Vor 13. Februar Tausende demonstrieren gegen Neonazi-Aufmarsch in Dresden
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12. Februar 2024, 11:02 Uhr
In Dresden haben am Sonntag 5.000 Menschen gegen einen Aufzug von etwa 1.000 Neonazis protestiert. Die Aktionen standen im Zusammenhang mit der Zerstörung Dresdens, die sich am 13. Februar zum 79. Mal jährt. Der Polizei gelang es, beide Lager getrennt zu halten und zugleich Demos in Sicht- und Hörweite zu ermöglichen. Entsprechend positiv fällt die Bilanz der Polizei aus.
- Die Polizei kesselt rund 150 Demonstrierende aus dem linken Spektrum vorübergehend ein.
- Ein Hubschrauber kreist über der Stadt, die Pferdestaffel ist am Rande der Demos im Einsatz.
- Am 79. Jahrestag der Bombardierung Dresden sind weitere Demos angemeldet.
Tausende Menschen haben am Sonntag gegen einen Aufmarsch Rechtsextremer im Vorfeld des 79. Jahrestages der Zerstörung Dresdens im Zweiten Weltkrieg protestiert. Nach Angaben der Polizei beteiligten sich in strömendem Regen knapp 5.000 Menschen am Gegenprotest. Bei der rechtsextremistischen Demonstration - einem sogenannten Trauermarsch - zählte die Polizei etwa 1.000 Teilnehmer. Die Beamten waren mit einem Großaufgebot im Einsatz.
Polizei kesselt vorübergehend 150 Gegendemonstranten ein
Die Aufzugstrecke der Rechtsextremen am Rande der Dresdner Innenstadt war nahezu hermetisch abgeriegelt. In der Nähe der Hochschule für Technik und Wirtschaft unweit des Hauptbahnhofs haben nach MDR-Reporterinformationen Gegendemonstranten versucht, auf die Strecke der Neonazis zu gelangen. Das verhinderte die Polizei. Wie sie auf X (vormals Twitter) mitteilte, wurden rund 150 Menschen in eine "polizeiliche Maßnahme" genommen.
Reporter berichteten, dass die Gegendemonstranten aus dem linken Lager längere Zeit eingekesselt waren. Es wurden Identitäten festgestellt. Die Polizei hatte vorab das Ziel ausgegeben, die Lager zu trennen und bei möglichen Blockaden einzuschreiten. Sie hatte sich auf eine "konfrontative Versammlungslage" eingestellt.
Aus dem linken Spektrum wurde in Sozialen Medien Kritik an einem unverhältnismäßig harten Vorgehen der Beamten geübt.
Hubschrauber und Pferdestaffel im Einsatz
Die sächsische Polizei wurde nach eigenen Angaben von Beamten aus Thüringen, Brandenburg, Hamburg, Bayern und Hessen sowie der Bundespolizei unterstützt. Ein Hubschrauber kreiste über Dresden, auch berittene Polizei war vor Ort.
Der Gegenprotest wandte sich in lauten Sprechchören gegen den rechtsextremen Aufmarsch. Drei Demonstrationen hatten sich zu dem Gegenprotest vereint. Auch Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) hatte sich dem angeschlossen, berichtete die "Sächsische Zeitung."
25.000 Menschen sterben bei Bombardierung 1945
Dresden war bei alliierten Luftangriffen ab dem 13. Februar 1945 stark zerstört worden. Nach Recherchen von Historikern verloren bis zu 25.000 Menschen ihr Leben. Rechtsextremisten nutzen das Gedenken seit Jahren, um sogenannte Trauermärsche zu veranstalten. Sie bezweifeln die wissenschaftlich belegte Zahl der Opfer und glauben an erheblich mehr Tote.
Bis zum Sonntagnachmittag leitete die Polizei 14 Strafverfahren ein. Davon richteten sich nach Angaben von Sprecher Thomas Geithner neun gegen das rechte Lager, der Rest gegen Gegendemonstranten. Geithner sprach in einem ersten Fazit von einem insgesamt friedlichen Tag für Dresden.
Weitere Demos am Dienstag angemeldet
Am eigentlichen Jahrestag der Zerstörung an diesem Dienstag ist nach Angaben der Polizei kein Aufzug aus dem rechten Lager geplant. Es seien 25 Versammlungen und neun Veranstaltungen angemeldet, davon fünf Kundgebungen von rechts und der Querdenker-Szene, 14 von links und sechs aus dem bürgerlichen Spektrum. Einige davon sind "Platzhalter", um Orte in Dresden zu besetzen.
Teile der linken Szene und die Grüne Jugend in Sachsen wollen hingegen das Gedenken an den 13. Februar 1945 ganz abschaffen und beklagen einen Opfer-Kult der Rechtsextremisten. Ein breites Bündnis der Stadtgesellschaft gedenkt hingegen alljährlich der Zerstörung Dresdens und der dabei getöteten Menschen - unter anderem mit einer stillen Menschenkette.
MDR (lam)/dpa
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 11. Februar 2024 | 19:00 Uhr