesprüht worden sei. Die Polizei bestätigte, dass es sich um das besagte Symbol handelt.

Die Piratenpartei in Sachsen (zum Ausklappen):

Die Piratenpartei Deutschland ist eine politische Partei, die sich für Transparenz, Bürgerrechte und digitale Freiheit einsetzt. Vor zehn Jahren schaffte die Partei in Sachsen - trotz sinkender Umfragewerte - den Einzug in die Stadtparlamente Dresden, Chemnitz, Leipzig und Görlitz und zog zusätzlich in den Kreistag in Meißen ein. In Dresden sind die PIRATEN seitdem Teil der linken Mehrheit im Stadtrat. Bei der Landtagswahl 2019 bekamen sie etwa 6.600 Stimmen. Das sind 0,3 Prozent. In Sachsen hat die Partei in den letzten Jahren weiter an Einfluss verloren. Die Mitgliederzahl der Piratenpartei in Sachsen liegt aktuell bei rund 300 Mitgliedern (Stand: 2023).

Ein Graffito auf einer Schaufensterscheibe.
Bisher Unbekannte haben das Parteibüro der "Piraten"-Partei vor anderthalb Wochen in der Dresdner Neustadt mit Graffiti beschmiert. Bildrechte: xcitepress/Finn Becker

Straßenkunst sei kein Verbrechen, rechtsextreme Propaganda aber schon, sagte der politische Geschäftsführer der "Piraten" Sachsen, Tigo Stolzenberger. "Dieses Symbol ist ein klares Erkennungszeichen aus der rechtsextremen Szene und ein Einschüchterungsversuch auf uns. Wir lassen uns aber nicht einschüchtern und bringen weiterhin unsere politischen Ideen unter die Menschen", teilte er per Pressemitteilung mit.

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MDR (phb)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 29. Juli 2024 | 16:00 Uhr

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