85. Geburtstag Feininger-Museum Quedlinburg ehrt Pop-Art-Künstler Hans Ticha
Hauptinhalt
12. April 2025, 03:00 Uhr
In Quedlinburg zeigt das Museum Lyonel Feininger ab Samstag eine umfassende Ausstellung zu Hans Ticha. Dieses Jahr wird der Künstler 85 Jahre alt. In DDR-Zeiten schuf der Grafiker Illustrationen für Bücher, die sich ins kulturelle Gedächtnis eingeschrieben. Seine Kunst ist vom Bauhaus inspririert und erinnert an Pop-Art, seine Bilder sind geprägt von starken Farben und klaren Formen.
- Das Museum Lyonel Feininger zeigt ab Samstag eine Ausstellung zu Werken von Hans Ticha, darunter auch seine DDR-Kritik.
- Tichas auffälliger Stil ist von Bauhaus und Pop Art inspiriert und dennoch eigenständig.
- In der Ausstellung sind Werke aus DDR-Zeiten, aber auch aktuelle Arbeiten zu sehen.
Eine rote Kugel, mit riesigen Händen, darüber schwebt der kleine runde Kopf: "Der Klatscher" ist eines der bekanntesten Gemälde von Hans Ticha, er hat ihn in den verschiedensten Varianten und Farben gemalt, als ironischen Kommentar zu den Ja-Sagern im sozialistischen DDR-Staat.
Quedlinburg ehrt einzigartigen Künstler
Adina Rösch, Direktorin des Museums Lyonel Feininger bezeichnet das Bild als Tichas "Hauptmotiv" und erklärt die Entstehung: "Er hat eine Weile am Prenzlauer Berg gelebt, eine Wohnung gehabt, und da hatte man in der Nähe die großen Paraden, wo man zu DDR-Zeiten alles ein bisschen unkritisch beklatscht hat und auch beklatschen musste." In dieser Zeit sei die Idee zum Bild entstanden.
Er lässt sich nicht in eine Schublade schieben. Er ist ein eigenständiger Künstler, mit einem sehr eigenständigen Werk, was seinesgleichen sucht.
Anklänge von Pop Art und Bauhaus
In der DDR wurde Ticha, der an der Kunsthochschule Berlin Weissensee studierte, ab 1970 Freischaffender Künstler war und sich vor allem als Buchillustrator einen Namen machte, mit einer klaren, fast plakativen Bildsprache bekannt. Seine überzeichneten, in leuchtenden Farben gemalten Figuren, bestehen oft aus geometrischen Formen. Seine liebste ist, wie beim Klatscher oder den Hoch-Rufern, die "Kugel". Ironisch wurde der heute 84-Jährige auch als "Kugelist" bezeichnet.
Ticha lasse sich nicht in eine Schublade schieben, stellt Museumsdirektorin Rösch fest. Man erkenne Anklänge von Pop Art, Einflüsse vom Bauhaus oder von Vorbildern wie dem russischen Maler El Lissitzky und dem französischen Maler Fernand Léger. "Aber er entwickelt sich darüber hinaus", betont Rösch. Ticha sei ein eigenständiger Künstler, mit einem sehr eigenständigen Werk, was seinesgleichen suche.
Ausstellung zeigt Werke von Frauenbildern bis Politik
Adina Rösch hat die Ausstellung zum 85. Geburtstag von Hans Ticha nicht chronologisch, sondern thematisch geordnet. Zu sehen sind Grafiken, Gemälde und Collagen, zu den Themenkomplexen: Mensch und Maschine, Musik, Sport, Politik und Frauenbilder.
Etwa eine Serie zu Schlagersängerinnen, mit runden Brüsten und großen Mündern, die ihre Stimme laut nach draußen tragen. Oder seine Frisiersalon-Bilder, Köpfe mit Lockenwicklern, auch hier wieder die Kreisform. Seinen Motiven ist Ticha über die Jahre treu geblieben. Malt und zeichnet er zu Beginn noch sehr gegenständlich, werden seine Bilder mit der Zeit immer abstrakter, und sind auf das Wesentliche reduziert.
Er ist wirklich ein sehr versierter Maler und Grafiker.
Buchillustrationen aus dem Gedächtnis der DDR
Direktorin Rösch schwärmt von Tichas Stil: Er sei ein sehr versierter Maler und Grafiker, der sehr präzise seine Motive wähle und auch umsetze. Das kann man auch bei seinen zeitlos wirkenden Buchillustrationen bestaunen, auch sie sind in der Ausstellung vertreten.
Bis heute hat Ticha, der seit der Wende im Maintal bei Frankfurt lebt und arbeitet, über 100 Bücher gestaltet. Schul- und Kinderbücher, auch Werke von Bertolt Brecht, Erich Kästner oder Mascha Kaléko. Viele seiner Illustrationen, da ist sich Adina Rösch sicher, sind tief in der kollektiven Erinnerung verankert, und wecken Gefühle bei denen, die mit seinen Bildern aufgewachsen sind.
Mehr Informationen
"Hans T!cha. Kugel Kegel Körperkult"
12. April bis 8. September 2025
Adresse:
Museum Lyonel Feininger
Schlossberg 11
06484 Quedlinburg
Öffnungszeiten:
Mittwoch bis Montag und Feiertage: 10 bis18 Uhr
Dienstag geschlossen
Eintritt:
9 Euro, ermäßigt 6 Euro
Redaktionelle Bearbeitung: hro, lm
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 12. April 2025 | 12:15 Uhr