UNESCO-Welterbe So bereitet sich das Gartenreich Dessau-Wörlitz auf den Klimawandel vor
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28. September 2024, 03:00 Uhr
Beim "Aktionstag Klimawandel in historischen Gärten" rücken am 28. September bundesweit Garten- und Parkanlagen in den Mittelpunkt. Auch im Gartenreich Dessau-Wörlitz wird bei einem Rundgang erläutert, wie die 142 Quadratkilometer große Welterbefläche vor den Auswirkungen des Klimawandels geschützt werden kann.
- Das Gartenreich Dessau-Wörlitz bereitet sich darauf vor, mit großen Hitzeereignissen umzugehen.
- Hochwasser ist üblich in der Elbauenlandschaft, kann die historische Landschaft aber auch gefährden.
- Beim Aktionstag zum Klimawandel am 28. September informiert das Gartenreich Dessau-Wörlitz über Herausforderungen und Lösungen.
Das Gartenreich Dessau-Wörlitz bereitet sich intensiv auf die Auswirkungen des Klimawandels vor. Im November 2020 hat der Bund Fördermittel in Höhe von 2,7 Millionen Euro freigeben. Damit soll das rund 142 Quadratkilometer große UNESCO-Welterbe geschützt werden. Seitdem es im Dezember 2021 den Zuwendungsbescheid gab, beschäftigt sich vor allem der Leiter der Abteilung Gärten und Gewässer, Michael Keller, mit der Planung der Maßnahmen. Wie er im Gespräch mit MDR KULTUR erläutert, sollen sie im kommenden Jahr umgesetzt werden.
Hitze und Dürre greifen den Wörlitzer Park an
Bei einem Spaziergang durch den Wörlitzer Park erzählt Michael Keller von den Spuren, die Dürreperioden in dem historischen Park hinterlassen haben. Als Beispiel nennt er die Trockenzeit im Sommer 2018. Damals waren die Flussläufe im Wörlitzer Park komplett ausgetrocknet. Die Dürre hatte das Flechtwerk freigelegt, das eigentlich als Schutz der Uferlinie dienen soll. Nicht mehr vom Wasser eingeschlossen, war das Flechtwerk der Luft ausgesetzt und begann zu verrotten. Um in Trockenzeiten einen geringen Wasserzufluss auszugleichen, sollen nun Stausysteme installiert werden, um so das Wasser im Park zu halten. Zudem soll das Flechtwerk grundsätzlich saniert werden.
Ein weiterer Aspekt ist die Auswirkung von Trockenperioden auf den Gehölzbestand des Welterbes. Dabei sollen Langzeitbeobachtungen – auch in Zusammenarbeit mit der Wissenschaft – helfen, Pflanzen zu kultivieren, die resistenter sind. "Können wir bestimmte Gehölzarten, die jetzt vielleicht besonders vom Klimawandel betroffen sind, in Zukunft mit bestimmten gärtnerischen Techniken doch dauerhafter erhalten als wir das heute denken?", fragt Michael Keller.
In Wörlitz wird deswegen auch darüber nachgedacht, eine eigene Baumschule zu installieren. Dort könnten Triebe von Pflanzen wachsen, die unter besonders widrigen Bedingungen standhaft bleiben. Idealerweise wären das zum Beispiel Triebe der Stileiche, die ohnehin schon im Park heimisch ist, so Michael Keller.
Können wir bestimmte Gehölzarten, die jetzt vielleicht besonders vom Klimawandel betroffen sind, in Zukunft mit bestimmten gärtnerischen Techniken doch dauerhafter erhalten als wir das heute denken?
Umgang mit Hochwasser an der Elbe
Grundsätzlich müsse man sich vergegenwärtigen, dass in der Elbauenlandschaft eine gewisse Überflutung zur Landschaft dazugehöre, so Keller. Diese Art von Überflutung sei häufig unkalkulierbar, in sehr unterschiedlichen Höhen, unterschiedlichen Intensitäten und vor allen Dingen auch zu unterschiedlichen Zeiten im Jahresverlauf.
So auch im September 2024, als Hochwasser in der Elbauenlandschaft nord-östlichlich des Wörlitzer Parks aufläuft. Dabei handelte es sich um Hochwasser, das von der Elbe aus Dresden, Tschechien und Polen angekommen ist. Dieses Hochwasser habe noch eine annehmbare Höhe, so der Welterbe-Gärtner. Um dennoch für außergewöhnliche Hochwasserereignisse gewappnet zu sein, ist der Schutzdamm des Wörlitzer Parks bereits durch eine Betonschicht gestärkt worden.
Außergewöhnliche Witterungsereignisse sind häufiger
Michael Keller beobachtet aber auch, dass sich die Zyklen verkürzen, in denen außergewöhnliche Witterungsereignisse stattfinden. Neben Dürre oder Hochwasser nennt er auch Stürme und Hagel. "Wir erleben, dass wir schneller einschreiten müssen, schneller in die Erneuerung gehen müssen und das bedeutet natürlich, es verändern sich Arbeitsprozesse, die man früher gemacht hat um ein bestimmtes Parkbild zu erhalten", so Keller weiter.
Dabei handle es sich um Arbeiten, wie Sichtfenster freizuschneiden oder Bodendecker am Wegesrand abzuschneiden. "Das müssen wir zurückstellen, weil es eben existenziell wichtigere Arbeiten gibt, die wir stattdessen mit unseren Kapazitäten ausführen müssen", konstatiert der Abteilungsleiter. Für ihn ist im Umgang mit den Folgen des Klimwandels die Frage essentiell: Wie kann man es schaffen, die Zyklen der Instandsetzungen zu verlängern?
Aktionstag zum Klimawandel
Wer mehr über Herausforderungen und Lösungen erfahren will, die das Gartenreich Dessau-Wörlitz zu bewältigen hat, kann am Samstag, den 28. September um 14 Uhr an einer Fachführung durch die Parkanlagen in Wörlitz teilnehmen. Dabei soll es um die sichtbaren Auswirkungen sich verändernder klimatischer Rahmenbedingungen, aber auch um weniger auffallende und dennoch wesentliche Wirkungen gehen, wie es in einer Ankündigung heißt. Diese Entwicklungen stellten besondere Anforderungen an die Pflege der Parkanlage.
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | MDR KULTUR am Abend | 27. September 2024 | 18:20 Uhr