Gedenken am 13. Februar Mehr als 13.000 Menschen stehen in Dresden für Frieden und Toleranz
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14. Februar 2024, 05:19 Uhr
Mit einer Menschenkette ist am Dienstag in Dresden ein Zeichen für Frieden, Menschenwürde und Toleranz gesetzt worden. 13.000 Bürgerinnen und Bürger folgten dem Aufruf. Am 13. Februar vor 79 Jahren wurde die Stadt bombardiert, rund 25.000 Menschen kamen dabei ums Leben. Auf mehreren Friedhöfen wurde der Opfer des Zweiten Weltkriegs gedacht. Insgesamt waren für Dienstag 25 Veranstaltungen in Dresden angemeldet, darunter auch von Rechtsextremisten in der Altstadt. Dagegen wehrten sich Tausende.
- Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert sieht die Menschenkette als Zeichen gegen Menschenverachtung, Antisemitismus und Intoleranz.
- Laut Stadtverwaltung waren mehr als 20 Veranstaltungen am 13. Februar angemeldet.
- Zeitzeugen mahnten die heutigen Generationen, sich für Frieden einzusetzen.
Zum 15. Mal hat Dresden am Dienstag ein Zeichen für Frieden, Menschenwürde und Toleranz gesetzt - und eine Menschenkette gebildet. Rund 13.000 Bürgerinnen und Bürger fassten sich um 18 Uhr schweigend an den Händen und bildeten zum Geläut der Innenstadtkirchen einen Ring. Das Motto lautete: "Gemeinsam wachsam". Der Ring stand symbolisch als Schutzwall um die Altstadt und für die Werte der Demokratie. Die Rektorin der Technischen Universität (TU) Dresden, Ursula Staudinger, nannte die Menschenkette "eine Wächterin der Demokratie". Allerdings hatte das Organisations-Team zuvor rund 20.000 Menschen erwartet.
Am Dienstag jährte sich die Bombardierung Dresdens während des Zweiten Weltkrieges zum 79. Mal. Wissenschaftlichen Quellen zufolge starben bei den Luftangriffen am 13. Februar 1945 und dem darauffolgenden Tag rund 25.000 Menschen.
OB Hilbert: Menschenverachtung entschieden entgegentreten
Der Gedenktag hatte mit Kranzniederlegungen und Gedenkfeiern auf mehreren Dresdner Friedhöfen begonnen, später standen Aktionen auf dem Neumarkt und Altmarkt im Mittelpunkt. Insgesamt waren 25 Veranstaltungen in Dresden angemeldet worden. Während der meisten erinnerten Bürgerinnen, Bürger, Zeitzeuginnen und -zeugen und deren Familien sowie Politikerinnen und Politiker an die Zerstörung Dresdens sowie die Opfer des Luftangriffs und des Nationalsozialismus. Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) sagte: "Mehr denn je müssen wir gemeinsam wachsam sein und Menschenverachtung, Antisemitismus und Intoleranz entschieden entgegentreten."
Rund 200 Menschen sangen am Nachmittag beim Bürgersingen der Dresdner Philharmonie "gegen Hass, Gewalt und für Frieden und Versöhnung" mit, Hunderte zündeten vor und in der Frauenkirche Kerzen an. In der Menschenkette, an der auch Sachsens Landtagspräsident Matthias Rößler (CDU), Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) sowie sein Vize Martin Dulig und Sozialministerin Petra Köpping (beide SPD) teilnahmen, standen auch die britische Botschafterin Jill Gallard und eine Delegation aus Coventry.
Gedenken und Mahnungen
Zeitzeugen erinnern sich noch immer an jenen Faschingsdienstag 1945, als bei einem abendlichen Bombenangriff die Innenstadt Dresdens in Schutt und Asche gelegt wurde und sie nahestehende Menschen verloren, die bei der Bombardierung oder den anschließenden Bränden ums Leben kamen. Einige sprachen auf Friedhöfen und beim Bürgersingen über ihre Erinnerungen. Die Dresdnerin Ursula Bergs nannte den Zuhörenden ihren Herzenswunsch: "Ich wünsche mir, dass wir den selbstverständlichen Frieden, den wir hier haben, bewahren. Damit auch unsere Kinder und Enkel das so erleben dürfen."
Wie in jedem Jahr am 13. Februar läuteten zwischen 21:45 Uhr und 22 Uhr die Glocken aller Kirchen der Stadt gemeinsam - zur Erinnerung und Mahnung.
Einsatztag der Polizei recht ruhig
Die Polizei sicherte den Gedenktag mit einem Großaufgebot ihrer Einsatzkräfte ab. Bis zum frühen Abend des Jahrestages habe das stille Gedenken überwogen. "Es gab keine Störungen, der Tag verlief sehr ruhig", sagte ein Polizeisprecher.
Seine Kollegen waren noch bis nach 22 Uhr im Einsatz. Auf dem Altmarkt hielt am späten Abend die rechtsextremistische AfD eine Mahnwache ab. Mehrere tausend Gegendemonstranten des bürgerlichen und linken Spektrums protestierten lautstark gegen diese Veranstaltung wegen vermeintlicher Opfermythos-Bildung und Geschichtsrelativierung.
Laut Polizei gab es aus dem linken Spektrum Versuche, die Absperrungen zu überwinden. Das hätten die Beamten unterbunden. Es sei auch Pfefferspray zum Einsatz gekommen. Demnach wurden insgesamt sechs Ermittlungsverfahren eingeleitet - wegen Landfriedensbruch, Beleidigung, Bedrohung, Diebstahl, Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen sowie Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz.
MDR (lam/kk)/epd
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 13. Februar 2024 | 19:00 Uhr