Theaterpreis des Bundes 2023 Ehrung für Theaterhaus Jena und Lofft Leipzig

13. September 2023, 15:45 Uhr

Das Theaterhaus Jena und das Lofft aus Leipzig werden mit dem Theaterpreis des Bundes 2023 ausgezeichnet. Mit der Ehrung verbunden sind jeweils 100.000 Euro Dotierung. Laut Kulturstaatsministerin Claudia Roth gelten die beiden Häuser aus Mitteldeutschland als Vorreiter der Theaterlandschaft.

Das Theaterhaus Jena und das Leipziger Lofft erhalten den Theaterpreis des Bundes 2023. Das hat Kulturstaatsministerin Claudia Roth am Mittwoch in einer Pressemitteilung bekannt gegeben. Die Auszeichnung ist für die beiden Häuser mit jeweils 100.000 Euro verbunden und ging ebenfalls an das Chamäleon Theater Berlin. Für den mit 200.000 Euro dotierten Hauptpreis wählte die interdisziplinär besetzte Jury das Ballhaus Naunynstraße in Berlin aus.

Kulturstaatsministerin Claudia Roth lobt Theater aus Jena und Leipzig

Kulturstaatsministerin Claudia Roth lobte die prämierten Häuser laut der Mitteilung für ihr "inklusives, divers aufgestelltes und machtkritisches Arbeiten". Sie seien Vorreiter in der Kulturlandschaft und würden als "Orte des künstlerischen Gesellschaftsexperiments" immer wieder "neue Denkräume in aktuellen Debatten und Möglichkeiten für soziale Begegnung schaffen". Die Ministerin wird den Preis am 11. Oktober auf einer festlichen Gala in Berlin überreichen.

Basisdemokratisches Theater in Jena

Die Jury zeichnete das Theaterhaus Jena in der Kategorie "Stadttheater und Landesbühnen" aus. Zur Begründung hieß es, das Haus öffne sich regelmäßig anderen Orten und gesellschaftlichen Gruppen, "während andere noch über die Möglichkeiten transparenter Trägerschaft, kollektiver Leitung und basisdemokratischer Steuerung diskutieren". Als positives Beispiel nannte die Jury das Stück eines Laiensprechchorprojekts von Jenaer Müttern zum Thema Mutterschaft. Seit 2023 hat auch ein Ensemble-Rat viel Mitspracherechte am Haus.

"Das fühlt sich ganz toll an, dass wahrgenommen wird, dass wir in Jena so etwas Besonderes machen", freut sich die künstlerische Geschäftsführerin Lizzy Timmers. "Und das machen wir in der Tradition von diesem Haus. Es ist ein ganz tolles Haus, das schon lange für innovatives Theater mitten in der Stadt steht – mit und eigentlich für die Leute und manchmal auch von den Leuten." Das Preisgeld soll für zusätzliche Projekte ausgegeben werden, so Timmers, vielleicht auch für eine Produktion mit Menschen aus der Stadt.

Inklusives Produktionshaus in Leipzig

Das Leipziger Theater Lofft wurde in der Sparte "Freie Produktionshäuser" prämiert. Das sächsische Off-Theater stehe für gelebte Weltoffenheit und Inklusion. Es sei damit "einer der prägenden und beispielgebenden Knotenpunkte auf der Mental Map der Freien Darstellenden Künste", begründete die Jury ihre Entscheidung. Sie hob besonders die in den vergangenen Jahren gegründete hauseigene Forward Dance Company hervor, in der "ein mixed-abled-Ensemble von sechs Tänzer*innen mit wechselnden Choreograph*innen zusammenarbeitet".

Mehrere Tänzerinnen und Tänzer - darunter eine Person im Rollstuhl - strecken ihre Arme in die Höhe. Die Bühne ist in warmes Licht getaucht.
2021 zeigte die Forward Dance Company ihr erstes Stück: "Wir". Bildrechte: Sofia Russo Munné / Lofft Leipzig

Auch darüber hinaus versuche das Theater in der Auswahl der Produktionen möglichst divers zu sein, betont die künstlerische Leiterin Anne-Cathrin Lessel – regionale Gruppen, internationale Gruppen, marginalisierte Perspektiven, verschiedene künstlerische Ansätze. Auch für das Leipziger Haus ist die Anerkennung das Wichtigste an diesem Preis: "Das stimmt mich sehr positiv, auch in Bezug auf die Zukunft", sagt Lessel. "Wenn auch der Bund sich dafür ausspricht, dass dieses Theater, wo wir hier jeden Tag wirken und Künstler*innen seit 25 Jahren auftreten, mit so einem Preis ausgezeichnet wird, stärkt das die eigene Motivation, das eigene Selbstverständnis, da auf dem richtigen Weg zu sein."

81 Theater konkurrierten um Preis der Bundesregierung

Dass ausgerechnet zwei Häuser im Osten ausgezeichnet wurden, setzt auch ein besonderes Zeichen. "Das neue Zentrum ist die Peripherie", wird laut der Geschäftsführerin Lizzy Timmers am Theaterhaus Jena gescherzt. Da es hier keine große Szene gibt, muss in einer Stadt wie Jena ganz anders Theater gemacht und gedacht werden. Auch Anne-Cathrin Lessel vom Leipziger Lofft betont, dass die Freie Szene im Osten jünger ist und sich gerade in einer spannenden Phase befindet, in der es mehr Anerkennung und Möglichkeiten gibt.

Insgesamt hatten sich in diesem Jahr 81 Theater für den Theaterpreis des Bundes beworben. Mit der Auszeichnung ehrt die Bundesregierung kleine und mittlere Theater in Deutschland für eine herausragende künstlerische Vielfalt, modellhafte Betriebsstrukturen, besondere Leistungen zur ästhetischen Weiterentwicklung der darstellenden Künste oder für innovative Strategien zur Publikumserweiterung. Erstmals vergeben wurde der Preis 2015 unter anderem an den Leipziger Westflügel.

Quelle: Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Fonds Darstellende Künste e.V. 
redaktionelle Bearbeitung: vp, bh, tsa

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | Kultur Kompakt | 13. September 2023 | 14:30 Uhr

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