Jugendforum Ideen, die Erwachsene nicht haben: Kinder und Jugendliche machen Politik in der Altmark

24. Oktober 2024, 16:25 Uhr

Beim "Jugendforum im Altmarkkreis" lernen Kinder und Jugendliche: Wie funktioniert Politik, warum sind Mehrheiten wichtig? Im Politik-Projekt setzen sich junge Leute für ihre Ideen ein – zum Beispiel Busverbindungen für mehr Freiheit. Sie lernen dabei, demokratisch zu arbeiten. Die "Großen" hören zu und erfahren, was die Kinder und Jugendlichen bewegt.

Eine blonde Frau mit Brille
Bildrechte: Carina Emig

Altmärkerin Hannah Paasch sucht mit Gleichgesinnten nach Lösungen für ein Thema, dass sie täglich beschäftigt: Denn um selbständig von A nach B zu kommen, ist die 15-Jährige abhängig vom öffentlichen Nahverkehr im Altmarkkreis. Hannah findet ihn ausbaufähig.

Sie stört daran: "dass die Busse überfüllt sind, sich verspäten, es keine direkten Verbindungen gibt, um an bestimmte Orte zu gelangen und auch, dass Haltestellen vergessen werden." Das wünscht sich Hannah, um Freunde zu treffen, unabhängig zu werden und nicht immer die Eltern fragen zu müssen.

Schülerin Hannah Paasch
Die 15 Jahre alte Schülerin Hannah Paasch beschäftigt vor allem das Thema Mobilität im ländlichen Raum. Bildrechte: MDR/Carina Emig

Schülerin: "Von vielen kleineren Orten fahren keine Busse"

Die Schülerin wohnt in einem kleinen Ortsteil von Klötze und kennt damit das Problem, das viele Kids im Altmarkkreis an den Busverbindungen ärgert. "Von vielen kleineren Orten fahren halt keine Busse. Auch Richtung Salzwedel oder Wolfsburg, wo ja Jugendliche gerne hingehen, weil man da shoppen kann", erklärt die Hannah. Sie findet, bislang werden Kinder und Jugendliche im Altmarkkreis mit ihren Belangen nicht richtig gesehen.

Mehr Mobilität, mehr Jugendtreffpunkte, mehr Umweltprojekte

Insgesamt gibt es im Altmarkkreis mehrere Jugendforen. Die Kernthemen sind überall gleich: Mehr Mobilität, mehr Jugendtreffpunkte, mehr Veranstaltungen speziell für junge Leute und mehr Umweltprojekte wünscht sich der altmärkische Nachwuchs. Jugendforumsleiter Maik Peyko erklärt das Prinzip des Jugendforums: Sie durften meckern, schimpfen, was finden sie alles blöd in der Gemeinde.

Und dann haben sie aber nicht nur gemeckert, sondern sie haben tolle Ideen daraus entwickelt. Also was kann man verändern und verbessern? Diese tollen Ideen und Verbesserungsvorschläge präsentierten die Jungen und Mädchen dann am Ende des Tages dem Klötzer Bürgermeister und seinen Stadträten.

Jugendliche an einem Tisch
Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten gemeinsam Ideen für ihren Orte. Bildrechte: MDR/Carina Emig

Pädagoge: Den Kindern einfach mal zuhören

Stichwort Bürgerbeteiligung: Als Pädagoge weiß Maik Peyko, wie wichtig Jugendforen, auch Jugendräte oder Jugendbeiräte genannt, für die jungen Leute sind.

Wir vergessen oft, dass Kinder und Jugendliche auch Bürger und Bürgerinnen sind.

Maik Peyko Leiter des Jugendforums

"Wir vergessen oft, dass Kinder und Jugendliche auch Bürger und Bürgerinnen sind. Deshalb ist ein Jugendforum dafür da, einfach Kinder und Jugendliche frühzeitig zu beteiligen. Und gar nicht mit einem Ergebnis gleich, sondern einfach mal zuzuhören", sagt Peyko. Zudem sei Jugendbeteiligung gesetzlich vorgeschrieben, Kommunen und Gemeinden seien daher verpflichtet sie durchzuführen.

Maik Peyko kniet zwischen mehreren Kindern 5 min
Bildrechte: MDR/Carina Emig

Alexander Kleine: jüngster Bürgermeister Sachsen-Anhalts

Köpfe zusammenstecken, Plakate malen, Lösungen finden und visualisieren. Erwachsene brauchen für Ergebnisse oft sehr lange. Aber Hannah und Co fallen ganz schnell ganz viele Lösungen ein. Das verblüfft sogar den Bürgermeister Alexander Kleine.

Es seien ganz viele Themen, über die wir als Erwachsene uns ewig den Kopf zerbrechen. Dafür gebe es ganz tolle und einfache Lösungen. "Man muss einfach nur die Kinder fragen." Und Kleine kennt viele Problematiken noch aus seiner eigenen Jugendzeit. Mit 28 Jahren ist die nämlich noch gar nicht so lange her. Aktuell gilt Kleine als jüngster Bürgermeister Sachsen-Anhalts.

Während der Präsentationen haben das Klötzer Stadtoberhaupt und die 20 Stadträte, die ebenfalls gekommen sind, dann Sprechverbot. Erst danach steht der Bürgermeister Rede und Antwort. Schülerin Hannah Paasch ist mit dem Ergebnis erstmal zufrieden: "Uns war auch die Meinung vom Bürgermeister wichtig und es waren auch viele Leute da. Uns hat es gefallen, dass er auch eine Rückmeldung gegeben hat und wir denken, wir haben genug gehört und haben auch was erreicht."

DIe Stadträte von Klötze besuchen ein Kinder- und Jugendforum zur Stärkung der Demokratie
Die Stadträte von Klötze haben das Kinder- und Jugendforum in Kusey zur Stärkung der Demokratie besucht. Bildrechte: MDR/Carina Emig

Hannah will wissen, wie es weitergeht

Aber sie will natürlich auch wissen, wie es jetzt weitergeht. "Geplant ist, dass wir für das nächste Jahr auch Geld für genau die Kinder- und Jugendprojekte bereitstellen, die heute hier als Ergebnisse rausgekommen sind." Eine Party speziell für Jugendliche sei das zum Beispiel, aber auch die Klötzer Kinder- und Jugendarbeit in einer mobilen Variante anbieten zu können, verspricht der Bürgermeister.

Das alles klingt erst einmal gut in den Ohren von Hannah Paasch und ihren Mitstreitern. Aber die Kinder und Jugendlichen haben beim Jugendforum auch gelernt, dass sie an ihren Themen dranbleiben müssen – und das wollen und werden sie auch tun.

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MDR (Carina Emig, Susanne Ahrens)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 20. Oktober 2024 | 12:00 Uhr

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