
Abenteuer pur Warum ein Chemnitzer nach Griechenland läuft
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13. April 2025, 09:00 Uhr
Viele Wege führen nach Rom und sicher auch nach Griechenland. Die meisten Urlauber nutzen dafür das Flugzeug und sind nach rund drei Stunden am Ziel. Der Chemnitzer Student Johannes Riedhausen will die 2.500 Kilometer lange Strecke zu Fuß zurücklegen und dabei nicht nur Länder und Leute kennenlernen.
Vier Tage, bevor Johannes Riedhausen zu Fuß von Chemnitz nach Griechenland aufbrechen will, treffe ich ihn zum Gespräch in einem Chemnitzer Park. Denn wenn er die außergewöhnliche Tour von rund 2.500 Kilometern unter die Füße nehmen will, dann gibt es schon Fragen an den 32 Jahre alten Psychologiestudenten.
Zum Beispiel, was ihn auf eine solche Idee gebracht hat. "Ich bin vor vier Jahren schon ein Stück des Jakobsweges gelaufen. Danach habe ich gedacht, dass es schön wäre, eine längere Strecke zu wandern", erzählt er. Doch das sei während des Studiums wieder in Vergessenheit geraten.
"Es wird eben ein Abenteuer"
Im Winter sei es ihm nicht besonders gut gegangen, sagt Johannes. "Da habe ich beschlossen, nach Griechenland zu laufen, weil mir der Jakobsweg zu überlaufen ist."
Nun ist es soweit, der Rucksack ist gepackt mit dem, was man so brauchen kann, wenn man zu Fuß unterwegs ist: Zelt, Isomatte, Schlafsack, Kochutensilien, Wasser, Wechselsachen, ein Erste-Hilfe-Kit und das elektronische Equipment für Smartphone und Orientierung. "Rund 20 Kilogramm bringt der Rucksack auf die Waage", verrät der Wanderfreund.
"Dadurch, dass ich oft wandere, bin ich schon ganz gut vorbereitet. Ich habe mir einfach überlegt, welches Gelände und welche Witterung mich erwarten. Wie mach ich das mit Essen und Schlafen." Alles könne man aber nicht planen. "Es wird eben ein Abenteuer."
Ich will mich nicht unter Druck setzen. Und wenn mir jemand etwas anbietet, will ich auch nicht nein sagen müssen, weil mir ein Plan im Nacken sitzt.
Zehn Euro pro Tag in der Reisekasse
Johannes will mit zehn Euro pro Tag auskommen. "Als Student habe ich natürlich nur ein begrenztes Budget. Da sind die zehn Euro für das Essen eben drin." Er werde versuchen, im Zelt zu übernachten und sich vielleicht mal eine Unterkunft zusammenzusparen.
Einen genauen Reiseplan hat er nicht. "Ich will mich nicht unter Druck setzen. Und wenn mir jemand etwas anbietet, will ich auch nicht nein sagen müssen, weil mir ein Plan im Nacken sitzt. Ich will alles genießen können."
Neue Geschichten und Einsamkeit
Das Wandern hat für Johannes auch einen ganz anderen Effekt. "Gerade Menschen und andere Kulturen kennenzulernen, das interessiert mich schon sehr." Besonders gespannt sei er auf Albanien oder Montenegro. "In Dokumentationen habe ich gesehen, wie hilfsbereit und freundlich die Menschen eigentlich überall sind. Das einmal selbst zu erleben und die Geschichten der Menschen zu hören, ist mir sehr wichtig bei dieser Reise."
Trotzdem sei ihm bewusst, dass es auch einsam sein werde unterwegs. "Familie und Freunde sind eben hier. Und mit Menschen, die ich kennenlernen werde, kann ich ja nicht über meine privaten Dinge reden. Das wird psychisch schon eine Herausforderung, mich da durchzubeißen."
Das wird psychisch schon eine Herausforderung, mich da durchzubeißen.
Apropos zu Fuß: Barfußschuhe statt Wanderstiefel
Johannes' Wanderschuhe sind anders als erwartet. Er will mit Barfußschuhen ans Ziel kommen. "Ich habe schon sehr teure Wanderschuhe probiert, aber das ist mir nicht bekommen." Er habe wochenlang Schmerzen gehabt damit. "Mit den leichten Schuhen komme ich sehr gut zurecht. Dass das eine Paar durchhält bis Griechenland, glaube ich allerdings nicht."
Laufen und Spenden sammeln
Johannes will seine Reise natürlich mit anderen teilen, unter dem Handle @strohhutjohannes Eindrücke und Erlebnisse auf Instagram veröffentlichen. "Gleichzeitig sammle ich Spenden für ein Naturschutzprojekt des Vereins 'Mission Erde'. Er setzt sich unter anderem für Umweltschutz und Wildtierschutz ein." Er werde auf seinem Weg da sicher auch nicht nur schöne Dinge sehen. "Die Welt ist nicht immer gut. Es ist wichtig, das zu wissen und sich damit auseinanderzusetzen. Dann kann man Lösungen finden."
Familie und Freunde wünschen gute Reise
Und dann wird es wirklich ernst. Sonntag Punkt 12 Uhr startet Johannes ins Abenteuer. Verabschiedet wird er auf dem Chemnitzer Marktplatz von seiner Familie und Freunden. "Ich bin eigentlich gar nicht so aufgeregt. Vielleicht, weil ich mir die Dimension der Reise noch gar nicht richtig vorstellen kann. Ich lauf jetzt los, fertig!", sagt Johannes kurz vor dem Start.
Bei Mutter Simone siehts da schon ein wenig anders aus: "Mir gehts nicht so gut. Als Mutter macht man sich ja schon seine Sorgen, was alles passieren kann. Auf der anderen Seite find ich es gut, dass er das macht. Wir haben ja auch verrückte Sachen gemacht als wir jung waren."
Ich find ich es gut, dass er er sich einer solchen Herausforderung stellt. Wir haben ja auch verrückte Sachen gemacht als wir jung waren.
Sie finde es gut, dass sich ihr Sohn einer solchen Herausforderung stelle. Und Josefin, die Schwester des Globetrotters fügt hinzu: "Ich drück ihm die Daumen. Wir sind ja in ständigem Kontakt. Ich habe meiner Mutter sogar die Instagramm-App aufs Handy installiert, damit sie auf dem Laufenden bleibt". Josefin findet die Idee ihres Bruders gut: "Wenn er sich das in den Kopf gesetzt hat dann find ich das cool und unterstütze ihn."
Abstecher in die zweite Europäische Kulturhauptstadt
Eine exakte Tour hat Johannes nicht geplant. Nur ein paar Orte, die er auf jeden Fall mitnehmen will. Zum Beispiel Nova Gorica. Die Stadt in Slowenien ist nämlich in diesem Jahr neben Chemnitz die zweite Europäische Kulturhauptstadt. "Ich möchte dort ein kleines Mitbringsel aus Chemnitz übergeben und für die Freundschaft zwischen unseren beiden Städten werben", sagt Johannes. Ankunft in Griechenland wird irgendwann im August oder September sein, je nachdem, wohin ihn seine Füße vorher tragen.
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Chemnitz | 10. April 2025 | 15:30 Uhr