Das Schloss im Muskauer Fürst-Pückler-Park, Luftaufnahme.
Um den Muskauer Park als grünes Kulturerbe zu bewahren, betreibt die Parkverwaltung hohen Aufwand. So wurde für eine sechsstellige Summe die Maschinenausstattung für die Parkgärtner verbessert. Bildrechte: picture alliance/dpa | Robert Michael

Pückler-Pakr Mit Kompost, Pflanzenkohle und einer neuen Generation Bäume gegen Klimafolgen

21. Juni 2024, 17:23 Uhr

Wassermangel und Schädlinge setzen historischen Gartenanlagen wie dem Muskauer Park zu. In einem Forschungsprojekt wurden bewährte und neue Ideen gesammelt, um die Folgen des Klimawandels abzufangen.

Den Buchen im Fürst Pückler-Park Bad Muskau ist der Stress der letzten Jahre deutlich anzusehen. Vor allem aufgrund der Trockenjahre 2018 bis 2020 sind dutzende Bäume kollabiert und von Schädlingen befallen. Viele der mehr als 250 Jahre alten Buchen wurden bereits entfernt – auch aus Sicherheitsgründen.

Bergpark besonders vom Baumsterben betroffen

Parkdirektor Cord Panning zufolge ist das Phänomen flächendeckend. Der Bergpark sei besonders betroffen. "Hier ist der Bestand an großen alten Buchen sichtlich dezimiert." Er geht davon aus, dass der Park hunderte oder gar tausende Bäume verlieren wird. Früher habe man 30 bis 40 Bäume im Jahr nachgepflanzt. Nun stiegen die Fallzahlen exponentiell.

Daher sind die Muskauer Teil eines Forschungsprojekts der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schlösserverwaltungen (AGDS). Dabei geht es um Strategien zur Klimaanpassung in historischen Gärten. Ziel des Projektses ist, das grüne Kulturerbe für nachfolgende Generationen zu bewahren.

Jana Kretschmer, stellvertretende Gartenmeisterin im Fürst-Pückler-Park, steht an einer mit Zunderschwamm besetzen und umgefallenen Rotbuche.
Eine umgestürzte Rotbuche im Fürst-Pückler-Park Bildrechte: picture alliance/dpa | Robert Michael

Mehr als 80 Lösungsansätze

Dazu wurden seit 2022 Erfahrungen und Lösungsansätze zum Umgang mit dem Klimawandel aus den Parks und Gärten zusammengetragen und um wissenschaftliche Innovationen ergänzt. Jost Albert, der Vorsitzende der Fachgruppe Gärten der AGDS, sieht die Gartenanlagen als Labore. Der Vorteil der staatlich verwalteten Gartendenkmäler: "Wir haben noch eigene Mitarbeiter vor Ort, die in der Lage sind, langfristige Beobachtungen im Garten nachzuvollziehen und zu schauen, welche Maßnahmen funktionieren."

Mehr als 80 Einzelmaßnahmen wurden durch das Projekt gesammelt und in einer Broschüre und auf einer Internetseite so aufbereitet, dass sie auch woanders angewendet werden könnten. Die Maßnahmen reichen von Artenschutz, Wiesen- und Rasenpflege über Mulchen und Kompostierung bis zu Vermehrungstechnik und natürlicher Nachverjüngung.

Erfolgsrezept: ein Maßnahmen-Mix

Parkchef Cord Panning schlussfolgert aus der Sammlung: Es nütze nicht, nur eine Pflanze gegen eine andere zu ersetzen. Es nütze auch nichts, Brunnen zu bohren oder ein kleines Baumschulgelände einzurichten, um eigene Pflanzen zu kultivieren. "Wir müssen alles machen. Alle Stellschrauben müssen von uns gedreht werden können." Das bedeute, den gesamten Komplex Boden-Wasser-Pflanze zu betrachten. Es kommt also auf einen klugen Mix mehrerer Maßnahmen an.

Cord Panning, Geschäftsführer und Parkdirektor der Stiftung «Fürst-Pückler-Park Bad Muskau» steht vor Bäumen.
Der Parkdirektor der Siftung "Fürst-Pückler-Park Bad Muskau" Cord Panning Bildrechte: picture alliance/dpa | Robert Michael

Ein Ansatz: Historische Baumschule im Pückler-Park wiederbeleben

Ein Problem sei jedoch, dass die Parks und Gärten immer mehr gärtnerische Arbeiten an private Fachbetriebe abgegeben haben – aus Kostengründen. Das müsse rückgängig gemacht und die Parkpflege unter dem Dach öffentlichen Gartenverwaltungen neu organisiert werden. So wurden für den Muskauer Park drei Klimagärtner eingestellt. Vorgesehen sei, dass noch zwei weitere dazukommen.

Nach dem Vorbild der Baumschule im Branitzer Park, Pückler nannte sie "Baumuniversität", benötige man in den Gartenanlagen auch wieder eigene Flächen, wo Pflanzen kultiviert werden und mit ihnen experimentiert werden kann, ist Cord Panning überzeugt. In der Geschichte des Muskauer Parks habe es eine solche Baumschule, ein Sichtungsgelände, gegeben. Im 19. Jahrhundert sei dieses Arboretum in Europa führend gewesen. Es liegt heute im polnischen Teil des Parks. "Da haben wir noch sehr viel Potenzial dieses Thema mit den polnischen Kollegen zu beackern", betont Panning.

Bad Muskau Badepark
Um die Wege für Besucher sicher zu halten, mussten im Muskauer Park in den vergangenen Jahren unzählige Bäume gefällt werden. Die Trockenheit hatte ihnen zugesetzt. Bildrechte: Stiftung „Fürst-Pückler-Park Bad Muskau“

Da haben wir noch sehr viel Potenzial dieses Thema mit den polnischen Kollegen zu beackern.

Cord Panning Direktor des Muskauer Pückler-Parks

Die Anpassungskräfte der Natur nutzen

Im Pückler-Park wird auch auf Nachpflanzungen von Sämlingen und Junggehölzen aus eigener Zucht und die Naturverjüngung gesetzt. Panning sprach von einem in Vergessenheit geratenen "Geschenk biologischer Prozessabläufe". "Im Prinzip sagt die absterbende Mutterpflanze zur Tochterpflanze: Mach bitte längere Wurzeln, mache eine dickere Rinde, mach kleinere Blätter, damit nicht so viel verdunstet", erklärt Panning. Mit nur einem Generationssprung könnten so wesentlich widerstandsfähigere Gehölze im Park gedeihen.

Auch technische Innovationen trügen dazu bei, die Herausforderungen des Klimawandels in den Parks in den Griff zu bekommen. So könnte Totholz verschwelt werden. Dabei entsteht Pflanzenkohle, die als Bodendünger eingesetzt werden kann, beschreibt der Parkdirektor. Außerdem erzeuge das Verfahren Wärme, das zum Heizen verwendet werden könnte.

Eine Jungbuche wächst neben dem Baumtorso einer Blutbuche vor dem Schloss im Fürst-Pückler-Park.
Eine Jungbuche wächst neben edem Baumtorso einer Blutbuche. Im Pückler-Park in Bad Muskau setzt man bei den Klimaanpassungen auch auf die Methode der Naturverjüngung. Bildrechte: picture alliance/dpa | Robert Michael

Investitionsbedarf von bis zu 250 Millionen

Doch solche Anpassungsmaßnahmen kosten viel Geld. Die AGDS hat 2022 allein für Deutschlands wichtigste Gartendenkmäler einen Investitionsbedarf von 200 bis 250 Millionen Euro errechnet. Panikmache oder Alarmismus vor den Klimafolgen sei aber die falsche Reaktion, so AGDS-Präsident Bernd Schreiber. Dem stimmt auch der Chef des Muskauer Parks Cord Panning zu: "Ja, wir verlieren alte Bäume, aber schaffen es mit einer neuen Generation von Gehölzen, das historische Bild zu erhalten."

MDR (dpa/mak)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Bautzen | 21. Juni 2024 | 15:30 Uhr

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