Vorschlag von Aktivistin "Fühle mich nicht ernst genommen": Jugendprojekt für Balkonkraftwerke abgelehnt
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Von Laura Sinem Hönes, MDR SACHSEN-ANHALT
28. November 2023, 20:52 Uhr
Steckerfertige Solaranlagen auf Balkonen und Terrassen werden immer beliebter. In manchen Bundesländern gibt es Zuschüsse für Menschen, die sich ein solches Balkonkraftwerk anschaffen – in Sachsen-Anhalt nicht. Eine junge Studentin wollte das ändern. Doch ihr Vorschlag wurde abgelehnt und kritisiert. Die junge Frau fragt sich, wie sich junge Menschen dann in Politik einbringen sollen.
- Das Projekt "Jugend Macht Zukunft" fordert vom Land Sachsen-Anhalt, junge Menschen finanziell zu unterstützen, wenn sie sich ein Balkonkraftwerk anschaffen.
- Im zuständigen Landtagsausschuss wurde die Forderung abgelehnt und zum Teil scharf kritisiert. Die Ideengeberin ist resigniert.
- Während in Sachsen eine Förderung von Photovoltaik-Anlagen beschlossen wurde, gibt es in Sachsen-Anhalt kein eigenes Förderprogramm.
Die Studentin Annemarie Bode engagiert sich schon lange ehrenamtlich bei dem Projekt "Jugend Macht Zukunft" des Kinder- und Jugendrings Sachsen-Anhalt. Heranwachsenden wird hier die Möglichkeit geboten, durch eigene Ideen und Vorschläge selber aktiv zu werden und konkret für ihre Projekte einzutreten.
Aktivistin will Balkonkraftwerk-Förderung in Sachsen-Anhalt
So hat es auch die junge Aktivistin Annemarie Bode getan. Ihre Forderung an die Landespolitik: einmalig 400 Euro Zuschuss für die Anschaffung von Balkonkraftwerken für Menschen bis 27 Jahre. Für eine Stückzahl von insgesamt 5.000 Solaranlagen wollte sie das geltend machen. Insgesamt war also von einer Fördersumme von zwei Millionen Euro die Rede.
Bode erzählt im Gespräch mit MDR SACHSEN-ANHALT, dass Nachhaltigkeit und erneuerbare Energien momentan ein brennendes Thema für die junge Generation seien, zuletzt auch aufgrund der explodierten Strompreise. "Balkonkraftwerke sind die einfachste Möglichkeit, damit junge Menschen sich selber Strom produzieren können, weil sie ganz normal mit einer Außensteckdose angeschlossen werden können", sagt sie.
Was ist ein Balkonkraftwerk?
- Ein Balkonkraftwerk besteht aus kleinen Solarmodulen, die auf dem Balkon angebracht werden können.
- Nach der Montage werden diese per Steckdose mit dem Stromnetz verbunden.
- Trifft Sonne auf die Anlage, wird Energie erzeugt, die direkt ins Hausnetz fließt. Die angeschlossenen Geräte ziehen zuerst den vom Balkonkraftwerk erzeugten Strom, dadurch verbrauchen Haushalte weniger vom Strom des Energieversorgers aus der Leitung.
Die junge Aktivistin erklärt, dass eine Photovoltaik-Anlage im Durchschnitt ungefähr 800 Euro koste. Eine finanzielle Förderung dieser Anlagen durch die Landesregierung rentiert sich ihrer Berechnung nach bereits nach etwa zwei bis drei Jahren.
Umweltausschuss weist Jugendprojekt für Balkonkraftwerke ab
Im Juli vergangenen Jahres wurde das Projekt bereits auf dem Zukunfts- und Klimaschutzkongress des Ministeriums für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz vorgestellt. Durch einen Selbstbefassungsantrag der Fraktion Die Linke wurde dies daraufhin im Februar 2023 im zuständigen Umweltausschuss aufgerufen. Ziel sei es dabei gewesen, den jungen Menschen die Möglichkeit zu bieten, sich und ihre Position vorzustellen und mit den Ausschussmitgliedern ins Gespräch zu kommen.
Das Anliegen des Projektes "Jugend Macht Zukunft" ist allerdings nicht auf Gehör gestoßen.
Insbesondere aus den Reihen der CDU-Fraktion wurde heftige Kritik laut. Laut dem Landtagsabgeordneten der CDU-Fraktion, Alexander Räuscher, kommt die junge Generation mit einer ungerechtfertigten Anspruchshaltung. "Mich hätte es vollkommen überzeugt, wenn man sagt, wir haben da Wünsche, wir haben auch Forderungen, wobei das Wort schon keck ist. Es ist mir in dem Moment zu keck, wenn eben null kommt, was geleistet wird."
Eine solche Unterstützung für einen eingeschränkten Empfängerkreis [...] würde andere Bürgerinnen und Bürger benachteiligen.
Auch das SPD-geführte Umweltministerium hat den Vorschlag des Projektes "Jugend Macht Zukunft" abgelehnt. Auf Nachfrage von MDR SACHSEN-ANHALT erklärt der zuständige Pressesprecher: "Eine solche Unterstützung für einen eingeschränkten Empfängerkreis wäre einerseits sehr aufwendig und würde andererseits andere Bürgerinnen und Bürger benachteiligen." Die seit Jahresbeginn greifende Streichung der Umsatzsteuer ist laut Umweltministerium genug Anreiz für den Kauf von Photovoltaik-Anlagen.
Reaktionen der Politik für junge Aktivistin unverständlich
Einige der Aussagen, die der jungen Frau im Ausschuss entgegengebracht wurden, seien immer noch in ihrem Gedächtnis, sagt Annemarie Bode. Für sie sei nicht klar, wie die Einbringung junger Menschen in die Politik auf diese Weise funktionieren soll. Insbesondere den Umgangston der Politiker mit ihr als junge Person, die ein Projekt mit konkreten Ideen zum Umweltschutz vorstellt, könne sie nicht nachvollziehen.
"Wenn junge Menschen sich dann doch engagieren und wirklich ehrenamtlich etwas machen und dann so eine Aussage kommt, dann fühlt man sich nicht ernstgenommen." Dies sei kein gutes Zeichen für die Politik in Sachsen-Anhalt, findet Bode.
Wenn junge Menschen sich dann doch engagieren und wirklich ehrenamtlich etwas machen und dann so eine Aussage kommt, dann fühlt man sich nicht ernstgenommen.
Förderung für Balkonkraftwerke in Sachsen beschlossen
Ende August wurde im Nachbarland Sachsen der finanzielle Zuschuss von 300 Euro für etwa 20.000 Balkonkraftwerke beschlossen. Anders als die Forderung des Projektes von "Jugend Macht Zukunft", richtet sich dies sogar an alle Haushalte im Land. In Sachsen-Anhalt hingegen gibt es kein eigenes Förderprogramm. Weder für alle Haushalte wie in Sachsen noch für junge Menschen unter 27, wie Annemarie Bode zusammen mit dem Projekt forderte.
Das Thema bei FAKT IST! aus Magdeburg
Faul, anspruchsvoll und egoistisch sei sie, die Jugend, ohne bisher etwas geleistet zu haben. So lautet ein gängiges Vorurteil der Älteren. Die wiederum gelten für die Jungen oft als konservativ bis reaktionär, sie hingen an ihren Besitzständen und gönnten der Jugend ihre Freiheit nicht. Solche und noch ganz andere Vorurteile haben sich längst in den Generationen verfestigt. Vorwürfe werden gemacht, zugehört wird wenig, noch seltener geredet. Das ändert sich mit dem Bürgertalk bei "FAKT IST!" aus Magdeburg.
Am Montag, 27. November, diskutieren unter anderem der Generationenforscher Rüdiger Maas, die Schülerin Hannah Kleiner, der FDP-Landtagsabgeordnete Konstantin Pott und die sächsische Staatsministerin für Gleichstellung, Katja Meier (Grüne), bei FAKT IST! aus Magdeburg – im Livestream auf MDR.de und ab 22:10 Uhr im MDR-Fernsehen.
MDR (Laura Sinem Hönes) | Erstmals veröffentlicht am 27.11.2023
Dieses Thema im Programm: FAKT IST! aus Magdeburg | 27. November 2023 | 22:10 Uhr
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