Wirtschaft Platzbedarf der Chipindustrie bringt kleine Firmen in Dresden in Not

11. Oktober 2023, 19:09 Uhr

Als der taiwanesische Chipriese TSMC in diesem Jahr verkündete, in Dresden eine Fabrik zu bauen, war die Freude groß. Doch jetzt zeigen sich erste Schattenseiten der Großansiedlung. Weil sich gleichzeitig auch Infineon, Bosch und Globalfoundries erweitern wollen, müssen nun kleinere Firmen im Gewerbegebiet in Dresden-Rähnitz weichen. Entsprechende Kündigungen wurden Ende August verschickt.

Rund 40 mittelständische Betriebe müssen bis Mitte nächsten Jahres ihre Gewerbeflächen in Dresden-Rähnitz räumen. Der Vermieter hat ihnen gekündigt und begründet das mit der Ansiedlung und dem Ausbau von Chipfabriken. Die Grundstücke seien verkauft worden, hieß es. Für die betroffenen Unternehmerinnen und Unternehmer ist das ein Problem, denn die Suche nach neuen Gewerbeflächen gestaltet sich schwierig.

Wir haben die Kündigung per Einschreiben bekommen. Es war schwierig es zu verstehen, aber ich musste es akzeptieren.

Ronny Böttger Werbetechniker

Ronny Böttger ist einer von knapp 40 Unternehmern, die mit ihrem Gewerbe seit Jahren in den alten Hallen auf dem Gelände der Radeburger Straße in Dresden eingemietet sind. Nun soll der Werbetechniker ausziehen - und zwar bereits Ende Februar. "Wir haben die Kündigung per Einschreiben bekommen. Es war schwierig es zu verstehen, aber ich musste es akzeptieren."

Schwierige Suche nach neuen Gewerberäumen

Dabei hatten die Gewerbetreibenden auf dem Gelände die nahende Kündigung schon erahnt. Viele Unternehmen haben deswegen bereits nach alternativen Standorten gesucht - auch Ronny Böttger. "Aktuell suche ich neue Räume. Aber es ist schwierig: Wir haben große Geräte, da brauche ich gewisse Voraussetzungen."

Und das wäre vor allem eine große Gewerbefläche, meint auch Helfried Wetzel, Besitzer einer Haustechnikfirma: "Das Problem ist: Man hat eine Lagerhaltung und investiert. Wir müssen was Neues finden, damit die Firma weiter läuft. Also ich werde mich verkleinern müssen."

Umzug verursacht Kostenanstieg um zwei Drittel

Denn große Gewerbeflächen sind in Dresden nur schwer zu finden und um einiges teurer, weiß Carsten Puhlmann. Er betreibt eine Druckerei auf dem Gelände: "Wir sind jetzt bei 1.500 Euro im Monat. Wir hätten dann ungefähr eine Mehrbelastung von zwei Drittel."

Zumindest auf Dresdner Flur ist es schwierig, an die Preisgestaltung des bisherigen Vermieters anzuknüpfen.

Stadtverwaltung Dresden

Umland für Gewerbetreibende nicht attraktiv

Für die Unternehmen wird es teurer - das bestätigt auch die Dresdner Stadtverwaltung. Auf Anfrage heißt es dazu schriftlich: "Zumindest auf Dresdner Flur ist es schwierig, an die Preisgestaltung des bisherigen Vermieters anzuknüpfen, weswegen wir verstärkt im Umland nach Ersatz suchen." Mit der Firma in eine andere Gemeinde ziehen wollen die Gewerbetreibenden aber nicht. Zu groß ist die Angst, dass die Mitarbeitenden dann kündigen und sich einen neuen Job in Dresden suchen.

Deswegen bleibt nur eine Hoffnung: Eine Art Schonfrist für die Unternehmer vom derzeitigen Vermieter. Denn nur so hätten die Firmen genügend Zeit, um neue Gewerberäume zu suchen und dann auch mit dem Unternehmen umzuziehen.

MDR (sth/Florian Glatter)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Dresden | 11. Oktober 2023 | 16:30 Uhr

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