Abwasserkonzept bis 2038 Wegen Chipindustrie in Dresden: 600 Millionen Euro für Klärwerksausbau nötig
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20. Oktober 2023, 07:50 Uhr
Der Wasser- und Abwasserbedarf der wachsenden Chipindustrie in Dresden ist enorm. Schon bisher spülen die Halbleiterwerke so viel Abwasser in die Kanäle wie 250.000 Menschen. Dresden reagiert jetzt mit dem Ausbau der Infrastruktur und hat ein Konzept bis 2038 vorgelegt. Kernstück ist der Ausbau des Klärwerks in Kaditz.
Die Stadt Dresden will in den nächsten 15 Jahren ihre Abwasser-Infrastruktur ausbauen. Geplant seien unter anderem neue Becken und ein dritter Faulturm im Klärwerk Kaditz, eine weitere Reinigungsstufe und neue Regenüberlaufbecken, teilte die Stadt mit.
Bereits im Bau ist demnach der Industriesammler Nord. Das ist ein etwa elf Kilometer langer Kanal, der fast ausschließlich der Ableitung der Abwässer der Halbleiterindustrie dient.
Stadt wächst laut Prognose auf über 600.000 Einwohner
Weil die Chipindustrie in Dresden wächst und auch die Bevölkerung bis 2035 auf mehr als 600.000 Einwohner steigen soll, müsse auch die Kläranlage Kaditz deutlich ausgebaut werden. Nach Angaben der Stadt sind dafür in den nächsten 13 bis 15 Jahren mehr als 600 Millionen Euro eingeplant. Das Abwasser-Konzept soll im November vom Dresdner Stadtrat verabschiedet werden, wie Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen (Grüne) sagte.
240 Prozent mehr Abwasser in der Industrie
Allein die drei Halbleiterwerke von Globalfoundries, Infineon, Bosch und X-Fab leiten nach Angaben der Stadt 8,7 Millionen Kubikmeter Abwasser ins Dresdner Kanalnetz ein. Das entspreche 93 Prozent der Dresdner Industrie-Abwässer und der Abwassermenge von 250.000 Einwohnern.
Mit der Erweiterung von Infineon und dem geplanten Werk des taiwanesischen Chipherstellers TSMC wird die Abwassermenge aus der Industrie laut Prognose der Stadt um bis zu 240 Prozent steigen.
EU verschärft Abwasserrichtlinien
Neben der wachsenden Chipindustrie muss die Stadt auch auf neue Abwasserrichtlinien der EU reagieren, sagte der Leiter des Eigenbetriebes Stadtentwässerung, Ralf Strothteicher. So sollen die Grenzwerte für Phosphor und Stickstoff weiter gesenkt werden.
"Voraussichtlich müssen wir auch eine vierte Reinigungsstufe zur Behandlung von Mikroschadstoffen bauen". Damit könnten Medikamente, Haushalts- und Industriechemikalien aus dem Abwasser entfernt werden. Dies soll nach dem Konzept der Stadt aber erst 2029 beginnen.
Gebühren für Abwasser bleiben stabil
Trotz der großen Investitionen sollen die Gebühren für Abwasser erst einmal nicht steigen, sagte Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen MDR SACHSEN. Durch das Wachstum der Industrie und die steigende Einwohnerzahl würden auch die Einnahmen steigen und damit könne der Ausbau bezahlt werden. Derzeit zahlen Haushalte und Industrie in Dresden zwei Euro pro Kubikmeter Abwasser. Nach 2025 rechnet die Stadtentwässerung aber mit moderaten Anstiegen.
MDR (kbe/Studio Dresden)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Dresden | 19. Oktober 2023 | 16:30 Uhr