Passage 13 in Halle-Neustadt
Im soziokulturellen Zentrum "Passage 13" koordiniert Olaf Brandt das Smart City Projekt. Bildrechte: Passage 13

Interview Wie die Smart-City-Idee Halle-Neustadt voranbringen kann

12. Juli 2024, 15:43 Uhr

Olaf Brandt arbeitet bei der Kulturbühne Neustadt. Er koordiniert außerdem das Smart City Projekt am soziokulturellen Zentrum "Passage 13" in Halle-Neustadt. Dabei geht es um Jugendbildung, Maker-Space und Coworking. Eine Chance für den ganzen Stadtteil, sagt Brandt.

Ein großer Mann mit Locken und Brille steht vor einer Betonwand.
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Olaf Brandt arbeitet seit 2018 in Halle-Neustadt. Das soziokulturelle Zentrum "Passage 13" liegt mitten in der Fußgängerzone und vergrößert sich demnächst von 300 auf 500 Quadratmeter. Die Stadt Halle fördert das Ganze aus dem 15-Millionen-Euro-Smart-City-Topf des Bundes. Dort sollen ein digitales Bildungszentrum, ein Co-Working-Space, ein Maker-Space und eine mobile Maker-Werkstatt entstehen. Im Mittelpunkt von allem aber stehen: Jugendliche von 15 bis 25 Jahre. Im Interview erzählt Olaf Brandt, wie Smart City Ideen Halle-Neustadt voranbringen können.

Was sind Eure Ideen für das Smart City Projekt in Halle-Neustadt?

Olaf Brandt: Wir haben uns auf eine Ausschreibung im Bereich Bildung beworben. Und wir bauen ein digitales Bildungszentrum in unserem Kulturzentrum in Halle-Neustadt auf. Wir sind ja in der Fußgängerzone von Halle-Neustadt sehr zentral erreichbar und wollen die Zugangsmöglichkeiten zu digitaler Bildung in einem sozial benachteiligten Stadtteil verbessern.

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Wie genau?

Wir wollen einen Seminarraum aufbauen, wo es dann ständig Kurse für Jugendliche gibt. Wir werden einen Medienraum einrichten, wo Jugendliche selbstständig Aufnahmen machen, Filme oder Audio schneiden können. Wir wollen auch einen Maker-Space haben mit einer größeren Werkstatt, wo es wöchentlich Maker- oder Reparatur-Treffen geben solle. Das soll den gesamten Stadtteil mitnehmen. Wir wollen Halle-Neustadt ein bisschen in Bewegung bringen. Aus unseren bisherigen Erfahrungen funktioniert das supergut, weil bei junge Menschen und digitalen Technologien Eigendynamik und Eigeninteresse zusammenfallen. Das Bemerkenswerte bei digitaler Bildung ist ja: Ich brauche die Lehrkraft weniger. Was ich brauche, ist, dass mein Interesse mit anderen Jugendlichen geleitet wird.

Passage 13 in Halle-Neustadt
Idee aus der "Passage 13": Digitallotsen ausgebilden, die den Streit zwischen Mensch und Technik schlichten können. Bildrechte: Passage 13

Und das alles gibt es nur für Kinder und Jugendliche?

Grundsätzlich schon. Aber wo es sich anbietet, dürfen Erwachsenen natürlich auch kommen. Wenn sie sonnabends mit ihrem Laptop zum Reparatur-Treffen kommen – dann ist es vielleicht ein Jugendlicher, der das repariert. Das kann auf jeden Fall passieren. Wir wollen die Eigeninitiative von Jugendlichen aufgreifen, damit sie selbst aktiv sind.

Auch ein Co-Working-Space ist geplant – ein Ort, an dem Menschen Büro-Arbeiten erledigen können. Wie soll das aussehen?

Menschen, die in Halle-Neustadt wohnen, können zu uns kommen, wenn sie einen Büroplatz benötigen. Sie kriegen dann eine Rechnung gestellt und können die ganze digitale Infrastruktur nutzen: Rechner, Scanner, Drucker – alles kann gebucht werden.

Gibt es noch weitere Idee?

Wir haben das Format "Digital-Lotsen" entwickelt. Dafür suchen wir technikaffine Jugendliche, die mehr oder genauso viel wissen wie Lehrkräfte. Und die Jugendlichen werden dann quasi Streitschlichter zwischen Mensch und Technik, um Lehrkräften und Schülern zu helfen. Eine wichtige Aufgabe in der Sekundarstufe. Das wollen wir jetzt an fünf Schulen machen.

Passage 13 in Halle-Neustadt
Olaf Brandt: "Für Jugendliche kann das Digitale kann ein Türöffner sein" Bildrechte: Passage 13

Bringt den Schülerinnen und Schüler das etwas für die Schule?

In unserem ganzen Projekt geht es darum, auch Zertifikate für Fähigkeiten und Kenntnisse zu bekommen. Das soll dann auch in die Schulen mit einfließen. Außerdem vermitteln wir Praktika in andere Stadtteile von Halle. Das ist immer eine kleine Hürde für junge Menschen aus Halle-Neustadt.

Können solche Smart City Ideen aus der Bildung helfen, Probleme in Halle-Neustadt zu lösen?

Ich glaube, die digitale Welt kann sehr viele Verbindungen schaffen, um Jugendliche zusammenzubringen. Das Digitale kann ein Türöffner sein, denn damit ist sehr viel Kommunikation möglich. Jugendliche, die darüber ganz viel Wissen haben, aber vielleicht Defizite in der deutschen Sprache haben, können so auf die Überholspur gehen.

Und jetzt geht ihr als erstes Technik kaufen?

Naja, wir richten das Bildungszentrum ein. Aber es gibt nicht endlos Geld. Wir wollen Qualität liefern. Das hat der Stadtteil verdient. Und wir freuen uns auch immer über Spenden von Unternehmen oder andere Förderprogrammen.

Wie viele Mitarbeiter habt ihr im Projekt? Welche Jobs sind noch offen?

Wir werden etwa sechs Mitarbeiter sein. Die meisten Leute haben wir schon. Wir suchen gerade noch eine Person als digitale Werkstattleitung, die die Kurse im digitalen Raum macht und die ganze Technik betreuen soll.

Die Eröffnung ist am 31. Oktober. Geld gibt es bis Ende 2026. Was wünscht ihr euch? Was soll am Ende wirklich bleiben?

Ich hoffe, es bleibt unglaublich viel. Denn die Jugendliche werden ja Multiplikatoren und bilden andere Jugendliche fort. Ich glaube, dass wir viele Partner bekommen, die Halle-Neustadt als Betätigungsfeld entdecken. Das wird bleiben. Halle-Neustadt entwickelt sich insgesamt weiter und bekommt ja einen Stadtteil-Campus mit drei Schulen. Da sind wir gern bereit, unsere Expertise mit einzubringen.

Bildung und Jugendarbeit – was hat das eigentlich mit Smart City zu tun?

Ich nehme Smart City auch als kluge Stadtplanung wahr. Unser Ansatz ist, dass wir kluge Formate entwickeln, um digitale Kompetenzen zu erlernen und selbst weiterzugeben. Das ist als Smart City Idee einmalig in Deutschland, glaube ich.

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MDR (Marcel Roth)

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