Im Abendlicht tummeln sich viele Menschen am Wasser in einer Innenstadt.
Die Stadt Chemnitz erwartet bis zu zwei Millionen Besucher im Kulturhauptstadtjahr. Bildrechte: Chemnitz 2025 gGmbH / Ernesto Uhlmann

Rückblick Kulturhauptstadt Chemnitz: Was bislang auf die Beine gestellt wurde

03. Januar 2025, 16:02 Uhr

Seit Jahresbeginn ist Chemnitz Europäische Kulturhauptstadt. Die offizielle Eröffnung des Kulturhauptstadtjahres am 18. Januar steht kurz bevor. Die Stadt bereitet sich seit Jahren auf 2025 vor und hat bereits jetzt viel zu bieten.

Chemnitz ganz anders sehen, die Stadt neu entdecken - dazu lädt das Kulturhauptstadtjahr 2025 ein. Beim Lichterfestival "Light our Vision" hat die Stadt einmal mehr bewiesen, wieviel Potential in ihr steckt. Und das haben auch große und kleine Tüftler beim Mitmachfestival "makers united" bewiesen. Denn die Machermentalität ist der Puls der Kulturhauptstadt Chemnitz.

Lichterfestival in Chemnitz
Die zweite Ausgabe des Festival "Light our Vision" lockte im September 2024 rund 75.000 Besucher an. Bildrechte: IMAGO/Wolfgang Schmidt

Bürgerbeteiligung

Anpacken, mitmachen - das ist auch das Motto der "Gelebten Nachbarschaft". Gemeinsam pflanzen und pflegen Jung und Alt - Bäume und Sträucher. So werden für die Zukunft Streuobstwiesen und Naschgärten zum gemeinsamen Feiern angelegt.

Ein Haus inmitten von Bäumen und Hecken
So sah das Elternhaus von Karl Schmidt-Rottluff vor der Sanierung aus. Nach der Eröffnung wird das Haus als Museum Leben und Werk des berühmten Expressionisten präsentieren. Bildrechte: MDR/Dany Striese

Viele Bauarbeiten

Auch baulich verändert die Stadt ihr Gesicht. 30 Flächen wurden und werden aufpoliert, die den Chemnitzern über das Titeljahr hinaus erhalten bleiben. Für die "Stadt am Fluss" entstehen Wohlfühloasen, die denkmalgeschützte Hartmann-Fabrik wird zum Welcome-Center, das Elternhaus von Karl Schmidt-Rottluff ein Museum.

Blick in eine Halle im Rohbauzustand mit historischen gusseisernen Säulen.
So sah die historische Hartmann-Fabrik zu Beginn der Sanierung aus. Hier im "Welcome Center" haben Gäste der Kulturhauptstadt aus nah und fern einen ersten Anlaufpunkt. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

In der einstigen Stadtwirtschaft und im ehemaligen Straßenbahndepot sollen Kreativschmieden einziehen, die schon jetzt in der Welt Beachtung finden. Stararchitekt Kengo Kuma reist extra aus Tokio an, um den künftigen GaragenCampus zu besichtigen. Er sagte MDR SACHSEN: "Ich bin begeistert von der Vergangenheit. Die alte Geschichte hier lebt weiter und ist nicht eingefroren. Ich bin beeindruckt, wie die Geschichte lebendig gehalten wird."

Interview OB Sven Schulze 3 min
Bildrechte: MDR SACHSEN

Chemnitz im Fernsehen

Auch Katarina Witt zog es wieder in die alte Heimat - für Dreharbeiten. Ihre Dokumentation über Chemnitz wurde im Dezember bei 3SAT ausgestrahlt und ist dort in der Mediathek zu finden. Der MDR sendet die Doku am 18. Januar um 21:45 Uhr.

Die Stadt spielt auch eine Hauptrolle im 12. Erzgebirgskrimi. Produzent Clemens Schaeffer sagt: "Als wir gehört haben, dass Chemnitz Kulturhauptstadt wird, haben wir uns gleich mit der Frage beschäftigt, sollten wir nicht auch zu dem Thema was machen."

Karte Purple Path
38 Partnerkommunen haben sich zur Kulturregion zusammengeschlossen. Sie sind durch den Kunst- und Skulpturenweg "Purple Path" miteinander verbunden. Bildrechte: MDR Grafik/chemnitz2025

Kunst in Chemnitz und der Region

Die ersten großen Ausstellungen laden bereits jetzt zu einem Besuch ein. Vom Bergbau bis zum Jugendstil - Chemnitz hatte und hat viel zu erzählen und zu zeigen. Gleiches gilt für die Region, die sich ebenfalls auf das Kulturhauptstadtjahr eingestimmt hat. In Zwönitz eröffnete der sanierte Buntspeicher. Das ist ein Ort, der kreative Köpfe zusammenbringen soll. Und auch der Kunst- und Skulpturenweg "Purple Path" wächst weiter. Neue Kunstwerke wurden eingeweiht, zum Beispiel am Dorfmuseum Gahlenz in Oederan, im Freilichtmuseum in Seiffen, an der St. Wolfgangskirche in Schneeberg oder in und an der Zschopau.

Man sieht einen überdimensionalen Motorradaußenspiegel, der über einen Fluss ragt. Im Hintergrund sind Bäume.
Die Skulptur von Michael Sailstorfer nimmt Bezug auf die "Motorradstadt Zschopau". Bildrechte: MDR/Philipp Baumgärtner

Wie gut kann Chemnitz Kulturhauptstadt?

Rund zwei Millionen Gäste erwarten Chemnitz und die Region in diesem Jahr. Daher wird es zusätzliche Bus- und Bahnverbindungen nach Prag und Berlin geben.

Über eine Frage aber wurde und wird immer wieder in der Stadt diskutiert: "Wie gut kann Chemnitz Kulturhauptstadt?" Darüber waren auch Besucher von Diskussionsveranstaltungen immer wieder unterschiedlicher Meinung. Eine Frau äußerte sich zuversichtlich: "Es sollte jeder das Vertrauen haben, inklusive der Medienlandschaft, dass sich hier viele kluge Köpfe zusammensetzen und wirklich ein richtig gutes Programm aufstellen."

Eine ältere Dame sagte: "Wenn wir uns alle anstrengen, können wir das. Wir können es, wir haben das schon so oft bewiesen." Ein Mann hingegen hat noch Vorbehalte: "Was ist die Idee, was soll Menschen, wie mich inspirieren, der zur Hälfte in Leipzig und zur Hälfte in Chemnitz wohnt, dass ich wieder komplett in Chemnitz wohne. Ich bin gespannt, noch gebe ich die Hoffnung nicht auf."

Europäische Friedensfahrt wiederbelebt

Die Organisatoren der European Peace Ride hatten die Kulturhauptstadt von Anfang an sportlich genommen. Im Jahr 2024 wollten die Teilnehmer von Bad Ischl über Lipno und Plzeň in Tschechien zurück nach Chemnitz radeln - fast 600 Kilometer und rund 6.000 Höhenmeter. Ganz so viele wurden es am Ende aber nicht: Wetterbedingt musste ein Teil des Weges mit Bussen zurückgelegt werden. Tour-Chef Kai Winkler meinte: "Was uns wichtig war, wir haben auch mal eine Krisensituation gemeistert und konnten uns helfen und das überbrücken." Auch für dieses Jahr ist wieder eine Friedensfahrt geplant.

Das European Peace Ride auf der letzten Etappe.
Die Europäische Friedensfahrt wurde als "European Peace Ride" wiederbelebt. Bildrechte: Matthias Wetzel/MDR

Kosmos Europe

Als unmittelbare Antwort auf rechte Ausschreitungen in der Stadt 2018 organisierten engagierte Chemnitzer unter dem Titel "Wir sind mehr" ein riesiges Konzert als Protestveranstaltung. Es galt als Statement für Toleranz, über das weltweit berichtet wurde. Im Jahr 2019 startete der "Kosmos Chemnitz" offiziell als Festival in der Stadt. Nach pandemiebedingter Pause zog es in den vergangenen drei Jahren jeweils zigtausende Gäste an.

Mitorganisator Ernesto Uhlmann sagte zum Festival im vergangenen Jahr: "Uns ist wichtig, die demokratischen Werte in den Vordergrund zu heben und das auf ganz verschiedenen Ebenen - musikalisch, auf der gesellschaftlichen, auf der künstlerischen. Aber auch im Bereich Sport und Wirtschaft."

In diesem Jahr will sich Chemnitz als bunte, weltoffene Stadt zeigen. Das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten ist da - der Mut zum Risiko auch.

Die Neuauflage des kostenlosen Kosmos -Festivals lockte Tausende Besucher nach Chemnitz.
Das Kosmos Chemnitz hatte sich nach pandemiebedingter Pause seit 2022 als großes Festival etabliert. Bildrechte: IMAGO/HärtelPRESS

MDR (nok)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 02. Januar 2025 | 19:00 Uhr

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